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Unter dem Georgskreuz

Unter dem Georgskreuz

Titel: Unter dem Georgskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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die
U.S.S. Retribution
, auch ein Ex-Franzose, die
Gladiateur
. Vierzig Kanonen, vielleicht mehr.« Dann fügte er hinzu: »Ich habe nicht den geringsten Zweifel, daß diese beiden Schiffe die
Reaper
aufbrachten.« Er sah zur Tür. »Ich muß jetzt gehen. Bitte, fühlen Sie sich hier so lange wie zu Hause, bis Ihre eigenen Räume wieder eingerichtet sind.«
    An der Tür hielt er noch mal, als beschäftige ihn noch irgend etwas anderes. »Sie waren doch auch mal Flaggkapitän, Sir?«
    Bolitho lächelte. »Ja, ziemlich lange her. Auf einem Dreidecker.
Euryalus
, hundert Kanonen. Ich hab viel auf ihr gelernt.« Er hielt inne, weil er ahnte, daß er mehr erfahren würde.
    »Der amerikanische Leutnant hatte davon gehört, hatte gewußt, daß Sie mal Flaggkapitän auf der
Euryalus
waren.«
    »Aber das ist über siebzehn Jahre her, James. Dieser Leutnant Brice dürfte kaum alt genug gewesen sein…« Tyacke unterbrach ihn: »Der Kommandant der
Retribution
hatte ihm davon berichtet. Von Ihnen und der
Euryalus
, aber er starb, ehe er mir mehr sagen konnte.«
    Er öffnete die Tür einen Spalt. »Warten Sie bitte noch!« Gemurmel klang wie Protest von draußen. »Wenn Sie das nicht wollen, finde ich bessere Leute.« Er drehte sich wieder zu Bolitho. »Der Kommandant der
Retribution
ist ein Mann namens Aherne.« Er unterbrach sich. »Mehr weiß ich nicht!«
    Bolitho erhob sich blitzschnell, ohne es überhaupt zu merken. Der große Dreidecker
Euryalus
war ihm damals wie der letzte Schritt auf dem Weg zum Admiralsrang erschienen, und er hatte mehr Verantwortung getragen als üblicherweise Flaggkapitäne. Sein Vorgesetzter, Konteradmiral Sir Charles Thelwall, war alt für seinen Rang und wußte, daß er bald sterben würde. Aber England hatte es schwer. Spanien und Frankreich schienen sich einig über eine Invasion Englands. Auf der
Euryalus
hatte er Catherine zum ersten Mal getroffen… Tyackes Bootsführer bot noch einmal aus der Flasche an. »Noch ein Glas, Sir Richard?«
    Bolitho sah Tyackes unverhohlene Überraschung, als er die Einladung annahm. Langsam sagte er: »Wir leben in gefährlichen Zeiten, James.« Er dachte laut. »Wir waren damals unterwegs nach Irland. Es hieß, ein französisches Geschwader halte sich bereit, einen Aufstand zu unterstützen. Wäre der gelungen, hätte sich das Gleichgewicht sehr verändert – zu unseren Ungunsten. Und es kam ja noch schlimmer… die großen Flottenmeutereien an der Nore und in Spithead. Gefährliche Zeiten, in der Tat.«
    »Und Irland, Sir?«
    »Es gab ein paar Gefechte. Ich glaube, die Last der Verantwortung hat Sir Charles Thelwall schließlich getötet. Ein guter, sanfter Mann. Ich habe ihn sehr bewundert.« Er sah plötzlich Tyacke scharf an. »Und natürlich gab es hinterher das übliche Suchen nach Schuldigen und die Bestrafung aller, die sich gegen den König verschworen hatten. Nichts änderte sich, nichts wurde gelöst. Einer, den man wegen Hochverrats aufhing, war ein Patriot namens Daniel Aherne, ein Stellvertreter, aus dem schnell ein Märtyrer wurde.« Er hob sein Glas und fand es leer. »So, James, und jetzt haben wir das fehlende Glied in der Kette gefunden, das Gesicht in der Menge: Rory Aherne. Ich wußte, er war nach Amerika gegangen, aber mehr auch nicht. Siebzehn Jahre, viel Zeit, seinen Haß zu pflegen.«
    »Was macht uns so sicher?« fragte Tyacke.
    »Ich bin ganz sicher, James. Zufall, Schicksal, wer weiß!« Er lächelte kurz. »Die
Retribution
also, Vergeltung. Kein schlechter Name!«
    Er mußte plötzlich an das denken, was Catherine ihm beim ersten Treffen gesagt hatte:
»Männer sind für den Krieg gemacht, und du bist keine Ausnahme.«
    Aber das war damals, konnte man sich nicht ändern?
    Laut sagte er: »Sagen Sie mir Bescheid, ehe wir segeln. Und vielen Dank.«
    Tyacke hielt inne. »Wofür, Sir?«
    »Daß Sie mein Flaggkapitän sind, James. Dafür und für vieles andere.«

Zeit und Entfernung
    Sir Wilfred Lafargue setzte die leere Tasse ab und trat an eines der hohen Fenster in seinem geräumigen Büro. Für einen so schweren Mann bewegte er sich mit bemerkenswerter Leichtigkeit. Er wirkte immer noch wie der junge, erpichte Rechtsanwalt, den jetzt lediglich sein eigener Erfolg umgab. Man hatte Lafargue einst als gutaussehend beschrieben, doch jetzt, Ende der fünfziger, zeigte er Spuren von Wohlleben und anderen Exzessen, die selbst sein teurer und gut geschnittener Rock und seine Kniehosen nicht mehr verbergen konnten.
    Der Kaffee war gut. Er

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