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Unter dem Georgskreuz

Unter dem Georgskreuz

Titel: Unter dem Georgskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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und was die Schuldigen und die Unschuldigen dafür zu zahlen hatten. Er war involviert gewesen in die großen Marinemeutereien, die das Land entsetzten, hatte man doch jeden Tag die feindliche Invasion erwartet. Viele hatten geglaubt, daß die Meutereien das erste Feuer jener Revolution seien, die den Schrecken in Frankreich hatten heimisch werden lassen.
    Wie Richard in seinem eigenen Kommando einen derartigen Ausbruch hassen und verdammen würde! Und sich selbst vorwerfen würde, nicht dabeigewesen zu sein, als erste Zwietracht gesät wurde.
    Totale Verantwortung.
Und Strafe also auch für ihn. Lafargue fuhr fort: »Nun zu der anderen Angelegenheit, über die wir sprachen. Die Pacht für den Besitz ist zu haben.« Er sah die Hand auf ihrer Brust. Der glitzernde Anhänger bewegte sich und verriet ihre Erregung. »Der Inhaber des Vertrags ist ein Earl, der sein Glück durch Pech oder zu großes Zutrauen verspielte und verarmte. Er ist überaus bereit, eine Zessionsurkunde zu unterschreiben. Doch es ist teurer Besitz, Madam. Und er ist bewohnt!«
    Er wußte es. Natürlich wußte er es. Sie sagte: »Von Lady Bolitho!« Sie blickte auf den Rubinring an ihrer Hand, den Bolitho ihr an jenem Tag in der Kirche von Zennor angesteckt hatte, als Valentine Keen Zenoria heiratete. Es erschütterte sie immer noch. In Falmouth würden sie alle auf sie warten, auf die Dame des Admirals oder auf die Hure, je nach Laune. »Es war meine ureigene Entscheidung. Ich möchte die Pacht gern herabsetzen.« Sie sah plötzlich hoch, und Lafargue entdeckte in ihrem Blick jene andere Frau, die es nach dem Schiffsuntergang in einem offenen Boot mit der See aufgenommen hatte und die die Herzen all derer gewann, die sie kannten. Jetzt sah er in ihrem Gesicht, daß alles wahr war, was er über sie gehört hatte.
    »Und ich beabsichtige, daß sie das auch erfährt!« Lafargue klingelte mit einer kleinen Tischglocke, und wie von Zauberhand erschienen der Kanzleivorsteher und ein zweiter Mann.
    Er erhob sich und sah zu, wie Spicer die Dokumente vorbereitete, eine neue Feder lag schon neben ihrer Hand. Er sah den Ring und schätzte den Preis. Es waren Rubine und Diamanten wie am fächerförmigen Hänger, den sie um den Hals trug. Er mußte an seine Frau denken und überlegte, wie – oder ob überhaupt – er ihr diesen Tag beschreiben würde.
    »Hier und hier, Mylady«, sagte Spicer.
    Sie unterzeichnete schnell und mußte an die kleine, unaufgeräumte Anwaltskanzlei in Truro denken, die über Generationen hinweg alle rechtlichen Familienangelegenheiten der Bolithos abgewickelt hatte. Dort lagen Akten und Dokumente mit Eselsohren auf den Stühlen, die viel zuviel Staub trugen, um je benutzt worden zu sein. Es war also keine Überraschung, als der behäbige Yovell sie dorthin brachte, nachdem sie ihm berichtet hatte, was sie aus Sevilla erfahren hatte. Aus Spanien, wo sie ihre Kindheit hinter sich gelassen hatte.
    Unaufgeräumt war die Kanzlei in der Tat, aber sie war dort empfangen worden, als ob sie schon immer dazugehörte. John Allday würde gesagt haben:
Sie gehört zur Familie.
    Lafargue meinte jetzt: »Wir kennen uns aus mit solchen Transaktionen, Mylady. Ein so schöner Kopf sollte niemals mit geschäftlichen Problemen behelligt werden.«
    Sie sah ihn lächelnd an. »Danke, Sir Wilfred. Ich schätze ihr Können als Anwalt. Komplimente kann mir jeder Fischträger in Billingsgate machen.«
    Sie erhob sich und wartete einen Augenblick, während Lafargue ihre Hand ergriff und sie nach einem winzigen Zögern küßte.
    »Es war mir eine Ehre, Mylady.«
    Sie nickte den beiden Angestellten zu und sah ein Lächeln auf dem unbewegten Gesicht Spicers. An diesen Tag würde er sich erinnern, aus welchen Gründen auch immer.
    Lafargue unternahm einen letzten Versuch. »Ich sah, daß Sie in Lord Sillitoes Kutsche ankamen, Mylady…« Er zuckte fast zusammen, als ihr dunkler Blick ihn traf.
    »Wie aufmerksam von Ihnen, Sir Wilfred!«
    Er begleitete sie zur großen Doppeltür. »Ein einflußreicher Mann.«
    Beim Vorübergehen sah sie sich im großen Spiegel. Ihr nächster Besuch galt der Admiralität, und sie fragte sich, ob Bethune ihr vom Angriff auf York und über die Meuterei berichten würde.
    »Mit allem Respekt, Mylady, glaube ich, daß auch Lord Sillitoe Sie als ganz besondere Person verehrt.«
    Wieder blickte sie den Anwalt an. Ihr Herz wurde plötzlich schwer. Warum war sie bloß allein? Sie brauchte Bolitho so dringend in ihrer Nähe!
    »Ich habe

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