Unter dem Blauen Mond: Die Legende von Falk und Fischer (Dämonenkrieg) (German Edition)
Luft, und sie wird nicht vergehen. Die Monarchie war verloren ab dem Moment, in dem Harald den Magus erlaubt hat, den Riss zu öffnen.“ Er sah Falk und Fischer fest an. „Ich werde Euch einen Ratschlag umsonst geben, obwohl das nicht meine Art ist. Haltet die Augen offen. In dieser Burg gibt es Leute, die aus guten Gründen wollen, dass Haralds Tod ein Rätsel bleibt.“
Falk und Fischer lächelten schwach und schmerzlich. „Das wissen wir“, sagte Falk. „Glaubt uns, das wissen wir.“
Sir Vivian Hellstrom, der gefeierte Held des Roten Turms und Oberster Kommandant der Burgwache, saß allein in seiner Unterkunft und las ein Buch, das ihn nicht interessierte. Er war schon immer allein gewesen, sogar als Kind. Die Leute hatten Angst vor ihm gehabt, wegen der Identität seiner Eltern und wegen dem, was er vielleicht mit der Zeit werden würde. Sein einziger Freund war sein Bruder Gawein gewesen, und Vivian hatte Gaweins einfachen Charme, der die Angst verjagte und aus Feinden Freunde machte, immer beneidet. Aber Gawein war nicht mehr da, um auf ihn aufzupassen. Also tat Sir Vivian seine Arbeit, kommandierte Wächter, die ihn achteten und ihm gehorchten, ihn aber nicht liebten, und wenn er nicht gebraucht wurde, ging er nach Hause in sein spärlich möbliertes Quartier, saß alleine dort und wartete, bis er wieder gebraucht wurde. Denn, gebraucht zu werden war fast so gut, wie gewollt zu werden.
Das Buch war eine weitere Denkschrift über den einen lichten Moment in seinem Leben, das Standhalten am Roten Turm. Der Herausgeber hatte ihm ein Probeexemplar geschickt und respektvoll gefragt, ob er die Fakten auf ihre Genauigkeit prüfen und vielleicht eine Empfehlung schreiben würde. Er hatte es zur Hälfte gelesen und war nicht fasziniert. Sie hatten die bloßen Fakten richtig erfasst, aber sie hatten offensichtlich kein Verständnis für die beteiligten Personen oder Mächte. Das war nicht überraschend, wenn man bedachte, dass keiner der Hauptprotagonisten, auch nicht Gawein und Vivian, sich je bereit erklärt hatte, ein Interview zu geben. Sir Vivian war der Meinung, die Vergangenheit solle in der Vergangenheit bleiben. Sollten die Leute ihre Lieder und Legenden haben! Für einen Tag war er ein Held gewesen, und er würde diese Erinnerungen mit niemandem teilen.
Das Licht im Raum wurde dämmerig. Sir Vivian sah die Kerze auf dem Schreibtisch an, und die Flamme loderte auf. Magie fiel ihm immer leichter, je älter er wurde. Er hatte sie nie erlernt, nie gewollt; er hatte sich sogar geweigert zuzugeben, dass sie das Einzige war, das er je gewollt hatte. Ein Soldat. Als man ihn und Gawein am Roten Turm in die Enge getrieben hatte, war die Magie so tief in ihm vergraben gewesen, dass Vivian sich sicher gewesen war, dass er und Gawein sterben würden. Also hatte er seine Feinde mit Mut und kaltem Stahl bekämpft und fest gegen etwas standgehalten, das wie eine ganze Armee schien, und als es vorüber war und er und Gawein zwar zerfleddert, aber noch am Leben waren, da hatten sie den Roten Turm gehalten, und Magie hatte dabei dem keine Rolle gespielt.
Es war Vivian immer wichtig gewesen, sich als Mann zu beweisen, ohne Hilfe des Erbes seiner berüchtigten Eltern. Also war er ein Krieger und ein Held geworden, und trotzdem mochte ihn keiner wirklich, und keiner vertraute ihm.
In solchen Zeiten wünschte Sir Vivian, er wäre ein Mann des Branntweins.
Bis er sich an seinen Vater erinnerte.
Sir Vivian hatte Vertrauen zu Falk und Fischer. Sie schienen entschlossen, die Wahrheit zu finden, und was noch wichtiger war, sie ließen sich von keinem etwas bieten, auch nicht von ihm. Das machte sie bei Hofe zu einer frischen Brise. Sir Vivian runzelte die Stirn. Er versuchte, die Königin zu mögen, aber das war schwer. Felicity ließ niemanden an sich heran. Aber trotzdem würde er dafür sorgen, dass der Mörder ihres Mannes gefunden und bestraft würde, was auch immer dafür erforderlich war. Er hatte es bei seinem Namen und seiner Ehre geschworen. Er versuchte, unterstützend zu sein und Felicity vor ihren vielen Feinden zu beschützen, sogar, wenn einer von ihnen ihr eigener Vater war. Sir Vivian bewunderte die Charakterstärke der Königin, auch wenn der Charakter kein besonders liebevoller war. Er wusste nicht, ob sie das wusste oder was sie von ihm hielt. Er hatte es nie verstanden, mit Frauen zu reden. Was man sagen musste. Was sie gerne hörten. Das war immer Gaweins Fachgebiet gewesen.
Sir Vivian vermisste
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