Unter dem Georgskreuz
ungestörte Reise heraus. In Cornwall würde sich zart der Frühling melden, wenn er in Halifax auf der
Indomitable
seine Flagge setzte.
Endlich würde er wieder James Tyacke um sich haben und Adam und Keen, die ihm halfen.
Wen würde sie haben?
Er hatte ihr von Belinda berichtet und ihrem Wunsch nach mehr Geld. Catherine hatte das gewußt oder geahnt.
»Braucht mehr? Will mehr ausgeben, das ist’s. Ich will nicht, daß diese Frau dich weiter belästigt, Richard.«
Dann herrschte Stille im Gasthaus. Sie hielten sich in den Armen, sprachen leise und liebten sich noch einmal mit verzweifelter Hingabe – zum letzten Mal.
Sie hörten Matthew leise mit Ferguson reden. Ferguson hatte darauf bestanden, sie zu begleiten. Er selber würde Catherine auf dem Rückweg eskortieren, statt sie irgendeinem bezahlten Begleiter zu überlassen. Er und Matthew hockten redend und trinkend im Vorraum. Dann hatte Ferguson sich in ein Zimmer zurückgezogen und Matthew zu den Pferden in den Stall. Unterwegs schlief er immer bei ihnen.
Catherine drehte sich um, um ihn wieder anzuschauen.
»Denk dran, ich bin immer bei dir. Ich werd dir oft schreiben, damit du weißt, was hier in Falmouth passiert, in unserem Haus.« Sie berührte die Locke über seinem rechten Auge. Sie war jetzt fast weiß, und sie wußte, daß er sie nicht mochte. Sie dachte an die tiefe Narbe darunter, die wohl der Grund dafür war. Sein Haar war sonst so schwarz wie an jenem Tag, da sie sich zuerst begegnet waren.
Sie murmelte: »So stolz auf dich, Richard!« Sie senkte den Kopf und hieb mit der Faust auf den Sitz. »Ich werde nicht weinen. Wir haben so viel gemeinsam erlebt und haben so viel Glück. Ich werde
nicht
weinen.«
Sie hatten beschlossen, sich zu trennen, ehe er an Bord ging. Es würde also ganz anders sein als damals, als sie über die Seite der
Indomitable
geklettert war und Tyackes Männer sie jubelnd begrüßt hatten. Wie viele von denen waren wohl gefallen im letzten Gefecht mit Beers
Unity
?
Jetzt, da die Zeit gekommen war, war es schwer, an ihren Abschied zu glauben.
Sie las seine Gedanken und sagte plötzlich: »Können wir für ein paar Augenblicke aussteigen?«
Sie verließen die Kutsche, und er hielt ihren Arm, als der Wind ihren Mantel blähte. Bolitho brauchte keinen Windmesser, er fühlte diesen Seemannswind. Die
Royal Enterprise
würde an ihrer Ankerleine rucken – ungeduldig, um endlich das Land hinter sich zu lassen. Das hatte er sein ganzes Leben erlebt, wenn auch selten genug als Passagier.
Und unten lag wie eine dunkle, sich windende Schlange der Hamoaze und dahinter verschwommen in der dunstigen Luft Plymouth und der Sund.
Leise sagte sie: »Die Hügel von Devon, Richard. Wie gut ich diese Orte kenne, durch dich.«
»Wir haben so viel gemeinsam erlebt!«
Sie legte ihm den Finger auf den Mund. »Sag, daß du mich immer lieben wirst!«
Sie traten an die Kutsche zurück. Matthew stand neben den Pferden. Ferguson saß oben, in den großen Kapuzenmantel des Kutschers gehüllt, schweigend, teilnehmend wie so oft schon.
Die Kutschtür fiel hinter ihnen zu, und sie fuhren wieder. Jetzt ging es bergab. Viele Leute waren auf der Straße, einige wiesen auf das Wappen auf der Tür und jubelten, ohne zu wissen, ob die Kutsche leer oder besetzt war. Dann kamen Häuser, ein Stall, an den er sich noch aus seinen Tagen als junger Leutnant erinnerte. Er hielt sie fest und sah sie an und wußte, was diese Augenblicke sie beide kosteten. Sie war schön, trotz der Schatten unter den Augen. So würde er sich immer an sie erinnern, auch wenn der Ozean zwischen ihnen lag.
Sie sagte: »Ich werde mich beschäftigen, Richard. Ich werde Bryan helfen und Nancy öfter besuchen. Ich weiß, sie nörgelt an Lewis rum und macht sich Sorgen. Er tut nichts von dem, was die Ärzte ihm sagen.«
Matthew rief: »Wir sind da, Sir Richard.«
Sie klammerte sich an seinen Arm. »Ich werde mit dir bis zum Anleger gehen. Sie haben vielleicht noch kein Boot geschickt. Ich werde dir Gesellschaft leisten.«
Er streichelte ihr Gesicht, ihr Haar. »Das Boot ist da. Ich bin Admiral. Vergiß das nicht!«
Sie lachte. »Und du hast damals vergessen, es mir zu sagen.«
Er umarmte sie. Keiner bewegte sich. Es gab kein Gepäck. Das war längst vorausgeschickt worden. Alles, was er jetzt tun mußte, war aussteigen und durch das Tor auf den Steg gehen. Es war ganz einfach. Das hatten sich wahrscheinlich auch die gesagt, die auf ihrem letzten Weg zur Guillotine
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