Unter dem Feuer - Silvanubis #1 (German Edition)
zu.
»Anna, es ist gut. Du musst aufwachen. Es ist ein Traum, Kleines, nur ein Traum.«
Sie öffnete die Augen. Ihre Lider waren bleischwer.
»Anna, wach auf.« Das war Edmunds Stimme. Sie strengte sich an und schließlich gehorchten ihr ihre Augen. Edmunds dunkelbrauner Schopf bildete einen scharfen Kontrast zu Peters weißblondem Strubbelkopf. Die beiden Männer beobachteten sie besorgt.
»Da bist du ja wieder. Du hast uns Sorgen gemacht.«
Nun legte Edmund seine Hand auf ihre Stirn und nickte Peter zu.
»Gott sei Dank, das Fieber ist fort. Was in aller Welt war nur mit dir los, Anna? Du hast gefiebert, fantasiert.« Edmund sah sie kritisch von der Seite an. »Hier, trink.« Er hielt ihr ein Glas Wasser unter die Nase, das sie dankbar entgegennahm. Sie hatte schrecklichen Durst, fühlte sich völlig ausgetrocknet. Hastig leerte sie das Glas, ließ das kühle Wasser durch die trockene Kehle rinnen und verschluckte sich prompt.
»Langsam, Anna. Keine Sorge, Wasser ist genug da. Geht es wieder?«
Sie nickte, schob sich ihr Kissen in den Rücken und setzte sich auf. »Fieber?«, krächzte sie. Anna hatte den Traum nur zu gut vor Augen. Fieber? Sie hatte geschlafen, lange, wie es schien, aber krank fühlte sie sich eigentlich nicht. Sie blickte von Peter zu Edmund. Schließlich räusperte sie sich. »Wie geht es Erin?«
Edmund verzog seinen Mund und zuckte mit den Schultern. »Den Umständen entsprechend, würde ich sagen. Sie schläft viel. Dummes Kind, was hat sie sich nur dabei gedacht? Ihre Eltern werden umkommen vor Sorge. Und wie fühlst du dich, Anna? Du hast fast vierundzwanzig Stunden geschlafen.« Er legte noch einmal seine Hand auf ihre Stirn. »Kein Fieber mehr, ich bin mir sicher. Obwohl, schlafen kann man das eigentlich nicht nennen. Du hast wirklich gefiebert, viel geredet, geschimpft und geschrien.«
Anna blickte zu Boden und griff nach Peters Hand. Viel geredet … »Ich wäre gern ein paar Minuten allein mit Peter.«
Edmund nickte. Ein wenig zu verständnisvoll. Was zum Teufel hatte sie alles erzählt? Edmund erhob sich und klopfte Peter im Vorbeigehen aufmunternd auf die Schulter. »Ich sehe mal nach Erin. Wenn ich nur ein paar Violabeeren hätte«, hörte sie ihn noch murmeln, bevor er die Tür leise hinter sich schloss.
»Es tut mir leid, Peter.« Anna wagte es nicht, ihrem Freund in die Augen zu sehen. Sie hatte ihm unrecht getan und sie wusste es.
»Dir braucht nun wirklich nichts leidzutun, Kleines. Du hast recht, ich hatte meine Chance.«
Anna erschrak. Hatte sie alles ausgesprochen, was sie geträumt, gedacht hatte? Bitte nicht. »Niemand konnte sie retten, Peter. Du, ihr habt viel Mut bewiesen, indem ihr hiergeblieben seid. Es tut mir so leid. Du hast recht, man kann nicht davonlaufen. Zu Hause, was bedeutet das schon, ein Haus aus Stein mit Garten, eine Stadt, ein Land?« Sie machte eine Pause und dachte nach. »Das glaub ich nicht. Zu Hause ist man dort, wo man hingehört, wo man gebraucht und geliebt wird. Aber eins weiß ich, Peter. Du bist nicht schuld an ihrem Tod!« Sie drückte ihn, und als sie ihn losließ, spürte sie, wie die Anspannung aus seinem Körper wich. Seine Schultern sanken hinab und sie hörte, wie er tief und erleichtert aufatmete.
»Danke. Darauf habe ich lange gewartet. Sehr lange.«
Anna blickte aus dem Fenster, draußen war es hell. Der Regen, der sie hier empfangen hatte, war versiegt und jemand hatte die Fenster weit geöffnet. »Hilf mir bitte.«
Sie quälte sich in die Höhe und ließ sich nur zu gern von dem alten Mann unter die Arme greifen. Doch als sie stand, stellte sie fest, dass ihre Beine sie sicher trugen. Anna löste sich, nahm Peter bei der Hand und zog ihn hinter sich her. Sanft drückte sie ihn in einen der wackligen Holzstühle.
»Wenn ich eins gelernt habe in den letzten Wochen, Peter, dann vorsichtig mit Schuldzuweisungen und vorschnellen Urteilen zu sein. Leider lerne ich recht langsam. Ich befürchte, ich habe nicht nur dir unrecht getan.«
Peter lächelte schwach. Er ließ seinen Blick prüfend über ihr Gesicht wandern. »Na, wer hat sich da in dein Herz geschlichen?«
Anna spürte, wie sie errötete, und ärgerte sich darüber. Sie wandte sich von ihm ab, blieb ihm die Antwort schuldig.
»Wusste ich es doch.« Peter grinste triumphierend. »Du hast mir noch nicht erzählt, wie genau du hinübergekommen bist. Edmund meint, allein kannst du es nicht. Noch nicht. Und überhaupt, was ist mit deiner Hand passiert?«
Das
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