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Unter dem Georgskreuz

Unter dem Georgskreuz

Titel: Unter dem Georgskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Mördergrube gemacht und den Befehl sinnlos genannt. Bolitho wurde hier gebraucht, mußte hier führen und den hart erkämpften Sieg weiter ausbauen.
    Er war in der großen Kajüte auf und ab geschritten, während Dawes am Tisch saß, ein kostbares Glas in der Hand. War er amüsiert oder nicht betroffen?
    Tyacke hatte hinzugefügt: »Das Wetter wird bald besser. Die Yankees müssen etwas unternehmen. Wenn sie auf See nicht gewinnen können, werden sie an Land Druck machen. Sie werden ihre Artillerie bis an die kanadische Grenze bringen.«
    Dawes schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Man wird irgendeine Vereinbarung treffen. Sie sollten Ihren Lordschaften mehr Glauben schenken, sie sind erfahren und wissen viel.«
    Tyacke hatte ihm kaum zugehört. »Unsere Truppen haben Detroit eingenommen und die ganze Armee der Yankees gefangengesetzt, die die Stadt verteidigte. Glauben Sie nicht auch, daß die Yankees alles daran setzen werden, die Stadt zurückzuerobern und unseren Soldaten die Schädel blutig zu schlagen?«
    Dawes hatte plötzlich die Geduld verloren: »Man muß große Seen überqueren, Flüsse befahren und Forts erobern, ehe man das kann. Glauben Sie nicht, daß unsere amerikanischen Vettern, die Sie so bildvoll Yankees nennen, sich die Kosten für eine derartig verrückte Aktion genau überlegen?«
    Seither hatten sie nur noch selten miteinander geredet. Einmal ging es um die Einladung zu einer Gesellschaft des Ortskommandanten am Weihnachtsabend. Tyacke hatte seine Teilnahme abgelehnt.
    Nichts war Dawes wichtiger, als Admiral zu werden. Und jetzt schien das Nichtstun und das Zurückhalten des größten Teils des Geschwaders in Halifax ihm attraktiver, als die Initiative zu ergreifen. Ihre Folgen könnten immerhin auf ihn persönlich zurückfallen und als Fehler oder Schlimmeres gewertet werden.
    Tyacke begann wieder auf und ab zu gehen. Dort draußen kreuzten feindliche Schiffe, ob man’s nun mochte oder nicht. Sie waren eine ständige Bedrohung. Dawes hatte nur örtliche Patrouillen erlaubt und nichts Größeres als eine Brigg detachiert. Er war der Ansicht, daß die Amerikaner es sich gründlich überlegen würden, ehe sie erneut Geleitzüge zwischen Halifax und Westindien bedrängten. Schließlich war Adam Bolitho geflohen und hatte mit seiner
Zest
Rache genommen. Und außerdem hatte Bolitho persönlich sie besiegt. Napoleon zog sich überall zurück, die Depeschen waren voll davon. Tyacke fluchte verärgert. Er hatte diese Nachricht nun schon jahrelang gehört, das erste Mal, als Napoleon in Ägypten landete und französisches Feuer sein Gesicht weggebrannt hatte.
    Das alles bedeutete für die Amerikaner, sofort und ohne Zögern zu handeln, und zwar solange die britischen Streitkräfte und eine ganze Flotte, die sonst in diese Gewässer geschickt werden könnte, sich noch mit dem alten Feind Frankreich befaßten.
    Und wenn – unmöglicher Traum! – Frieden geschlossen würde? Was wären dann seine persönlichen Pläne? In England gab es für ihn nichts zu tun. Er war sich bei seinem letzten Besuch, als er die
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übernahm, fremd vorgekommen. Also Afrika? Dort war er immer glücklich gewesen. Oder hatte er sich das nur eingebildet?
    Er bemerkte John Daubeny, den Ersten Offizier, der offensichtlich mit ihm sprechen wollte. Tyacke hatte mit dem Gedanken gespielt, einen erfahreneren Offizier als Ersatz für Scarlett anzufordern. Wie die meisten Mitglieder der Offiziersmesse an Bord war Daubeny jung, vielleicht sogar zu jung für die Aufgaben eines Ersten Offiziers. Aber Dawes hatte angedeutet, lieber einen seiner eigenen Leutnants dazu zu ernennen. Tyacke grinste verwegen. Diese Andeutung hatte seine Entscheidung herbeigeführt. Wie auch immer – an jenem Septembertag war Daubeny gereift wie die meisten Überlebenden. So war’s eben in der Königlichen Marine: Ein Mann fiel oder wurde versetzt, und ein anderer nahm seine Stelle ein, schlüpfte wie in die Schuhe eines Toten nach dessen Hinrichtung. Selbst der pompös auftretende Midshipman Blythe, der jetzt als Leutnant bestätigt und damit der jüngste Offizier an Bord war, hatte sich sehr bewährt. Er trieb Sachen voran und vergaß dabei auch Einzelheiten nicht. Das überraschte Tyacke ebenso wie die Tatsache, daß Blythe’s eigene Division ihm murrend Respekt zollte, nachdem sie ihn zuvor wegen seiner Überheblichkeit als Midshipman abgelehnt hatten. Lieben würden sie ihn nie, doch jetzt gab es zwischen ihnen eine n Neuanfang, und

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