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Unter dem Feuer - Silvanubis #1 (German Edition)

Unter dem Feuer - Silvanubis #1 (German Edition)

Titel: Unter dem Feuer - Silvanubis #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Greco
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abzuwarten, hatte der Fremde die wärmende Decke zurückgeschlagen.
    Wie konnte er es wagen! Die kühle Brise, die sie eben noch genossen hatte, fuhr ihr unbarmherzig unter ihr dünnes Hemd. Nun war sie wach. Sie funkelte ihn an. »Was fällt Ihnen ein? Lassen Sie mich in Ruhe.« Ein trockener Husten unterbrach sie. Anna räusperte sich, ihre Stimme krächzte, als hätte sie sie eine Ewigkeit nicht gebraucht. Sie hustete erneut.
    Alexander näherte sich mit einem frisch gefüllten Becher. »Hier, trink. Violabeersaft, erinnerst du dich? Die Beeren hat dir Erin schon gegeben. Noah hat recht. Jetzt hast du genug geschlafen … geschlagene zwei Nächte und einen ganzen Tag, wenn du es genau wissen willst. Du musst aufstehen und etwas essen, sonst kommst du überhaupt nicht mehr zu Kräften.«
    Anna nahm den Becher und trank. Zwei Nächte? Noah? Sie rieb sich fröstelnd über die Unterarme und versuchte, sich zu erinnern. Der Nebel, Erin und Naomi, der Wolf, Glenn und Ronan, Kyra, Alexander … die Puzzleteile setzten sich langsam zu einem unklaren Bild zusammen. Den Aufbruch aus dem Wald, den Angriff des Wolfs und Kyra hatte sie noch klar vor Augen. An den Weg hierher erinnerte sie sich nur lückenhaft und trotz aller Bemühungen, den Augenblick der Ankunft konnte sie sich beim besten Willen nicht zurück ins Gedächtnis rufen. Wo zum Teufel befand sie sich?
    Energisch schwang sie die Beine über die Bettkante und setzte die Füße auf den Boden. Die helfende Hand, die sie am Ellbogen fasste, schüttelte sie unwirsch ab. Doch als ihre Beine sie tragen sollten, begann es in ihren Ohren zu rauschen. Alexanders schmunzelndes Gesicht verschwamm hinter einem trüben Schleier, und gerade als ihre Beine unter ihr nachgeben wollten, griff die starke Hand erneut zu.
    »Langsam, Anna. Vielleicht lässt du dir jetzt helfen?«
    Sie machte vorsichtig einige wacklige Schritte mit Noah an ihrer Seite und ließ sich erleichtert auf einen der Stühle an dem kleinen, runden Tisch sinken. Sie fühlte den Schweiß auf ihrer Stirn. Mit zittrigen Händen rieb sie sich die Augen, bis sich der Schleier hob und ihr Sehvermögen allmählich an Schärfe zunahm. Noah hatte sich neben sie gesetzt und hielt ihr seine Hand entgegen.
    »Gut gemacht, Anna. Ich bin Noah, Erins und Naomis Bruder. Ich habe euch im Wald aufgelesen. Erinnerst du dich?«
    Anna presste die Augen zusammen und schüttelte den Kopf. Nein, an ihn erinnerte sie sich nicht. Sie duzten sich offenbar.
    »Geht es wieder?«
    Ständig diese Frage! Natürlich ging es wieder. Inzwischen hatte sich auch Alexander an den Tisch gesetzt. Er sah erholt und munter aus. Anna räusperte sich erneut, ihr Hals kratzte fürchterlich. »Zwei Nächte?« Sie sah von Alexander zu Noah. »Ich habe zwei Nächte geschlafen?«
    Beide nickten. »Mit kurzen Unterbrechungen«, sagte Noah.
    Anna runzelte die Stirn. Sie konnte sich an nichts, aber auch gar nichts erinnern, außer dem regelmäßigen Trinken vielleicht. »Unterbrechungen?«
    Noah wies auf den halb vollen Becher vor ihr. »Du hast alle vier Stunden etwas getrunken.«
    Ihr Gesicht fing an zu brennen. So viel Flüssigkeit, irgendwo musste die schließlich hin. Ob Erins Bruder … Sie massierte krampfhaft ihre pochenden Schläfen. Nun grinsten beide Männer. Anna hob die Schultern, griff nach dem silbrig weißen Becher und nahm einen ordentlichen Zug. »Keine Sorge, Anna. Darum hat sich Erin gekümmert«, beeilte sich Noah ihr zu versichern. »Auch alle vier Stunden übrigens.«
    So sehr sie in ihrem Gedächtnis herumkramte, die vergangenen zwei Nächte sowie der gestrige Tag waren wie ausgelöscht. Wo sie gerade beim Thema waren, sie musste jetzt wirklich mal. Unruhig rutschte sie auf dem schmalen Stuhl hin und her. Alexander deutete auf einen Topf, der dezent unter ihrem Bett stand und Anna spürte, wie sich ihr Gesicht nicht mehr warm, sondern glühend heiß anfühlte.
    »Gibt es keine richtige Toilette?«, fragte sie verlegen und schielte unauffällig unter das Bett.
    »Plumpsklo ist draußen, Anna«, erwiderte Noah gelassen. »Möchtest du vielleicht mit runterkommen? Meine Mutter kann es kaum erwarten, dich ein wenig aufzupäppeln. Sie hat bereits eine kräftige Mahlzeit für dich vorbereitet. Frische Sachen findest du dort drüben.« Er wies auf einen Stapel Kleider am Fußende ihres Bettes. »Brauchst du Hilfe? Soll ich Erin suchen?«
    Niemand würde ihr beim Anziehen helfen und Noahs oder gar Alexanders Hilfe brauchte sie erst recht nicht.

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