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Unter dem Georgskreuz

Unter dem Georgskreuz

Titel: Unter dem Georgskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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ihre Stimme nicht zu hören.
Jetzt nicht.
Das würde sie verstehen und ihm vergeben.
    »Tragen Sie ins Log ein, Mr. Ritchie: Datum und Uhrzeit. Ich fürchte, der einzige, der auch den Ort kennt, sind Sie!«
    Ritchie grinste, wie Adam erwartet hatte. War es so leicht, Männer zum Lächeln zu bringen – selbst im Angesicht des Todes?
    Er schloß die Uhr mit einem Schnappen und schob sie in die Tasche zurück.
    »Das führende Schiff geht über Stag, Sir. Ich nehme an, sie will sich neben die Prise legen.«
    Der Leutnant schien überrascht, ja verblüfft. Adam hatte seinen Plan zu erklären versucht, als alle Decks leer und Offiziere und Mannschaften achtern versammelt waren. Die ganze Nacht lang hatten die beiden amerikanischen Fregatten sich hoch am Wind vorangekämpft, um die vorteilhaftere Position zu gewinnen.
Die ganze Nacht lang:
entschlossen und überzeugt, daß sie den Vorteil gewinnen würden. Der
Valkyrie
würde also nichts anderes übrig bleiben, als entweder aus schlechterer Position den Kampf anzunehmen oder Opfer einer Verfolgungsjagd zu werden, bei der man sie auf weite Entfernung zusammenschießen oder schließlich stranden lassen würde.
    Sie hatten nicht aus Pflichtgefühl gejubelt, hatten schon zuviel erlebt und gesehen, um sich selber noch etwas beweisen zu müssen. Sie jubelten wahrscheinlich, weil er sie einweihte und sie diesmal jedenfalls wußten, was sie vorhatten und warum.
    Er trat an die Wanten und kletterte die Webleinen empor. Seine Beine waren pitschnaß, als er sein Teleskop auf einen Punkt hinter dem jetzigen Kommando Urquharts richtete.
    Da also war sie. Eine große Fregatte, mindestens acht- unddreißig Kanonen, französischer Bauart wie die
Success
. Ehe das Glas beschlug, sah er, wie sich Männer in der Gangway des Gegners sammelten.
Success
wurde geschleppt. Ihre Kanonen waren noch festgezurrt und unbemannt. Ganz Halifax hatte wahrscheinlich davon gehört. Und es gab sicher viele Ohren, die das und noch mehr wissen wollten.
    Er stieg an Deck zurück. »Machen Sie ein Signal, Mr. Warren.
Schleppleine loswerfen

    Er erkannte, wie die oberen Rahen der feindlichen Fregatte sich mit denen der
Success
kreuzten, doch er wußte, sie waren noch nicht nahe genug, schon gar nicht längsseits. Ein paar Schüsse fielen. Scharfschützen aus dem Rigg maßen die Entfernung und suchten nach Beute wie Hunde nach einem blutenden Hirsch.
    Success
schien plötzlich in Größe und Länge zu wachsen, als die Schlepptrosse loskam und sie mit wildschlagenden Segeln abfiel.
    Adam preßte die Fäuste gegen die Hüften.
Los jetzt, los, los.
Das dauerte alles viel zu lange. In ein paar Augenblikken wären sie neben ihr, doch sie könnten immer noch abdrehen, wenn sie Verdacht schöpften.
    Heiser war Warren zu hören: »Ein Boot legt schon ab, Sir!«
    Adam nickte. Seine Augen taten ihm weh, aber er konnte den Blick nicht abwenden. Urquhart würde das zweite Boot nehmen und zwar schnell – oder gar nicht mehr.
    Wieder Schüsse, und er sah Sonnenlicht auf Stahl blitzen, als Entermannschaften sich vorbereiteten, an Bord zu klettern und die treibende Prise zu erobern. Er versuchte, nicht daran zu denken. Er rief: »Klar zum Wenden, Mr. Ritchie. Mr. Monteith, mehr Leute drüben an die Luvbrassen.« Die Geschützführer hockten geduckt und warteten auf den nächsten Befehl. Er fühlte de Courcey an der Achterdecksreling mehr als er ihn sah. Er sprach schnell, als bete er. Die Rahen des feindlichen Schiffes wurden jetzt rundgebraßt, um den Aufprall zu mindern, wenn beide Rümpfe gegeneinanderkrachten.
    Adam sah, wie das Boot von beiden Schiffen wegpullte, Furcht beflügelte die Rudernden.
    Jemand sagte leise: »Der Erste geht zu spät von Bord!«
    »Halten Sie Ihren verdammten Schnabel!« fuhr er ihn an – und erkannte seine eigene Stimme kaum wieder.
    Ritchie entdeckte es zuerst. All die Jahre auf See in vielen Wettern, sein Auge an Sterne und Sonne gewöhnt, an Wind und Strom. Ein Mann, der wahrscheinlich auch ohne Sextant den Weg zurück nach Plymouth finden würde.
    »Rauch, Sir!« Er sah seine Gehilfen an. »Lieber Gott,
er hat es geschafft!
«
    Die Explosion kam wie ein Feuersturm und war so gewaltig, daß das Schiff wie auf ein Riff gelaufen plötzlich stoppte, trotz der vielen tausend Faden Wasser unter dem Kiel.
    Die Flammen sprangen aus den Luken und durch glühende Löcher, die sich wie Krater auf dem Deck öffneten. Der Wind fuhr in sie und ließ sie wachsen, bis die Segel schwarze Lumpen waren und

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