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Unter dem Georgskreuz

Unter dem Georgskreuz

Titel: Unter dem Georgskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Schließlich hatte sie einen viel älteren Mann geheiratet, einen gütigen Auktionator, der ihr eine sichere Zukunft bot und ein Haus in den Portsdown Hills kaufte, von wo aus man den Solent und die Schiffe auf der Kimm sehen konnte. Wie oft hatte ihn das gequält. Das Haus lag nicht weit von Portsmouth und dem Lazarett, in dem er hatte sterben wollen.
    Sie hatten zwei Kinder, einen Jungen und ein Mädchen.
Sie hätten meine sein können.
Jetzt war ihr Mann gestorben. Sie schrieb Tyacke, weil sie in der Zeitung etwas über das Geschwader und über ihn als Flaggkapitän von Sir Richard Bolitho gelesen hatte.
    Der Brief war mit viel Gefühl geschrieben, doch ohne Entschuldigung oder Nachgeben – ein reifer Brief. Sie bat um sein Verständnis, nicht um seine Vergebung. Sie wäre dankbar für eine Antwort, sehr dankbar.
Marion
.
    »An Deck! Segel in Sicht in Nordost!«
    Tyacke nahm ein Glas aus dem Stell und trat nach Luv, blickte über das Deck und durch das straffe Rigg. Leichtes Sonnenlicht, doch keine Wärme. Das Wasser blau und grau. Er hielt den Atem an, vergaß die Seeleute und Seesoldaten, die ihn beobachteten. Ein, zwei, drei Schiffe. Ihre Segel füllten sich und flappten dann wieder im Versuch, den Wind zu halten. Die anderen Schiffe waren noch nicht sichtbar.
    Diesmal haben wir den Vorteil auf unserer Seite.
Doch bei solch unstetem Wind könnte sich das auch leicht umkehren.
    Er senkte das Glas und wandte sich an Bolitho. »Ich denke, wir bleiben auf Kurs, Sir Richard!«
    Nur ein Nicken, wie ein Händedruck. »Einverstanden. Signal an die
Chivalrous
:
Zum Flaggschiff aufschließen.
« Er lachte unerwartet, seine Zähne glänzten weiß in seinem braungebrannten Gesicht. »Dann setzen Sie das Signal:
Nahkampf
.« Das Lächeln verwehte. »Lassen Sie das Signal wehen!«
    Tyacke sah, wie er Allday zunickte. Wieder eine Verbindung, eine Rettungsleine.
    »
Chivalrous
bestätigt, Sir!«
    »Sehr gut.«
    Bolitho stand jetzt wieder bei ihm. »Wir werden das Schiff, das die Boote schleppt, als erstes angreifen.« An Tyacke vorbei sah er unscharf die Segel der anderen Fregatten im ersten Licht. »Lassen Sie laden, sobald Sie können, James!« Seine grauen Augen blickten ernst. »Die Soldaten dürfe n auf keinen Fall landen!«
    »Ich werde alles veranlassen. Doppelte Ladung und Schrapnell obendrein.« Er sprach ohne jedes Mitgefühl.
    »Aber wenn wir wenden, kriegen wir es mit den anderen zu tun, es sei denn, unsere Schiffe helfen uns.«
    Bolitho legte ihm die Hand auf den Arm. »Sie werden kommen, James. Ich bin ganz sicher.«
    Er wandte sich Ozzard zu, der sich gebückt vom Niedergang genähert hatte, als erwarte er den Feind bereits längsseits. Er brachte dem Admiral den goldbesetzten Hut, den er wie eine Pretiose vor sich hertrug.
    Drängend wandte Tyacke ein: »Wäre das klug, Sir Richard? Hier wird es heute von Scharfschützen der Yankees nur so wimmeln.«
    Bolitho reichte Ozzard seinen einfachen Alltagshut und setzte nach nur kurzem Zögern den neuen auf das feuchte Haar.
    »Geh nach unten, Ozzard. Und vielen Dank.« Er sah den kleinen Mann erleichtert verschwinden. Mit keinem Wort verriet er, was er wirklich dachte. Dann sagte Bolitho ruhig: »Wahrscheinlich ist es Wahnsinn, aber so ist es nun mal. Nüchternes Kalkül wird heute nicht reichen, James.« Er berührte sein Auge und starrte in den spiegelnden Glanz. »Aber einen Sieg muß es geben.«
    Der Rest wurde übertönt vom Schrillen der Pfeifen und dem Quietschen der Blöcke, als die Kanonen aus ihren Halterungen gelöst wurden und die Mannschaften das Laden vorbereiteten.
    Er wußte, daß einige Männer der Achterdeckswache gesehen hatten, wie er den neuen Hut aufsetzte, den Catherine und er zusammen in der St. James Street in London erstanden hatten. Er hatte vergessen, ihr von seiner Beförderung zu erzählen, und sie hatte ihn dafür umarmt. Ein paar Seeleute riefen Hurrah, und er tippte grüßend an den Hut. Tyacke hatte Besorgnis in Alldays Gesicht bemerkt und ahnte, was die Geste ihn gekostet hatte.
    Tyacke ging davon und beobachtete die vertrauten Vorbereitungen, ohne sie richtig zu sehen. Laut sagte er: »Sie werden Ihren Sieg bekommen, egal wie!«
    Bolitho trat an die Reling, wo Allday stand und mit der Hand über den Augen achteraus peilte.
    Wie Federn waren auf der glänzenden Kimm zwei weitere Fregatten des Geschwaders aufgetaucht. Ihre Kommandanten waren ganz ohne Zweifel erleichtert, daß das Tageslicht sie wieder zusammenführte. Die kleinere

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