Unter dem Georgskreuz
wirklich schlimm!« sagte Allday.
Bolitho wußte, daß Avery und Tyacke auf ihn warteten, noch mehr als sonst verbunden durch etwas, das sie selber nicht beeinflussen konnten.
Allday sagte knapp: »Man wird sie hängen. Ich weine ihnen keine Träne nach. Ich hasse Leute wie die. Ungeziefer!«
Bolitho sah ihn an, von seiner Wut gerührt. Allday war in den Dienst gepreßt worden, am gleichen Tag wie Bryan Ferguson. Was also hatte in beiden solch eine unerschütterliche Loyalität entstehen lassen und solchen Mut!
Es half nicht, daß Herrick die Antwort kannte. Oder Tyacke. Sie hieß Vertrauen.
Damit sie es nie vergessen
John Urquhart, Erster Offizier der
Valkyrie
, machte an der Relingspforte eine Pause, um nach dem Aufentern Luft zu holen, und starrte nach drüben auf die gekaperte amerikanische Fregatte
Success
. Der Wind nahm langsam zu und war schon stark genug, sie rollen und stampfen zu lassen, während die Prisenbesatzung sich alle Mühe gab, sie unter Kontrolle zu halten.
Er beäugte das ordentliche, fast friedliche Bild auf dem Achterdeck seines Schiffes, auf dem er fast vier Jahre gedient hatte. Er bemerkte die neugierigen, doch respektvollen Blicke der Midshipmen, die ihn – als ob es nötig sei – an seine zerknautschte und schmuddlige Erscheinung erinnerten. Dann sah er zum Himmel hoch, blau und ausgewaschen und wie der Ozean häsig im steten Sonnenlicht.
Er sah Adam Bolitho mit Ritchie, dem Master, sprechen. Ritchie war beim ersten Treffen mit der
U.S.S. Unity
schwer verwundet worden, als fliegende Splitter den Admiral fast blind gemacht und der Kommandant einen Nervenzusammenbruch erlitten hatte. Den Tag würde er nie vergessen, und Ritchie, den Metallsplitter niedergestreckt hatten, auch nicht. Wie durch ein Wunder hatte er überlebt. Als starker, nie ermüdender Segelmaster der alten Schule versuchte er immer noch, seine Schmerzen nicht zu zeigen und sein schreckliches Humpeln nicht ernst zu nehmen. Vielleicht würde es ja eines Tages von selbst verschwinden.
Urquhart hob in Richtung Achterdeck grüßend die Hand an den Hut. Es gab unzählige Männer wie Ritchie in den Straßen der englischen Seehäfen.
Adam Bolitho lächelte ihn an: »Kein leichtes Pullen, oder?«
Urquhart nickte. Vor drei Tagen hatten sie Halifax verlassen und ganze fünfhundert Meilen abgesegelt. Bei widrigen Winden und drohenden Stürmen war dies keine Jahreszeit, in der man mit seinen Etmalen zufrieden war, vor allem als Kommandant nicht. Doch während Urquhart getrennt von der
Valkyrie
die angeschlagene Prise kommandierte, schien der Kommandant wie verwandelt und war ganz heiter.
Urquhart sagte: »Ich habe ständig pumpen lassen, Wache um Wache, Sir. Wie die meisten französischen Schiffe ist sie ganz solide gebaut, aber der Rott ist eine andere Sache. Und dann hat ihr die
Indom
mehr als genug zugesetzt!«
»Wir lassen die
Success
einen Strich abfallen«, meinte Adam, »das nimmt den Druck ein bißchen.« Er starrte nach vorn auf die See, in das blaugrüne, rollende Wasser, das fast milchig überstrahlt schien. Nur ab und an brach aus Nordost eine kurze Bö ein, die alle Segel spannte und wie einen Trommelwirbel donnern ließ. Hier sah die See flach aus, und die treibenden Pflanzenteile aus dem Golf verstärkten den Eindruck. Er mußte lächeln. Doch hier hatte man dreitausend Faden Wasser unter dem Kiel, hieß es, obwohl es niemand genau wußte.
Er sah, wie die Segel der anderen Fregatte sich in der gleichen Bö hoben und blähten. »Morgen früh nehmen wir sie in Schlepp, Mr. Urquhart. Das macht uns zwar noch langsamer, aber wir bleiben zumindest zusammen.« Er sah Urquhart über seine Schulter blicken und hörte die klackenden Schritte des Flaggleutnants auf dem Deck. De Courcey hatte sich abseits gehalten – vermutlich auf Anordnung von Keen. Doch würde er auf dieser Reise irgend etwas lernen? Seine Zukunft schien ihm schon sicher.
De Courcey hob grüßend die Hand an den Hut und nahm mit kurzem Blick Urquharts schlampiges Aussehen zur Kenntnis. »Ist alles in Ordnung?« Er sah Adam an. »Sind wir nicht länger unterwegs als erwartet, Sir?«
Adam deutete über die Finknetze. »Da hinten ist der Feind, Mr. de Courcey, Amerika. Tatsächlich besteht Mr. Ritchie darauf, daß wir genau östlich der Chesapeake Bay stehen. Ich muß ihm natürlich glauben!«
Urquhart sah das schnelle, verschwörerische Grinsen des Masters. Doch es war mehr als das: offensichtliche Freude darüber, daß der Kapitän mit ihm Spaße
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