Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter dem Georgskreuz

Unter dem Georgskreuz

Titel: Unter dem Georgskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
Vom Netzwerk:
Korporal murmelte: »Auf unser Glück, Freunde!« Avery nahm einen Schluck und spürte den Rum die Kälte vertreiben. Und die Furcht. Er sah wieder durch das Teleskop.
Heute sind Sie meine Augen.
Als stünde er neben ihm.
    Und dann war der Feind plötzlich sichtbar.
    Kapitän Tyacke beobachtete die schattenhaften Gestalten von Hockenhull, dem Bootsmann, und einer Gruppe von Seeleuten, die Leinen dichtholten und sie um Poller legten. Alle Boote der
Indomitable
waren zu Wasser gelassen und hingen achteraus an einer Leine wie ein einziger großer Seeanker. Obwohl er sie kaum erkennen konnte, wußte er, daß die Netze über dem Kanonendeck bereits gespannt waren. Der Vorhang konnte aufgehen.
    Tyacke prüfte sich. Hatte er noch Zweifel? Falls er welche gehabt hatte, waren sie verweht, als sich der alte Ausguck von oben aus der Focksaling gemeldet hatte. Avery würde jetzt durch sein Glas starren, versuchen Einzelheiten herauszufinden, Zahlen, die Stärke des Feindes ergründen.
    York meldete: »Der Wind nimmt ab, Sir. Doch er reicht uns noch!«
    Tyacke schaute auf Bolitho zurück, eine große Gestalt vor den hellen, gestauten Hängematten. Er sah ihn nicken. Es wurde Zeit – es mußte sein. Doch der Wind war alles.
    Scharf befahl er: »Schütteln Sie das zweite Reff aus, Mr. Daubeny. Setzen Sie Fock und Besan.« Und dann fragte er sich:
Wo sind unsere verdammten Schiffe?
Sie hätten sich in der Nacht verlieren können. Das wäre immer noch besser als ausgerechnet jetzt eine Kollision. Er hörte, wie der gutmütige Midshipman des Ersten Offiziers mit schriller Stimme seine Befehle wiederholte. Etwas Unsicherheit klang darin mit, weil er wohl nicht genau wußte, was geschehen würde.
    Er dachte stirnrunzelnd an die anderen Offiziere. Jungen in Uniform. Auch Daubeny war jung für die Verantwortung, die er trug. Er wiederholte in Gedanken, was er gesagt hatte:
Wenn ich fallen sollte…
Daubenys Können oder sein Versagen würde über Erfolg und Mißerfolg entscheiden. Er hörte Allday etwas sage n, über das Bolitho lachte, und war überrascht, daß ihn das immer noch berührte. Es gab ihm Halt, so wie die großen Eisenringe die Masten stützten.
    Die Seesoldaten hatten ihre Waffen abgelegt und bemannten die Besanbrassen, als der Besan sich knatternd im Wind blähte.
    Er spürte Isaac York in der Nähe, der sicher mit ihm reden wollte, um sich die Zeit zu verkürzen – so wie es Freunde vor Beginn eines Kampfes immer zu tun pflegen. Es könnte das letzte Mal sein. Doch er wollte seine Zeit nicht mit leeren Gesprächen vergeuden. Er mußte hellwach bleiben, auf alles reagieren, alles sehen – von den Männern am großen Doppelrad bis zum jüngsten Midshipman, der das Stundenglas neben dem Kompaßgehäuse umdrehte.
    Er sah seinen eigenen Bootsführer, Fairweather, die Boote mustern, die achteraus an der Trosse trieben.
    »Sorgen, Eli?« Er sah ihn grinsen. Ein Allday war er nicht, doch er gab sein Bestes.
    »Die werden sicher Farbe gebrauchen, wenn wir sie wieder an Bord nehmen, Sir!«
    Doch Tyacke hatte sich schon abgewendet. Er musterte die nächsten Kanonen, um die die Mannschaften, einige mit nacktem Oberkörper, im kalten Wind standen und auf die ersten Befehle warteten. Die Decks waren gesandet, damit niemand in Gischt oder Blut ausrutschte. Rammer, Wischer und Wurmhaken, Werkzeuge ihres Handwerks, lagen ganz in der Nähe.
    Leutnant Laroche meldete: »Der Flaggleutnant.«
    Avery stieg den Niedergang zum Achterdeck hoch, wo Allday ihm Säbel und Hut reichte.
    »Es sind insgesamt sechs Schiffe, Sir Richard. Die Tide läuft meiner Meinung nach ab.«
    York bestätigte: »Muß sie!«
    »Ich denke, eine Fregatte hat alle Boote in Schlepp, Sir. Wir sind noch zu weit weg, und es ist noch zu dunkel, um es genau zu erkennen.«
    Tyacke sagte: »Das leuchtet ein. Das hält sie alle zusammen. So sind sie dann bestens gerüstet für die Landung.«
    »Wir können nicht warten«, sagte Bolitho. »Wir ändern unseren Kurs.« Er sah Tyacke an und meinte hinterher, er habe gelächelt, obwohl sein Gesicht im Dunkeln lag. »Sobald wir unsere eigenen Schiffe erkennen, eben Sie den Befehl:
Nach eigenem Ermessen angreifen.
Wir können hier nicht in Linie kämpfen!«
    Avery erinnerte sich noch gut, wie konsterniert die Herren der Admiralität gewesen waren, als Bolitho seine Ansichten über die Zukunft der Flotte vertreten hatte.
    Tyacke gab jetzt seinen Befehl. »Zwei Strich abfallen. Neuer Kurs Nordost bei Nord.« Er wußte, was Bolitho

Weitere Kostenlose Bücher