Unter dem Feuer - Silvanubis #1 (German Edition)
Nicht jetzt.
»Nein, das war Erin.« Am Ende der Treppe wartete Noah bereits auf sie. Behutsam stellte Alexander sie auf ihre Füße. »Ich denke, du solltest es noch einmal versuchen. Wenn ich Noah richtig verstanden habe, musst du dich ein wenig bewegen, um wieder zu Kräften zu kommen.«
Anna nickte und schloss sich den Männern befangen an. Als Noah ihr aufmunternd zuwinkte und andeutete ihm zu folgen, hüstelte sie verlegen. »Ähm, vielleicht könnt ihr mich erst in Richtung Plumpsklo weisen?«
Mit einem Sprung war Alexander an der massiven Haustür und hielt ihr diese galant offen. »Hier entlang, meine Dame.«
Anna schmunzelte, er konnte es einfach nicht lassen. Erhobenen Hauptes, ihren unsicheren Schritt ignorierend, stolzierte sie an ihm vorbei durch die geöffnete Tür. Augenblicklich stockte ihr der Atem.
Sie befand sich auf einer großen Veranda, die ihr einen atemberaubenden Ausblick gestattete. Sie konnte endlos weit sehen. Das Haus lag auf einer Anhöhe, das hügelige Terrain verschmolz in der Ferne mit dem Horizont. Hin und wieder schmiegten sich kleine rechteckige Flecken an die grünen Hügel, Häuser vermutlich. Die Sonne kroch die abfallenden Wiesen hinunter und ließ das saftige Smaragdgrün gnadenlos gegen das brillante Tiefblau des Himmels prallen. Hatte sie jemals solche Farben gesehen? Anna lehnte gegen das Verandageländer und staunte mit offenem Mund.
»Schön hier, nicht?«
Nur mit Mühe gelang es ihr, sich von dem betörenden Anblick loszureißen. Noah stand neben ihr und atmete tief durch. »Ich vergesse manchmal, wie wunderbar es am frühen Morgen ist. Rechts hinterm Haus, Anna. Ich schicke Erin hinter dir her, falls du Hilfe brauchst.«
Das Glühen kroch zurück in die Wangen und sie beeilte sich, an ihm vorbeizulaufen. »Nicht nötig, vielen Dank.« Letztendlich war sie aber froh, als sie beim Verlassen des stillen Örtchens Erin erblickte, die lässig an der Hauswand lehnte und ihr fröhlich zuwinkte.
»Hallo, Anna, ausgeschlafen? Wie fühlst du dich?«
Anna lächelte, sie mochte diese unkomplizierte, junge Frau. »Jetzt besser.« Grinsend setzte sie einen Fuß zu schnell vor den anderen und stolperte.
»Hoppla.« Erin griff ihr stützend unter den Arm. »Nicht ganz so schnell.«
Anna schüttelte sie ab. »Danke, Erin. Aber es geht schon. Wirklich.« Sie sah sich um, doch Noah und Alexander waren verschwunden. »Wo sind denn meine beiden Aufpasser? Alexander hat irgendetwas von Essen gesagt.« Ihr Magen knurrte erneut bestätigend.
Erin schmunzelte. »Ja, da hatte er recht. Mama wartet schon seit gestern Abend sehnsüchtig auf dich. Endlich hat sie wieder jemanden, den sie aufpäppeln kann. Naomi ist schon gestern geflüchtet. Vorläufig ist sie bei Noah eingezogen, angeblich, damit er nicht ständig zwischen seinem und unserem Haus hin und her pendeln muss, um sie zu versorgen. Obwohl er das ohnehin tut … Wenn du mich fragst, hat sie vor Mama Reißaus genommen. Versteh mich nicht falsch, es gibt wohl kaum jemanden, den ich mehr liebe als meine Mutter, aber wenn es um ihre Kinder geht, da versteht sie keinen Spaß. Und euch, Alexander und dich, hat sie sozusagen adoptiert. Also wappne dich.«
Na wunderbar. Anna rieb sich die Nase. Schon von Weitem schallte ihnen ein buntes Stimmengewirr entgegen.
Erin hüpfte in Richtung Geräuschkulisse, öffnete schwungvoll eine der vielen Türen und winkte fröhlich. »Komm schon, Anna. Keine Sorge, immer rein in die gute Stube.«
Zögernd betrat Anna das große, helle Zimmer. In der Mitte stand ein riesiger, runder Tisch, um den sich eine Unmenge dunkler Holzstühle reihte. Kaum hatte sie einen Fuß über die Türschwelle gesetzt, hastete eine kräftige Frau mit wallenden roten Locken, die sie vergeblich unter einem blauen Kopftuch zu bändigen versuchte, auf sie zu.
»Anna! Na endlich. Komm, setz dich doch, mein Kind. Ich bin Bridget, die Mutter der vier missratenen Kinder. Was bin ich froh, dich endlich hier unten zu sehen. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte man dich schon längst aufgeweckt. Fast zwei Tage ohne etwas zu essen.« Ihre Haarpracht wippte vor Annas Nase auf und ab. »Aber nein, Noah hat mal wieder seinen Kopf durchgesetzt. Nur einmal, ganz kurz, hat er mir erlaubt, wenigstens für einen Moment nach dir zu sehen. Doch nun bist du ja endlich aufgestanden. Wurde auch Zeit, wenn du mich fragst. Du hast doch bestimmt fürchterlichen Hunger, nicht wahr?«
Anna nickte und hatte bereits den Mund geöffnet, um zu
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