Unter dem Feuer - Silvanubis #1 (German Edition)
Kartoffeln auch mitgebracht.« Anna nickte eifrig. »Offensichtlich ist das eine Einbahnstraße. Noah behauptet felsenfest, dass man nichts von Silvanubis mit hinübernehmen kann. Mit der Zeit werden wir das schon begreifen.«
»Mit der Zeit.« Anna legte den Löffel zur Seite. »Dann werde ich es wohl nie verstehen.«
»Niemand wird dich hindern, zurückzukehren. Wenn du kräftig genug bist, begleite ich dich höchstpersönlich. Doch solange wir hier sind, müssen wir wohl die Gastfreundschaft dieser Menschen annehmen.«
Anna blickte zur Tür, hinter der es langsam lauter wurde.
Alexander griff nach ihrer Hand und drückte sie kurz. »In Ordnung?«
Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und versuchte es mit einem tapferen Lächeln. »Lass sie schon herein, bevor Erin und ihre Mutter vor Ungeduld und Neugier platzen.«
Sie aß zwei Teller Suppe und drei Scheiben Brot. Schließlich lehnte sich Anna behaglich zurück und legte die Hände auf den Bauch. »So, jetzt platze ich gleich. Zufrieden, Noah?«
Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, als er ihr anerkennend zunickte.
»Es war köstlich, Bridget. Vielen Dank. Es ist sehr lange her, dass ich so viel und vor allem so gut gegessen habe. Nun kann es nicht mehr lange dauern, bis es mir besser geht, nicht wahr?« Aus den Augenwinkeln nahm sie wahr, wie sich Alexanders Miene für einen Sekundenbruchteil verdunkelte. »Jetzt würde ich mir gern ein wenig die Beine vertreten.«
Die Luft war kühl und klar, doch Anna spürte die Kraft der Sonnenstrahlen deutlich in ihrem Rücken. Noah hatte recht behalten. Das Essen hatte ihr gutgetan. Sie fühlte sich kräftiger und, im Gegensatz zu heute früh, in der Lage, einen kurzen Spaziergang zu machen. Wieder war sie beeindruckt von der Pracht der Farben, dem intensiven Blau des Himmels, dem saftigen Grün der Wiesen. Bei näherem Hinschauen entdeckte Anna einige weiße, lila und gelbe Tupfen inmitten des Grüns, Krokusse nahm sie an. Noah und Alexander liefen voran, während sie sich bei Erin eingehakt hatte und hinter den Männern herging. Anna blickte mal hier mal dorthin und ab und zu auch nach oben.
»Suchst du was?« Erin war ihrem Blick gefolgt.
Anna schwieg einen Moment verlegen. »Nun ja«, sie strich sich die Haare aus dem Gesicht.
»Ja?« Erin sah sie aufmunternd an.
»Drachen vielleicht, Greife oder den Fenris. Es ist zwar wirklich schön, aber nicht so viel anders als zu Hause.«
Erin blieb stehen und ihr Mund zuckte. »Sei unbesorgt, Anna. Denen wirst du noch früh genug begegnen. Ich dachte, dir hätte das Zusammentreffen mit dem Wolf gereicht?«
Anna sah sich erneut um. »Eben, hat es auch. Von mir aus können sie bleiben, wo der Pfeffer wächst.«
Nun lachte Erin so laut, dass sich Noah und Alexander überrascht zu ihnen umdrehten. »Das glaube ich dir gern«, sagte Erin, immer noch schmunzelnd, »doch ich befürchte, diesen Gefallen werden sie dir nicht tun. Keine Sorge, sie sind nicht so gefährlich, wie sie aussehen.«
Anna hob zweifelnd eine Augenbraue.
»Wirklich, Anna. Es kommt darauf an, wie man ihnen begegnet und sich verhält. Deshalb ist es auch so wichtig, dass ihr euch möglichst schnell mit den Besonderheiten vertraut macht. Vergiss nicht, richtig bösartig sind nur die wenigsten der magischen Kreaturen.«
»Gut gesprochen, Erin«, meldete sich Noah zu Wort. »Ich glaube allerdings nicht, dass du Anna überzeugt hast. Was meinst du, Schwester?«
Nun grinste Erin von einem Ohr zum anderen und nickte verschmitzt. Noah trat an Annas Seite, schloss die Augen. Die Gesichtszüge entspannten sich und ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Niemand sprach ein Wort. Anna sah Noah aufmerksam an. Was hatte er vor? Sie spürte den Luftzug über sich in dem Moment, als Noah die Augen öffnete. Den Blick nach oben gerichtet, griff sie instinktiv nach Alexanders Hand und ließ sie ebenso schnell wieder los, als sie die belustigten Blicke der anderen auf sich spürte.
Sprachlos beobachtete sie das riesige Ungetüm, das hoch über ihnen seine Kreise zog. Sie erkannte sowohl das dunkelgrüne Schuppenkleid als auch den ockerbraunen Bauch. Lang gestreckter Schädel, schräg stehende Augen, kurze, stämmige Beine und ein langer, kräftiger Schwanz. Unglaublich! Ein Drache. Direkt über ihr und damit viel zu nahe für ihren Geschmack. Ein Händeklatschen von Noah, und der Riese flog davon.
Alexander trat mit offenem Mund nach vorn und sah ihm fasziniert hinterher, anscheinend geradezu
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