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Unter dem Blauen Mond: Die Legende von Falk und Fischer (Dämonenkrieg) (German Edition)

Unter dem Blauen Mond: Die Legende von Falk und Fischer (Dämonenkrieg) (German Edition)

Titel: Unter dem Blauen Mond: Die Legende von Falk und Fischer (Dämonenkrieg) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Wanderer.“
    Alle sahen sich rasch um, aber auf der Empore war niemand anders. Fischer und Lamento entfernten sich von der Bank, traten zu den anderen und ließen das Gesangbuch zurück. Falk hatte die Axt in der Hand, und er und Fischer stellten sich Rücken an Rücken, bereit, es mit jeder Gefahr aufzunehmen. Der Seneschall versuchte, in alle Richtungen zugleich zu sehen. Lamento stütze sich auf seinen Stab und runzelte grüblerisch die Stirn.
    „Es scheint, als seien wir nicht hier allein“, sagte er nüchtern.
    „Ach was“, sagte der Seneschall. „Ihr überrascht mich. Natürlich sind wir verdammt nochmal nicht allein! Wenn die Kathedrale unbewohnt wäre, hätten wir nicht herkommen müssen! Nein, hier gibt es Präsenzen. Ich spüre sie. Ihr nicht?“
    „Hier sind viele Leute gestorben“, sagte Lamento. „Ein Blutopfer möglicherweise.“
    „Warum fließt das Blut dann immer noch?“, fragte Falk.
    „Gute Frage“, sagte Lamento.
    Er hatte nichts weiter zu sagen. Alle schauten sich um, warteten gespannt auf einen Angriff, der nicht kam. Zu allen Seiten gab es wundervolle Mosaiken, Schnitzereien und Wandteppiche, alle schön, alle beschmutzt und entstellt durch das fließende Blut. Die Kanzel sah aus, als sei etwas Großes darin geschlachtet worden. Es gab viele Statuen in verschiedenen Posen der Gnade. Allen fehlten die Häupter. Die Luft war stickig und sehr heiß, und alle schwitzten jetzt. Es gab nirgends Fenster, keine Erleichterung von dem überwältigenden metallischen Gestank frisch vergossenen Blutes. Falk spie mehrmals aus, aber der Geschmack blieb in seinem Mund. Über diesem Ort lag eine entsetzliche Schwüle, ein Druck auf der Seele wie ein Gewicht, das zu schwer zu tragen war für sterbliche Gemüter.
    „Es ist wie im Düsterwald“, sagte Fischer nach einer Weile. „Es zerrt an der Seele, macht sie schwer. Bis man sich von innen und von außen besudelt fühlt.“
    „Ja“, sagte Falk. „Ich erinnere mich.“
    „Mir war nicht klar, dass ihr den Düsterwald durchquert habt“, sagte Lamento.
    „Ihr wisst eben nicht alles“, sagte Falk. „Das war vor langer Zeit. Der Punkt ist, dass wir hier nicht lange bleiben können. Nicht einmal Ihr, Wanderer. Wenn dieser Ort eine Art Cousin des Düsterwaldes ist, dann wird er an unseren Seelen nagen. Das ist nicht die Art von Ort, an dem Menschen sein sollten.“
    „Etwas kommt!“, sagte der Seneschall. „Etwas …“
    Um sie herum erschienen die Toten, materialisierten langsam in der Realität wie dunkle Schatten, die die Luft befleckten. Reihen von Männern, Frauen und Kindern hingen in großen Kreisen um sie herum in der Luft. Ganz in Schwarz gekleidet, mit weißen Gesichtern, die Augen und Mündern nur wenig mehr als dunkle Flecken. Blut troff langsam von ihren herunterhängenden Füßen. Sie waren grauenhaft, unmenschlich unbewegt, und Wellen von Schmerz und Verlust und Schrecken trafen die vier lebenden Seelen aus allen Richtungen gleichzeitig. Sie schrien auf, selbst Lamento, und verstummten dann ob der bloßen Größe dessen, was sie fühlten, wieder. Unerträglicher Schmerz, entsetzlicher Verlust, Schrecken jenseits aller Vorstellungskraft. Das hier war nicht wie der leise, unwirksame Geist, den Falk und Fischer in Haven vorgefunden hatten. Dies waren die Geister der Ermordeten, frühzeitig aus ihrem Leben gerissen, dazu verurteilt, am Ort ihres Todes zu bleiben. An dem Ort, wo ihnen Leben, Liebe und Hoffnung grausam gestohlen worden war. Gefangen zwischen dieser Welt und der nächsten, in einem nie endenden Augenblick der Verzweiflung.
    „Lieber Gott“, sagte Falk zittrig.
    „Oh Gott“, sagte der Seneschall. „Wie viele sind das?“
    „Hunderte“, sagte Lamento. „Sie sind schon sehr lange hier.“
    „Arme Schweine“, sagte Fischer.
    Eine Bewegung ging langsam durch die dunkle Menge, und eine stille Stimme pochte in den Köpfen der Lebenden. Befreit uns. Befreit uns.
    „Gibt es nichts, was Ihr tun könnt?“, wollte der Seneschall vom Wanderer wissen. „Ihr sollt doch der Zorn Gottes sein, der Rächer des begangenen Unrechts. Wenn etwas je Rache verdient hat, dann das hier. Hier sind Kinder! Tut etwas, verdammt!“
    „Ich kann den Toten kein Leben geben“, sagte Lamento. „Nur ein Mann konnte das, und ich bin nicht er. Das Beste, was ich tun kann, ist, sie zu befreien und zur Ruhe zu schicken. Die Rache wird warten müssen, bis wir ihren Mörder finden.“
    Er griff nach seiner heiligen Macht und stellte fest, dass

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