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Unter dem Georgskreuz

Unter dem Georgskreuz

Titel: Unter dem Georgskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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machen konnte. Sie wußten natürlich alle, daß Adam Bolitho einer der erfolgreichsten Kommandanten einer Fregatte der Königlichen Marine war und der Neffe von Englands angesehenstem und beliebtesten Seemann. Und dennoch war es schwer, ihn als Menschen einzuschätzen. Urquhart bemerkte, wie der Flaggleutnant alarmiert nach vorn schaute, als könne er dort die Küste entdecken.
    »Zweihundert Meilen, Mr. de Courcey«, erläuterte Adam. Er sah hoch, als der Wimpel im Topp wie eine Peitsche knallte.
    Urquhart fragte sich, ob ihm wohl die Flagge des Konteradmirals an der Besanstenge fehlte oder ob er Geschmack an seiner Unabhängigkeit gefunden hatte, wie kurz sie auch immer sein mochte.
    Gestern hatten die Ausgucks zwei kleine Segel im Südwesten ausgemacht. Sie hatten die beschädigte
Success
nicht allein lassen können und hatten sie nicht verfolgt.
    Also konnten die fremden Segel alles bedeuten: Küstenfahrer, die ihr Glück trotz britischer Patrouillen versuchten, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen, oder feindliche Späher. Falls der Kommandant beunruhigt war, konnte er das gut verbergen.
    »Nur zweihundert Meilen, Sir?« fragte de Courcey plötzlich. »Ich dachte, wir segeln näher an den Bermudas!«
    Adam lächelte und berührte seinen Arm, etwas, das Urquhart ihn noch nie hatte tun sehen.
    »Die Nordostwinde sind freundlich, Mr. de Courcey. Ich frage mich nur zu wem?« Er wandte sich zu Urquhart und sagte: »Wir werden im ersten Licht eine Schleppleine ausbringen. Danach…« Er beendete den Satz nicht.
    Urquhart sah ihn weggehen und das Gespräch mit dem Master fortsetzen. Er war sich seiner Sache ganz sicher, doch wieso? Wie konnte er diese Sicherheit gewonnen haben? Er dachte an die beiden früheren Kommandanten. Den unduldsamen, sarkastischen Trevenen, der angesichts echter Gefahr zusammengebrochen und spurlos über Bord verschwunden war, und an Kapitän Peter Dawes, mit dem zeitweiligen Rang eines Kommodore, der nur an Beförderung denken konnte. Jeder Fehler würde ein schlechtes Licht auf den Ersten Offizier werfen, und so hatte Urquhart beschlossen, sich nie wieder ganz auf einen Kapitän zu verlassen – der eigenen Sache wegen. Niemand würde sich um sein Schicksal kümmern.
    De Courcey bemerkte: »Ich möchte wissen, was er wirklich denkt?« Und als Urquhart schwieg, fuhr er fort: »Läßt uns alle wie wahnwitzig schuften, und wenn er selber einen Augenblick Zeit hat, bringt er achtern dem Jungen Schreiben bei.« Er lachte kurz. »Falls es wirklich Schreiben ist, was er da mit dem Jungen macht.«
    Urquhart antwortete ganz ruhig: »Man sagt, daß Kapitän Bolitho sehr gut mit Säbel und Pistole umgehen kann, Mr. de Courcey. Ich schlage vor, Sie halten sich zurück mit ihren skandalösen Vermutungen. Es könnte Ihr Ende bedeuten, nicht nur in einer Hinsicht!«
    Adam kam mit einem leichten Stirnrunzeln zurück.
    »Kann ich Sie zum Essen einladen, John? Ich vermute, das Essen an Bord der
Success
ist nicht viel besser als ihre Planken!«
    Urquhart lächelte. »Ich nehme die Einladung gern an, Sir. Aber sind Sie ganz sicher?« Er schaute auf den Kommandantenwimpel und schätzte die Kraft ein, die die beiden Rudergänger gegen das Rucken des Rades aufbrachten.
    »Ja, ich bin ganz sicher. Die brauchen den Wind, den besseren Wind. Wenn wir mit dem Land im Rücken kämpfen müssen, werden wir das erste Licht früh genug bekommen.« Er sah ihn scharf an. »Und wenn ich mich geirrt haben sollte, ist es auch nicht schlimm.«
    Dann meinte Adam fast beiläufig: »Wenn das hier vorbei ist und wir wieder unserem normalen Dienst nachgehen, habe ich vor, Sie zur Beförderung vorzuschlagen!«
    Urquhart war verblüfft. »Aber Sir, ich glaube nicht… ich bin ganz zufrieden hier bei Ihnen…« Weiter kam er nicht.
    Adam unterbrach ihn: »Das reicht!«, und schüttelte ihm den Arm, um seine Worte zu betonen. »Sagen Sie das nie, John. Denken Sie das nicht mal.« Er blickte in den geblähten Bauch des Großmarssegels. »Mein Onkel hat sein erstes Kommando mal als sein größtes Geschenk bezeichnet! Aber es ist viel mehr als das.« Sein Blick wurde hart.
    »Darum traue ich all denen nicht, die solch ein Privileg zurückweisen.« Er schüttelte sich, als wolle er sich von solchen Gedanken trennen. »Zum Mittag also. Heute ist Freitag, nicht wahr?« Er lächelte, und Urquhart fragte sich, warum es in seinem Leben keine Frau gab. »Heute lautet der Toast Auf einen kampfbereiten Gegner und genügend Seeraum. Ein perfekter

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