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Unter dem Blauen Mond: Die Legende von Falk und Fischer (Dämonenkrieg) (German Edition)

Unter dem Blauen Mond: Die Legende von Falk und Fischer (Dämonenkrieg) (German Edition)

Titel: Unter dem Blauen Mond: Die Legende von Falk und Fischer (Dämonenkrieg) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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„Ich wurde schnell eines Besseren belehrt. Ich fand den Dämon problemlos. Sobald die Dunkelheit hereingebrochen war, war er da, saß auf dem Friedhof der Stadt, hockte vor den Grabsteinen und las die Namen vor. Er war bleich wie ein Laken, blass wie eine Leiche und nackt wie eine Made und hatte eine so verdrehte Gestalt und ein so verdrehtes Gesicht, dass es genauso menschlich wie unmenschlich war. Er hatte lange, gebogene Krallen an Händen und Füßen. Wegen all der Reißzähne konnte er nur schwer sprechen, aber ich verstand ihn. Er machte keine Anstalten, mich anzugreifen, als ich mich näherte, stattdessen saß er nur da und anstarrte mich, als wollte er versuchen, sich daran zu erinnern, was ich war. Wir redeten eine Weile miteinander. Der arme Kerl hatte begonnen, sich zu erinnern, dass er einmal ein Mensch gewesen war und in dieser Stadt gelebt hatte. Er war auf der Suche nach seinen Erinnerungen und seinem alten Leben aus der langen Nacht gekommen. Im Grunde wollte er nur heim.
    Natürlich konnte man ihm das nicht gestatten. Er war immer noch ein Dämon, mit all seinen Instinkten und Gelüsten. Einige Hunde und Katzen waren bereits verschwunden. Bisher hatte er sich nicht genau erinnern können, wer er gewesen war, was gut so war. Ihr könnt euch den Schrecken seiner ehemaligen Familie vorstellen, wenn dieses missgestaltete Ding an ihre Tür geklopft und Einlass verlangt hätte.
    Also sagte ich ihm, er solle dorthin zurückgehen, wo er jetzt hingehörte, in den Düsterwald . Er wies auf einige der Gräber und las die Namen mit seiner tiefen, rauen Stimme vor. Es waren alles Mitglieder derselben Familie. M öglicherweise die Familie des Dämons, als er noch ein Mensch gewesen war, vielleicht auch nicht. Er war noch immer sehr verwirrt. Dann drehte er sich um, schaute über die schlafende Stadt und begann zu weinen.
    Ich klopfte ihm beruhigend auf die Schulter, und plötzlich drehte er sich zu mir um und bestand nur noch aus Zähnen, Krallen und furchtbarer Kraft. Ich hätte meine Axt ziehen sollen, sobald ich das gottverdammte Ding gesehen hatte, aber er hatte so bejammernswert gewirkt. Ich knallte auf den Boden, der Dämon auf mir, und es dauerte nicht lange, bis ich begriff, dass er viel stärker war als ich. Seine Krallenhände schlossen sich um meinen Hals, und ich konnte nicht mehr atmen. Ich zerrte mit aller Kraft an seinen Handgelenken und konnte sie nicht bewegen. Dann kam dieses große, knurrende, wütende Etwas aus dem Nichts angeflogen, rammte den Dämon und stieß ihn von mir herunter. So habe ich Chappie kennengelernt.“
    „Was ist dann passiert?“, fragte Fischer, nachdem Chance lange geschwiegen hatte. „Was ist mit dem Dämon passiert?“
    „Ich habe ihn erledigt“, sagte Chance. „Was hätte ich anderes tun können? Ich konnte ihn nicht in der Nähe der Stadt bleiben lassen, und es wäre zu grausam gewesen, ihn zu zwingen, in den Düsterwald zurückzugehen, obwohl er sich daran erinnerte, was er einmal gewesen war. Also drückte Chappie ihn zu Boden, und ich schnitt ihm den Kopf ab. Danach nahm er wieder seine menschliche Gestalt an, also begrub ich ihn auf dem Friedhof neben denen, die vielleicht seine Familie gewesen waren. Ohne Grabstein natürlich. Ich wusste seinen Namen nicht, und in der Stadt konnte ich nicht nachfragen. Das hätte die Leute nur beunruhigt.“
    „Du hast getan, was du tun musstest“, sagte Chappie. „Du hattest keine andere Wahl. Du hast das Schlimmste noch gar nicht erzählt. Der Dämon hatte einige Gräber auf dem Friedhof aufgegraben und sich an dem sattgefressen, was er dort gefunden hatte.“
    „Er wollte nur heim“, sagte Chance.
    „Wer will das nicht“, sagte Chappie.
    „Als wir zur Waldburg zurück kamen, sagte man mir, in meiner Abwesenheit habe jemand König Harald ermordet“, sagte Chance. „Seine Feinde hatten ihn aufgespürt, und ich war nicht da, um ihn zu bewachen. Wenn ich nicht dem Dämon gefolgt wäre …“
    „W äre der König trotzdem gestorben“, bellte Chappie. „Der König wurde von Sir Vivian und seinen Wächtern und den magischen Barrieren des gottverdammten Magus beschützt, und trotzdem hat ihn der Mörder erreicht. Was hättest du zu seinem Schutz tun können, das all diese Leute nicht konnten?“
    „Ich weiß nicht“, sagte Chance, „und weil ich nicht da war, werde ich es nie erfahren.“

    Kurz nachdem sie den Düsterwald hinter sich gelassen hatten, kamen sie zu einer Waldlichtung, an die Falk sich erinnerte.

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