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Unter dem Georgskreuz

Unter dem Georgskreuz

Titel: Unter dem Georgskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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hatte ich schon Pläne geschmiedet. Ich wünschte, ich hätte mehr Zeit gehabt, mich um ihn zu kümmern.«
    Whitmarsh und ein Messesteward hatten den Tisch abgeräumt. Leise fügte er hinzu: »Ich möchte, daß Sie mir immer offen Ihre Meinung sagen, Adam, als Freund. So wie ich ein Freund Ihres Onkels war und immer noch bin.« Irgend etwas schien ihn zu beunruhigen, ein flüchtiger Gedanke. »Und von Lady Catherine – was sich ja von selbst versteht.«
    Und dann war die
Wakeful
endlich auf einen anderen Kurs gegangen, Nordwest bei Nord, um die passenden Westwinde auszunutzen. Mit dichtgeholten Segeln begannen sie den letzten Schlag ihrer Reise.
    Keen wußte von Halifax zu berichten: »Mein Vater hat dort Freunde.« Bitterkeit war aus seinen Worten zu hören.
    »Geschäftsfreunde, nehme ich an.« Und dann: »Ich muß irgendwas unternehmen. Ich hoffe, Peter Dawes hat neue Nachrichten, wenn wir ankommen.«
    Bei anderer Gelegenheit konnten sie auf dem Achterdeck auf und ab gehen. Auf den dunklen, steil aufspringenden Kämmen lag eine Spur von Sonnenlicht. Keen war auf Adams Flucht zu sprechen gekommen und auf John Alldays Sohn, der mit seiner Hilfe alles riskiert hatte, nur um dann im Gefecht mit der
Unity
zu fallen. Keen hatte innegehalten und Möwen beobachtet, die wenige Zoll über der unruhigen See trieben und ihre Willkommensgrüße schrien. Er sagte: »Ich erinnere mich noch genau, wie wir alle zusammen im Boot saßen, nachdem die verdammte
Golden Plover
untergegangen war.« Er sprach so bewegt, daß Adam spürte, wie er das alles aufs neue durchmachte.
    »Ein paar Vögel flogen über das kleine Boot. Wir waren fast am Ende. Ich wüßte nicht, ob wir ohne Lady Catherine durchgekommen wären. Ich hörte, wie ihr Onkel zu ihr sagte:
Heute Nacht werden diese Vögel an Land nisten
.« Er schaute Adam blicklos an. »Das war entscheidend. Land, dachte ich. Wir sind nicht länger allein und ohne Hoffnung.«
    Während die Meilen im unruhigen Kielwasser der
Wakeful
achteraus blieben, hatte er kaum weitere Vertraulichkeiten mit seinem neuen Konteradmiral gewechselt. Vielleicht dachten andere, er sei begünstigt und habe alles erreicht. In Wirklichkeit besaß er nichts als seinen Rang.
    Dann kam der letzte Tag. Beide waren an Deck. Die Luft schnitt wie Messer in ihre Gesichter.
    »Haben Sie je daran gedacht zu heiraten, Adam? Sie sollten heiraten. Unser Leben ist zwar kein leichtes für unsere Frauen, doch manchmal denke ich…«
    Just in diesem Augenblick hatte der Ausguck gnädig gerufen: »An Deck! Land in Luv voraus.«
    Hyde trat zu ihnen, strahlte breit und rieb sich die rauhen Hände. Er war froh, daß bald alles vorbei und er die zusätzliche Verantwortung los war.
    »Bei etwas Glück werden wir morgen früh vor Anker gehen, Sir!« Zwar sah er den Konteradmiral an, doch seine Worte galten Adam. Die Zufriedenheit, wenn man endlich Land erreicht. Selbst der Ozean schien jetzt friedlicher – bis zum nächsten Angriff.
    Keen war an die Heckreling getreten. Er bemerkte die Freiwachen nicht, die miteinander schwatzten oder sogar lachten und dieselbe Freude über das Erreichte wie er selber fühlten. Männer gegen die See.
    Ohne sich umzudrehen, sagte er: »Sie können mit dem ersten Tageslicht meine Flagge im Besan setzen, Kapitän Hyde.« Doch dann drehte er sich um und sah sie direkt an.
    »Und vielen Dank.« Doch er sah an ihnen vorbei, durch sie hindurch, als spreche er mit jemand ganz anderem.
    Hyde fragte: »Darf ich Sie und Kapitän Bolitho heute einladen zum Abendessen mit meinen Offizieren, Sir? Dies ist für uns ein ganz besonderer Tag!«
    Keens leeres Gesicht sah aus wie das eines Fremden.
    »Ich glaube nicht, Kapitän Hyde. Ich muß einige Papiere durcharbeiten, ehe wir ankern.« Er gab sich dann doch einen Ruck. »Mein Flaggkapitän wird Ihnen gern die Ehre erweisen.«
    Bei diesen Worten, und erst jetzt, hatte ihn der Verlust mit voller Wucht getroffen.
    Man müßte ganz neu beginnen. Das galt für beide.
    Richard Bolitho ging durch die Kajüte an den Tisch, an dem Yovell Siegellack auf einen der vielen Befehle tropfen ließ, die er abgeschrieben hatte.
    »Ich glaube, das war’s für heute.« Wieder hob sich das Deck. Der Ruderkopf schlug dumpf an, als die
Royal Enterprise
sich wieder einmal hob und dann in schräg anlaufende Wellentäler fiel. Er wußte, daß Avery ihn aus seinem sicheren Stuhl beobachtete, der zwischen zwei Ringen an das Deck festgelascht war. Es war eine rauhe Reise, selbst für ein

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