Unter dem Feuer - Silvanubis #1 (German Edition)
antworten, doch Bridget hatte offensichtlich nur kurz Atem geholt, um auch schon den nächsten Redeschwall auf sie niederprasseln zu lassen. Erins Mutter wischte sich die Hände an einer nicht gerade sauberen, leuchtend gelben Schürze ab und strich Anna über das Haar.
»Ich glaube, als Erstes bringe ich dir eine kräftige Suppe. Du magst doch Hühnersuppe? Ist ganz frisch. Ich wusste ja, dass Noah dich heute wecken würde. Dazu etwas Brot, ja?«
Anna nickte erneut.
»Und einen Schluck Kaffee vielleicht?«
Anna schluckte, natürlich mochte sie Kaffee und Suppe und Brot …
»Ich habe gehört, dass du dich mit Kräutern gut auskennst. Wenn es dir ein wenig besser geht, müssen wir uns unbedingt mal darüber unterhalten.«
Anna schluckte erneut. Diese Unterhaltung konnte sie sich gut vorstellen.
»Danach zeige ich dir meinen Garten und den Keller. Und dann …« Plötzlich verschwand die befleckte Schürze samt Inhaberin aus ihrem Blickfeld.
Noah schob seine Mutter freundlich, aber bestimmt zur Tür hinaus. »Hühnersuppe wäre prima, Mama. Und ein wenig Brot.« Er zog einen Stuhl vom Tisch und winkte Anna zu sich. »Komm, Anna, setz dich. Du musst meine Mutter entschuldigen. Sie ist dermaßen erleichtert, dass Naomi halbwegs unversehrt heimgekehrt ist. Nun hat sie sich in den Kopf gesetzt, die Retter mit ihrer grenzenlosen Dankbarkeit zu überschütten.«
Erin konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. »Mein nicht ganz geringfügiger Beitrag zu dem glimpflichen Ausgang von Naomis Alleingang ist natürlich kaum der Rede wert.«
Noah legte seiner Schwester die Hand auf die Schulter. »Na na, Erin. Du kennst sie doch. Sie weiß vor lauter Freude nichts mehr mit sich anzufangen. Freude übrigens auch darüber, dass du wieder da bist. Ist dir tatsächlich nicht aufgefallen, dass sie dich seit eurer Rückkehr kaum aus den Augen gelassen hat? Keine Sorge, Schwesterchen, wenn sie sich erst mal genug um Anna und Alexander gekümmert hat, dann bekommst du deinen Teil mütterlicher Dankbarkeit als Nächste ab.«
Erin lachte. »Nein, danke. Kein Wunder, dass Naomi sich verdrückt hat.«
Anna lehnte sich erleichtert zurück und schob die Füße unter den Tisch. Der kurze Ausflug zu dem kleinen windschiefen Häuschen hatte sie mehr angestrengt, als sie vermutet hatte und sie war erschrocken darüber, wie schwach sie sich noch fühlte. »Ich dachte, es würde mir besser gehen.« Sie seufzte und sah Noah fragend an.
»Keine Sorge.« Noah lächelte ihr aufmunternd zu. »Es dauert eine Weile, bis du wieder richtig bei Kräften bist. Ein wenig Geduld musst du schon haben.«
»Wie geht es Naomi?«, versuchte sie sich, von ihrer Erschöpfung abzulenken.
Noah setzte sich neben sie und auch Erin und Alexander rückten je einen Stuhl an ihre Seite. »So langsam erholt sie sich. Sie hat Glück gehabt.« Noah schenkte jedem einen Schluck Kaffee ein, den Bridget samt Bechern auf den Tisch gestellt hatte, um mit beachtlicher Geschwindigkeit wieder hinauszueilen, vermutlich um Brot und Suppe zu holen. Anna setzte den Becher vorsichtig an die Lippen und schloss die Augen. Der kräftige Duft erinnerte sie an das letzte Frühstück, das sie mit Peter zu sich genommen hatte. Der Kaffee, den sie vor ein paar Tagen gekocht hatte, war dünn, sehr dünn gewesen, verglichen mit diesem starken Gebräu. Dieser Kaffee war schwarz und roch wunderbar. Sie öffnete die Augen. Alexander beobachtete sie. Auch er hatte einen dampfenden Becher vor sich und war wohl der Einzige am Tisch, der verstand, dass dieses dampfende schwarze Getränk für sie nicht zu einem normalen Frühstück gehörte. Beinahe unmerklich nickte er ihr zu. Ja, er verstand.
»Es wird noch eine Weile dauern, bis die Fieberschübe verschwinden und sie wieder bei Kräften ist, doch Naomi ist über den Berg, würde ich sagen. Ausnahmsweise muss ich meiner Mutter in diesem Punkt recht geben, Anna. Naomi hat Alexander und vor allem dir wohl tatsächlich ihr Leben zu verdanken. Alexander, weil er sie gefunden und Erin zu ihr geführt hat und dir, da es dir gelungen ist, zumindest vorübergehend das Fieber zu senken. Die ersten Tage nach einer derartigen Vergiftung sind die gefährlichsten. Unbehandelt steigt das Fieber zu schnell zu hoch. Naomi muss Kyra ziemlich nahe gekommen sein. Normalerweise passiert meiner Schwester so etwas nicht. Sie kennt die magischen Pflanzen, doch diese waren wohl im Unterholz versteckt.« Noah seufzte. »Leider häufen sich Unfälle dieser Art in
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