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Unter dem Blauen Mond: Die Legende von Falk und Fischer (Dämonenkrieg) (German Edition)

Unter dem Blauen Mond: Die Legende von Falk und Fischer (Dämonenkrieg) (German Edition)

Titel: Unter dem Blauen Mond: Die Legende von Falk und Fischer (Dämonenkrieg) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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voraussagen, wie sie ihr Missvergnügen ausdrücken würden.
    Falk musste sich beherrschen, sich nicht glücklich umzusehen. Es war das erste Mal seit zwölf langen Jahren, dass er in seinem alten Zuhause war, und überall sprangen ihn bekannte Anblicke und Gegenstände an und brachten Erinnerungen zurück; von alten Familienporträts über antike Rüstungen bis zu ausgewähltem Nippes, den anscheinend aus Zeitmangel niemals jemand weggeworfen hatte. Selbst der wertloseste Müll konnte eine Aura des Wertes und der Geschichte annehmen, wenn die Leute ihn nur lange genug behalten. Besonders, wenn eine Geschichte dahinter stecke. Oder wenn Leute dachten, dass eine Geschichte dahinter steckte. Die alte Vertrautheit der Heimat war wieder da, und nur mit Mühe konnte sich Falk daran erinnern, wie froh er immer gewesen war, aus der Burg herauszukommen. Prinz Rupert war hier selten glücklich gewesen, und das aus gutem Grund. Die meisten Leute, die ihn verfolgt und ihm das Leben schwer gemacht hatten, waren jetzt tot, im Dämonenkrieg verloren, aber ihre Geister suchten noch immer seine Erinnerung heim. Er warf einen schnellen Blick zu Fischer, um zu sehen, welche Wirkung die Burg auf sie hatte, aber sie schien spielend damit fertig zu werden, wie sie es mit den meisten Dingen tat.
    Aus Sir Vivians zögerlichen Antworten erfuhr Falk, dass der Hof noch immer in einer Sitzung unter der Regentin, Königin Felicity, begriffen war, trotz der späten Stunde. Das Tagesgeschäft hätte längst erledigt sein sollen, aber anscheinend brauchte es bei so vielen Gruppen, politischen Parteien und Gründen, die alle gehört oder wenigstens bemerkt werden wollten, länger und länger, sich auf irgendetwas zu einigen. Erhobene Stimmen und erhitzte Gemüter waren üblich, und es war selten, dass eine Sitzung ohne Blutvergießen endete, trotz allem, was Sir Vivians Wächter taten, um die Ordnung aufrechtzuerhalten. Falk musste die meisten Einzelheiten von Chance erfahren, nachdem Sir Vivian entschieden hatte, dass er nicht mehr mit Falk redete. Man hätte denken können, er sei eingeschnappt.
    Auf ihrem Weg zum Hof kamen sie durch einen großen Saal, der gerammelt voll war mit Magiebegabten jeder Form und Couleur, die ihre Macht und ihre Fähigkeiten freudig jedem vorführten, der sich interessiert zeigte oder zumindest lange genug stehen blieb. Die erhobenen Stimmen, die blitzenden Lichter und plötzlichen Verwandlungen bildeten ein einziges Chaos, und Falk und Fischer blieben fasziniert stehen, um zuzusehen. Die meisten Magier des Waldlandes waren in der letzten großen Schlacht des Dämonenkriegs gestorben, vergiftet vom verräterischen Astrologen. Danach hatte König Harald alle Magiebegabten des Landes, welcher Art und Qualität auch immer, aufgerufen, zur Waldburg zu kommen und dem Land zu dienen, weil er angesichts möglicher magischer Angriffe des benachbarten Hügellandes und Rothirsch nicht hilflos dastehen wollte. Also kamen sie alle, beflügelt von der Aussicht, auf der königlichen Gehaltsliste zu stehen. Da die meisten von ihnen sich als wenig talentiert, als inkompetent oder als offensichtliche Betrüger herausstellten, ging die Suche sogar heute noch weiter. Der Wald konnte sich keine magische Schwäche leisten.
    Jeder in der Halle wartete darauf, gesehen zu werden, eine Audienz am Hof zu bekommen, um zu zeigen, was sie konnten. Scharlatane, Zauberer, Beschwörer, Hexenmeister, Nekromanten, Verzauberer und ein selbsternannter Messias. Einige schliefen schon seit Tagen in der Halle, und kleine Stände machten ein flottes Geschäft mit Frühstück, Wein und Hygieneartikeln. Der Lärm war scheußlich, nicht zuletzt, weil der Hof an diesem Tag nicht dazu gekommen war, jemanden anzuschauen. Wie bei so vielen Dingen hinkte der Hof auch hier weit hinter dem Zeitplan hinterher.
    Ein Zauberer hatte sich anscheinend aus Versehen mehrmals selbst verdoppelt. Er stand nun in einem Gr ü ppchen, das nur aus ihm selbst bestand und sich laut darüber stritt, wer vor ihnen das Original oder zumindest der echteste war. Ein anderer Zauberer wedelte theatralisch mit den Hängen über einem umgedrehten Zylinder und sagte laut einen Spruch auf. Der Spruch wurde plötzlich unterbrochen, als eine große Hand mit Krallen aus dem Hut schoss, den Zauberer bei der Kehle packte und ihn dann in den Hut hinein zog. Jene, die zusahen, beobachteten den schaukelnden Zylinder einen Moment lang, aber es gab kein Anzeichen, dass der Zauberer zurückkehren würde.

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