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Unter dem Georgskreuz

Unter dem Georgskreuz

Titel: Unter dem Georgskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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leid, daß sie sich jetzt wieder trennen würden. Und er trauerte auch dem Freund nach, den er so lange und so gut gekannt hatte. Er hatte Herrick sein Schiff angeboten, solange er in Halifax zu tun hatte, doch der hatte wie erwartet abgelehnt. Er würde das Quartier beziehen, das man ihm bereitgestellt hatte. Es schien, als spüre er Schmerzen, wenn er das Leben auf einem Schiff um sich herum hatte.
    York, der Segelmaster, meldete: »Wir sind soweit, Sir, wenn Sie wollen!«
    Tyacke nickte, ohne sich umzudrehen: »Halsen Sie, wenn ich bitten darf!«
    »An die Leebrassen. Alle Mann klar zum Halsen!« Die Pfeifen schrillten, und noch mehr Männer rannten, um zuzupacken, damit die Rahen herumschwingen konnten.
    »Bramsegelschoten!«
    Zwei Fischer standen in einem schweren Dory und winkten, als sie den Schatten der
Indomitable
querten.
    Bolitho sah, wie einer der Midshipmen zurückwinkte. Seine Bewegung fror ein, als der Kapitän das sah.
    »An die Geitaue! Schneller. Und notieren Sie den Mann da, Mr. Craigie!«
    Bolitho war schon aufgefallen, daß die
Valkyrie
nicht auf dem vertrauten Platz ankerte – ebenso wenig die amerikanische
Success
. Daß man sie verholt hatte, wunderte ihn nicht. Der große Hafen war übervoll mit Schiffen, Kriegsschiffen, Handelsschiffen und Transportern jeder Art und Größe.
    »Ruder nach Lee!«
    Langsam, als erinnere sie sich an ihr früheres Leben als Linienschiff, drehte die
Indomitable
nun in den leichten Wind. Das Panorama von Häusern und Hügeln glitt an ihrem Bugspriet vorbei, als bewege sich das Land und nicht das Schiff.
    »Laß fallen Anker!«
    Der große Anker fiel, und der Schaum spritzte hoch bis zum drohenden Löwen, während das Schiff gehorsam zur Ruhe kam.
    »Das Boot wird dich an Land bringen, Thomas. Ich kann dir meinen Flaggleutnant einstweilen mitgeben…«
    Mit großen blauen Augen sah Herrick ihn an. »Ich schaffe es ganz gut allein, danke!« Dann streckte er seine Hand aus und versuchte dabei, sein Gleichgewicht zu halten. Er hatte sich wohl immer noch nicht ganz an den fehlenden Arm gewöhnt. »Jetzt verstehe ich, warum du den Dienst auf See nie quittiert hast, um irgendeinen Posten an Land oder in der Admiralität anzunehmen.
    Ich würde es genauso machen, wenn ich dürfte.« Er sprach seltsamerweise ohne jede Bitterkeit. »Doch ich wette, dort würdest du keinen kleinen Kreis verschworener Brüder finden.«
    Bolitho ergriff mit beiden Händen die ausgestreckte Hand Herricks. »Es gibt nicht mehr viele von uns, Thomas, fürchte ich!«
    Sie schauten über das Deck, zu den geschäftigen Matrosen und den Seesoldaten an der Relingspforte. Der Erste Offizier lehnte aus dem Vorschiff über die Seite, um die Ankertrosse zu prüfen.
Selbst hier
, dachte Bolitho. Charles Keverne war sein erster Offizier auf dem Dreidecker
Euryalus
gewesen, als er selber Flaggkapitän war. Ein verläßlicher Offizier trotz eines aufbrausenden Temperaments. Sein gutes Aussehen hatte ihm eine liebenswerte Frau gewonnen. Vor etwa zwölf Jahren hatte Keverne dieses Schiff hier kommandiert – als sie noch ein Schiff der dritten Klasse war. Sie hatten zusammen in der Ostsee gekämpft. Wieder einmal hatte die
Indomitable
triumphiert, doch Keverne war dabei gefallen.
    Herrick sah, daß seine Seekiste und sein anderes Gepäck an Deck gestellt wurden. Das Boot war schon ausgeschwungen, die Verbindung zwischen ihnen fast schon gekappt.
    Herrick blieb an der Leiter stehen, und Bolitho sah ein kurzes Zeichen, das der Unteroffizier der Seesoldaten seinem Vorgesetzten gab.
    Herrick kämpfte mit etwas. Er war stur, hatte einen eisernen Willen, gab nicht nach und war doch stets loyal.
    »Was ist, Thomas?«
    Herrick sah ihn nicht an. »Ich habe einen Fehler gemacht, als ich dein Verhältnis zu Lady Somervell kritisiert habe. Ich habe so über den Verlust von Dulcie getrauert, daß ich blind war für alles andere. Ich habe versucht, ihr in einem Brief alles zu erklären…«
    »Ich weiß. Der hat sie sehr bewegt. Und mich auch.« Herrick schüttelte den Kopf. »Das sehe ich alles erst jetzt, verstehst du? Was du für die Marine des Königs getan hast oder für England – und dennoch hörst du nicht auf.« Er packte plötzlich Bolithos Arm. »Geh, solange du kannst, Richard. Nimm Catherine und sei dankbar für sie. Laß jemand anders diese verdammte Verantwortung tragen für einen Krieg, den niemand will, außer denen, die an ihm Geld verdienen!
Es ist nicht unser Krieg
, Richard. Nimm wenigstens dieses eine

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