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Unter dem Feuer - Silvanubis #1 (German Edition)

Unter dem Feuer - Silvanubis #1 (German Edition)

Titel: Unter dem Feuer - Silvanubis #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Greco
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Sie stemmte sich auf die Tischkante und mit einiger Mühe gelang es ihr, auf die Beine zu kommen. Na also, es ging doch. »Raus mit euch. Ich brauche keine Hilfe, vielen Dank.«
    Das ließen sich die beiden nicht zweimal sagen. Anna wartete, bis sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, und näherte sich mit unsicheren Schritten dem Bett. Jemand hatte sie bereits umgezogen. Ihre geliebte Jeans war ebenso verschwunden wie das hellrote Leinenhemd. Hoffentlich hatte sie auch das Erin zu verdanken. Sie trug jetzt ein beigefarbenes dünnes Oberteil und eine dazu passende lockere Hose, bequem und luftig. Ein Schlafanzug, zu Hause besaß sie diesen Luxus nicht. In der Ecke des Zimmers entdeckte Anna einen kleinen Ofen, in dem ein Feuer knisterte, das den Raum mit einer behaglichen Wärme versorgte, während von draußen milde Frühlingsluft hereinströmte. Kalt war ihr nicht mehr, im Gegenteil, die wenigen Schritte vom Tisch bis zum Bett hatten sie furchtbar angestrengt. Schweißperlen liefen ihr zwischen den Schulterblättern den Rücken hinunter.
    Zwei Nächte, das bedeutete, sie war fast eine Woche in Silvanubis. In einem Haus, wahrscheinlich nicht einmal weit von ihrem eigenen Heim entfernt, und doch unerreichbar. Nicht, dass sie die graue Stadt sonderlich vermisste. Hier war alles anders. Neu, bunt, aufregend. Wie konnte es sein, dass sie sich nach ihrem schlichten Zimmer hinter dem Laden sehnte? War es die vertraute Umgebung, die ihr fehlte? Sie hatte gedacht, sie könnte das Sonneneck einfach aufgeben. War sie überhaupt bereit für einen Neuanfang? Noch vor ein paar Tagen hatte sie es nicht abwarten können, die Ladentür hinter sich zu schließen und der Trostlosigkeit der grauen Ruinen zu entgehen. Und jetzt? Hier war es nun wirklich weder trostlos noch grau. Was genau fehlte ihr eigentlich? Peter? Suchte er nach ihr? Wartete Bauer Carlson nach wie vor enttäuscht auf die Puppe? Es würde gewiss noch einige Zeit dauern, bis sie zurückkehren konnte. Wenn überhaupt.
    Ihr Magen schnürte sich zusammen. Entschlossen griff sie nach dem obersten Kleidungsstück. Eine Hose aus hellem Wildleder. Sie strich vorsichtig mit der Hand darüber. Wunderbar weich. Diese Hose würde sicherlich wärmen und außerdem richtig bequem sein. Wieder wanderten ihre Gedanken dorthin zurück, wo sie so etwas nicht tragen, geschweige denn kaufen konnte. Anna schluckte den bitteren Geschmack im Mund hinunter und entkleidete sich. Die Hose passte wie angegossen. Als Nächstes entdeckte sie ein safrangelbes schlichtes Baumwolloberteil, hüftlang mit dreiviertel langem Arm. Der lose Halsausschnitt ließ sich mit einem schmalen Band zubinden. Es gefiel ihr, und nachdem sie es übergestreift hatte, stellte sie verblüfft fest, dass auch das Oberteil perfekt passte. Wer auch immer die Kleidung ausgesucht hatte, besaß ein verdammt gutes Auge, sowohl für Größe als auch für Farben. Sie wünschte, es gäbe einen Spiegel in diesem Zimmer. Anna atmete tief durch. Unglaublich, wie sehr sie allein das Anziehen angestrengt hatte. Sie schien heute schwächer zu sein als am Tag ihres Übertritts. Nur einen Moment ausruhen … Sie ließ sich auf die Bettkante sinken und streckte ihre Beine aus, als sie neben dem Kopfende ein Paar Schuhe auf dem Boden entdeckte. Ob die auch für sie waren? Vorsichtig schob sie ihre Füße in die mokassinartigen Halbschuhe, die ebenfalls aus Wildleder waren. Anna seufzte zufrieden, wunderbar bequem. Als das Zittern abebbte und sie meinte, ihren Körper wieder einigermaßen unter Kontrolle zu haben, erhob sie sich vorsichtig. Ihr Magen knurrte vorwurfsvoll und sie musste nun wirklich dringend. Unsicher setzte sie einen Fuß vor den anderen. Schon nach den wenigen Schritten spürte sie, wie ein Schweißtropfen hinter ihrem Ohr hinunterlief und sie am Nacken kitzelte. Verflucht noch mal! Sie sog die frische Luft tief ein und öffnete die Tür. Noch einen Schritt und noch einen. Wieder hob sich vor ihren Augen ein milchiger Schleier. Sie musste sich irgendwo festhalten, griff nach vorn, ein Geländer vielleicht, als sie eine Hand unter ihrem Ellbogen spürte.
    »Steht dir gut, Anna.«
    Wie oft eigentlich noch würde Alexander sie vor dem Stürzen bewahren? Missmutig ließ sie sich stützen und protestierte nicht, als er sie kurzerhand hochhob und die Treppe hinuntertrug.
    »Danke, hast du die Kleider ausgesucht?«, fragte sie ein wenig kurzatmig. Sie konnte sein Schmunzeln geradezu spüren, doch es ärgerte sie nicht.

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