Unter dem Blauen Mond: Die Legende von Falk und Fischer (Dämonenkrieg) (German Edition)
ruhig zurück. Fischer wog bekümmert ihr Schwert in der Hand.
„Das ist falsch“, flüsterte sie. „Um einen so mächtigen Hexer zu beschützen, sollte es alle möglichen ekligen Überraschungen geben.“
„Außer, er ist wirklich nicht so mächtig“, sagte Falk genauso leise, „und es braucht alles, was er hat, nur um den Zombiezauber aufrecht zu erhalten.“
„Dann“, sagte Fischer, „stimme ich dafür, reinzustürmen und den Bastard zu töten, ehe er überhaupt merkt, was geschieht.“
Falk sah sie zärtlich an. „Das schlägst du doch immer vor.“
„Ja, und meist klappt es.“
„Das lässt sich nicht bestreiten. Also gut, wir lauschen an jeder Tür, bis wir etwas Magisches hören, und dann platzen wir hinein und machen ein Wettrennen darum, wer ihn zuerst bekommt.“
„Los“, sagte Fischer.
Sie gingen wachsam den Flur entlang und horchten sorgfältig an jeder verschlossenen Tür. Ihre leisen Schritte klangen in der Stille gefährlich laut, aber niemand kam heraus, um nachzuschauen. Endlich, an der dritten Tür, hörten sie eine Stimme, die leise und monoton vor sich hin murmelte. Falk und Fischer warfen einander einen raschen Blick und ein Nicken zu. Falk hob die Axt, aber Fischer hielt ihn mit erhobener Hand zurück. Sie probierte den Türknauf, und er drehte sich mühelos. Fischer drehte den Knauf, soweit es ging, und schob die Tür dann einige Zentimeter nach vorne. Die Scharniere waren gnädigerweise geölt. Spannung lag in der Luft wie über dem Meer, kurz bevor ein Sturm losbricht. Falk zählte an den Fingern von drei herunter und rammte dann mit seiner Schulter die Tür. Die flog auf, und Falk und Fischer stürmten mit erhobenen Waffen in den Raum. Nur, um plötzlich wieder zum Stillstand zu kommen, als sie sahen, wer sie erwartete.
Der Hexer saß im Schneidersitz in der Luft und schwebte ungestützt über einem großen, mit Kreide auf den bloßen Holzboden gemalten Pentagramm. Er war in Hexerschwarz gekleidet und trug über seiner schlanken, fast ausgemergelten Figur weite, lockere Roben. Seine Schultern waren noch immer breit, aber seine großen Hände waren nur Haut und Knochen und schwangen unsicher hin und her, während sie sich in mystischen Handbewegungen ergingen. Die dunklen Roben waren dreckig und schäbig, nicht annähernd so eindrucksvoll, wie sie es einst gewesen waren. Dasselbe galt für den Hexer. Seine blassen, adlerähnlichen Gesichtszüge waren müde und angespannt, und die dunklen, tiefliegenden Augen waren fast fiebrig hell. Er rasierte seinen Kopf nicht mehr, und sein Haar war in einem schmutzigen Grau nachgewachsen.
Er drehte langsam den Kopf, um Falk und Fischer anzusehen, und sein dünner Mund bewegte sich zu etwas, das vielleicht als Lächeln gemeint war. Falks erster Gedanke war, dass der Hexer aussah wie ein Drogensüchtiger, dessen letzter Schuss schon zu lange her war. Auf der linken Schulter des Hexers hockte ein kleiner, blutroter Dämon, knapp dreißig Zentimeter groß, mit einem verhärmten, boshaften Gesicht und flatternden Hautflügeln. Er knurrte Falk und Fischer an und lachte dann gehässig. Eine lange, dünne Nabelschnur verlief vom geschwollenen Bauch des Dämons zum Hals des Hexers, wo sie nahtlos in die Halsschlagader überging.
„Hallo Falk, hallo Fischer“, sagte der Hexer mit einer fast normalen Stimme. „Ich wusste, wenn mich jemand finden würde, dann ihr.“
„Hallo Gaunt“, sagte Falk, ohne die Axt herunterzunehmen. „Ist eine Weile her, nicht wahr?“
Gaunt hatte einst im Alleingang den Teufelsstreifen gesäubert, alle Gauner getötet und den Ort für eine Weile fast schon zivilisiert gemacht. Aber es war alles wieder auseinander gefallen, als man ihn gezwungen hatte, Haven zu verlassen. Als guter Mann in einer bösen Stadt hatte er seine beachtliche Macht von einem Sukkubus bezogen, einem weiblichen Dämon, den er auf Kosten seiner Seele aus der Hölle gerufen und an sich gebunden hatte. Er hatte das Böse gebraucht, um Gutes zu tun und hatte kein Recht gehabt, überrascht zu sein, als alles furchtbar schief lief. Man hatte den Sukkubus vernichtet, und Gaunt hatte die Quelle seiner Macht verloren. Falk und Fischer hatten es mit angesehen. Gaunt war damals ihr Freund gewesen.
„Jesus, Gaunt“, sagte Fischer. „Was zur Hölle ist mit dir passiert – und was zur Hölle denkst du, dass du gerade tust?“
„Was ich tun muss“, sagte Gaunt.
„Du siehst halb tot aus“, sagte Falk, „und was ist das für ein garstiges
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