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Unter dem Georgskreuz

Unter dem Georgskreuz

Titel: Unter dem Georgskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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der beiden Fregatten war sicher die
Wildfire
mit achtundzwanzig Kanonen. Bolitho stellte sich ihren Kommandanten vor, einen Mann mit dunklen Zügen, der seinen Toppgasten zubrüllte, mehr Segel zu setzen, soviel wie sie gerade eben noch tragen konnten. Morgan Price, ein rauher Waliser, hatte noch nie ein Sprachrohr gebraucht, selbst in einem brüllenden Sturm nicht.
    Allday meinte: »So ist es richtig, Sir Richard!«
    Bolitho sah ihn überrascht an. Allday machte sich um die anderen Schiffe keine Sorgen. Wie viele auf dem Achterdeck hatte er beobachtet, wie die eigenen Boote weiter und weiter achteraus trieben und nur von einem großen Treibanker gehalten wurden. Nach dem Gefecht würde man sie wieder aufnehmen. Das war vor jedem Kampf nötig, um Verletzungen durch herumwirbelnde Holzsplitter zu vermeiden. Doch für Allday waren sie, wie für die meisten Matrosen, die letzte Überlebenschance, wenn das Schlimmste geschehen sollte. So wie ihr bloßes Vorhandensein an Deck verängstigte Männer dazu bewegen würde, Gehorsam und Disziplin zu vergessen und sie zur Flucht zu benutzen.
    Bolitho bat ihn: »Hol mir bitte ein Glas!«
    Als Allday ein passendes Teleskop suchte, schaute er achteraus auf die ferne Fregatte. Dann deckte er sein unverletztes Auge ab und wartete darauf, daß die hellen Bramsegel verschwimmen oder ganz verschwinden würden. Beides geschah nicht. Die Tropfen, die der Arzt ihm gegeben hatte, taten seinem Auge gut, auch wenn sie beim ersten Mal immer brannten. Helligkeit und Farben veränderten sich nicht, ja selbst das Gesicht des Meeres trug wieder individuelle Wellen und Täler.
    Allday kam mit dem Teleskop. »Alles in Ordnung, Sir Richard?«
    »Du machst dir zuviel Sorgen«, antwortete Bolitho sanft. Allday lachte, erleichtert und zufrieden.
    »Kommen Sie mal, Mr. Essex!«
    Er ließ das schwere Glas auf der Schulter des Jungen ruhen und richtete es sorgfältig über den Steuerbordbug aus. Ein schöner, klarer Morgen war aus den Wolken und dem kalten Wind gestiegen. Der Winter meldete sich hier früh. Er fühlte, wie der junge Midshipman leicht bibberte. Kälte, Erregung, sicherlich keine Furcht, noch keine Furcht. Er war ein lebhaftes, intelligentes Kerlchen und dachte wahrscheinlich auch nur an den Tag, an dem er seine Examen ablegen könnte und befördert würde – auch wieder so ein Junge in Uniform.
    Mindestens drei Schiffe, der Rest war noch nicht sichtbar. Sie segelten fast in Kiellinie und neigten sich, als sie steil durch den Wind gingen. Weit hinter ihnen lag ein purpurfarbener Hauch wie eine niedrige Wolke auf dem Wasser. Er dachte an Yorks Karten und seine runde Schrift im Logbuch. Die Grand Manan Insel, die den Eingang zur Bucht bewachte. Die Amerikaner würden sich der Gefahren beim Einlaufen sicher sehr bewußt sein: eine Leeküste mit Untiefen, die noch gefährlicher wurden, wenn die Tide wechselte.
    Er richtete sich auf und wartete, bis der Atem des Jungen sich wieder beruhigt hatte. Oder vielleicht hielt er nur den Atem an, sich seiner besonderen Verantwortung wohl bewußt.
    Ein viertes Schiff erschien jetzt in der starken Linse. Ein Sonnenstrahl trennte es von den anderen und hauchte ihm Leben ein.
    Er wußte, daß Tyacke und York ihn beobachteten und die Chancen abwogen.
    Bolitho sagte: »Das vierte Schiff schleppt die Boote. Der Flaggleutnant hat sich nicht geirrt.« Er hörte Avery laut lachen, als Tyacke trocken bemerkte: »Endlich mal nicht, Sir!«
    Bolitho schob das Glas mit einem Klick zusammen und sah auf den Midshipman herunter. Er hatte Sommersprossen wie einst auch Bethune. Er dachte an Herricks Urteil:
ein Emporkömmling.
    »Vielen Dank, Mr. Essex.« Er trat wieder an die Reling.
    »Bringen Sie sie höher an den Wind, James. Ich möchte das schleppende Schiff angreifen, ehe es die Boote loswerfen kann. Ob leer oder besetzt macht jetzt auch keinen Unterschied mehr. Wir werden sie am Landen hindern, und in einer Stunde wird alles vorbei sein.«
    Tyacke gab an den Ersten Offizier weiter: »Klar zum Kurswechsel!« Dann ein fragender Blick zum Segelmaster. »Was meinen Sie, Isaac?«
    York kniff die Augen zusammen, musterte den Besan und dann das Bramsegel darüber. »Nordost bei Ost.« Er schüttelte den Kopf, als das Achterliek des Besan, von dem die große weiße Kriegsflagge fast genau mittschiffs wehte, laut zu flappen begann. »Nein, Sir. Nordost ist alles, was wir anliegen können, fürchte ich.«
    Bolitho war sichtlich gerührt von der Intimität zwischen den beiden

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