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Unter dem Georgskreuz

Unter dem Georgskreuz

Titel: Unter dem Georgskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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um, so daß seine vernarbte Gesichtshälfte – wahrscheinlich mit voller Absicht – sichtbar wurde. »Ich hoffe, Sie fühlen sich wohl bei uns an Bord, Sir!«
    »Werden Sie heute abend mit uns essen, James?« fragte Bolitho.
    Tyacke sah ihn an, und seine Blicke sagten alles.
    »Ich bitte um Verständnis, Sir. Aber ich muß mich um ein paar zusätzliche Dinge kümmern. Später mal. Es wird mir eine Ehre sein.«
    Die Tür schloß sich hinter ihm, und Herrick sagte: »Später mal, wenn ich wieder von Bord bin, meint er.« Bolitho protestierte. »Ich verstehe. Ein Schiff, ein Schiff des Königs sogar, hat gegen den rechtmäßigen Befehlshaber gemeutert. Das ist im Krieg ein Verbrechen ohnegleichen. Und jetzt, da wir einen weiteren Gegner bekämpfen und mit der zusätzlichen Versuchung von besserem Sold und menschlicherer Behandlung fertig werden müssen, ist alles noch viel bedrohlicher. Ich werde ganz sicherlich hören, daß die Revolte durch die Brutalität des Kommandanten hervorgerufen wurde, durch Sadismus… Ich habe das alles schon mal gehört, damals, als ich noch Leutnant war.«
    Er sprach von der
Phalarope
, ohne sie zu erwähnen, doch es war, als schrie er ihren Namen laut heraus.
    »Einige werden anführen, der Kommandant sei falsch ausgesucht worden, daß man ihn bevorzugt habe oder daß er von seinem letzten Kommando entfernt werden mußte – auch das ist nicht ungewöhnlich. Was also sagen wir daraufhin? Daß es dieser Fehler wegen nur gerecht war, vor dem Feind die Fahne zu streichen, zu meutern und den Tod des Kommandanten herbeizuführen – ob er nun Engel oder Teufel war? Es kann keine Entschuldigung geben. Es gab nie eine!« Er lehnte sich vor und sah sich in der dämmrigen Kajüte um, doch Ozzard war verschwunden. Sie saßen allein. »Ich bin dein Freund, obwohl ich es nicht immer gezeigt habe. Ich kenne dich lange genug, Richard, und konnte mir immer vorstellen, was du tun würdest, selbst wenn du noch nicht darüber nachgedacht hattest. Du würdest alles riskieren und der Ehre wegen alles drangeben, und auch aus Anständigkeit. Du würdest für diese Meuterer sprechen, ohne Rücksicht auf die Konsequenzen. Ich sage dir jetzt, Richard, es würde dich alles kosten. Man würde dich zerstören. Sie wären nicht nur Opfer ihrer eigenen Fehler – sondern dann auch noch Märtyrer. Verdammte Heilige, wenn es nach dem Willen einiger Herren geht.«
    Er unterbrach sich, schien plötzlich sehr besorgt. »Aber du hast viele Freunde. Was du getan hast und versucht hast, wird man nicht vergessen. Selbst Bethune, dieser Emporkömmling, gab mir gegenüber zu, er fürchte um deinen Ruf. Überall Neid, überall Hinterhalte.«
    Bolitho ging an dem Sessel vorbei und ließ seine Hand einen Augenblick auf der gebeugten Schulter liegen.
    »Danke für deine Offenheit, Thomas. Ich will den Sieg, ich will ihn unbedingt, und ich weiß, was dich dies gekostet hat.« Er sah sein Spiegelbild im salzbeschmierten Glas, als das Schiff einen Punkt abfiel. »Ich weiß, wie du dich fühlst.« Er spürte die Bedrückung des anderen. »Wie ich mich fühlen würde, wenn irgend etwas geschähe, das mich von Catherine trennen würde. Aber die Pflicht ist eine Sache, Thomas, sie hat mich seit meinem zwölften Lebensjahr geleitet, seit ich auf See ging. Und Gerechtigkeit ist eine andere.« Er ging weiter durch die Kajüte und sah das harte, ernste Gesicht, die Entschlossenheit, die sie auf der
Phalarope
zusammengeführt hatte. »Ich hasse es, wenn Männer in der Schlacht sinnlos fallen, wenn sie weder mitsprechen können noch gar eine andere Wahl haben. Und ich werde den Männern nicht den Rücken kehren, die man falsch behandelte, zur Verzweiflung trieb und die von anderen, die ebenso schuldig, aber nicht angeklagt sind, bereits verurteilt wurden.«
    Herrick blieb sehr ruhig. »Das überrascht mich nicht.« Er wollte sich erheben. »Speisen wir trotzdem heute abend zusammen?«
    Bolitho lächelte. Diesmal kam es ohne Mühe. Sie waren keine Feinde, die Vergangenheit hatte Bestand. »Ich hatte darauf gehofft, Thomas. Meine Räume stehen dir zur Verfügung.« Er nahm die Depeschen und sagte: »Ich verspreche dir, daß niemand versuchen wird, dich zu unterhalten.«
    Vor der Kajüte fand er Allday an einer offenen Stückpforte. Er hatte sich dort nur für den Fall eines Falles aufgehalten.
    »Wie war’s, Sir Richard?« wollte er wissen.
    »Schlimm?«
    Bolitho lächelte. »Er hat sich nicht sehr verändert, alter Freund!«
    »Dann ist es

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