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Unter dem Georgskreuz

Unter dem Georgskreuz

Titel: Unter dem Georgskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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einen Schrank. Hatte sie wirklich niemanden, an den sie sich wenden konnte, wenn Sir Richard auf See war? Vielleicht standen ihr Bryan Ferguson und seine Frau in dem großen grauen Haus zu nahe und erinnerten zu sehr an all die anderen, die nicht da waren: Bolithos
kleine Mannschaft
, wie John sie immer nannte.
    Catherine nahm das Glas und fragte sich, woher der Brandy wohl stammte. Aus Truro? Oder war er in einer mondlosen Nacht an dieser zerklüfteten und gefährlichen Küste von Schmugglern an Land gebracht worden?
    Hinter der Tür waren Unterhaltung und Gelächter wiedererwacht. Die Männer hätten ihren Frauen zu Hause einiges zu erzählen.
    Zögernd fragte Unis: »Wenn…. ich meine, wenn Sir Lewis nicht mehr ist, was wird dann aus dem, wofür er sich immer eingesetzt hat? Wie ich hörte, fing er hier an als Sohn eines Bauern. Und sehen Sie jetzt! Freund des Prinzen, Besitzer von all dem Land hier – wird sein Sohn das alles mal übernehmen?«
    Sieh ihn dir an.
Ein graues, müdes Gesicht. Jeder Atemzug mühevoll.
    »Ich glaube, sein Sohn macht sich gerade in der City von London einen Namen. Lewis wollte das so. Er war so stolz auf ihn und auf seine Tochter. Aber vieles wird sich ändern, ganz egal was als nächstes geschieht.«
    Sie saß eine Weile schweigend da, dachte an den Besuch in der Admiralität, ihr letztes Unternehmen in London. Bethune hatte sie mit Wärme begrüßt und gestanden, von ihrer Ankunft überrascht worden zu sein. Und er hatte sie eingeladen, ihn zu einem Empfang zu begleiten. Er würde sie dort gern mit einigen wichtigen Freunden bekanntmachen. Sie hatte abgelehnt. Während sie in dem vertrauten Büro saß, ihn beobachtete und ihm zuhörte, hatte sie sein echtes Interesse an ihr gespürt. Sein nicht zu verleugnender Charme würde ihm ernste Probleme bereiten, wenn er mit seinen Affären zu sorglos umging.
    Über den Krieg in Nordamerika konnte er ihr nichts Neues sagen, obwohl sie ahnte, daß er einiges mehr wußte. In der letzten Nacht in Chelsea hatte sie wach im Bett gelegen, fast nackt im Mondlicht, das über die Themse hereinschien. Sie überlegte, was wohl geschehen wäre, wenn sie Bethune gebeten hätte, all seinen Einfluß aufzubieten, damit Richard, den er ganz offensichtlich sehr mochte und bewunderte, nach England zurückkommandiert würde. Eigentlich hatte sie wenig Zweifel, was er als Preis verlangt hätte. Sie spürte Tränen in den Augen. Hätte sie sich auf so etwas eingelassen? Sich jemandem hingeben, von dem sie ahnte, daß er die Güte selber war? Sie wußte, sie hätte es nie tun können. Zwischen Richard und ihr gab es keine Geheimnisse, wie hätte sie dem Mann, den sie liebte, also etwas vormachen können?
    Jetzt entsetzte sie selbst der Gedanke daran, daß sie sich einen solchen Handel überhaupt hatte vorstellen können. Manche nannten sie Hure. Vielleicht hatten sie recht.
    Sie hatte Lewis auch nicht berichten können, was nach dem Besuch von Belindas Haus geschehen war. Sie hatte auf dem Platz das Kind mit seiner Gouvernante Spazierengehen sehen. Selbst wenn der Platz voll von Kindern gewesen wäre, hätte sie Elizabeth sofort erkannt, Richards Tochter. Dasselbe nußbraune Haar wie ihre Mutter, dieselbe Haltung und Sicherheit, zuviel für ein so junges Mädchen. Sie war ganze elf Jahre alt und benahm sich doch schon wie eine Dame.
    »Darf ich mal mit dir reden?« Sie hatte die Ablehnung der Gouvernante sofort gespürt, aber Elizabeth hatte sich umgedreht und sie angeschaut. Es war wie ein Schock – Richards Augen.
    Ruhig hatte sie gesagt: »Es tut mir leid. Ich kenne Sie nicht, Madam!« Sie hatte sich abgewandt und war vor ihrer Begleiterin davongeschritten.
    Was hatte ich eigentlich erwartet? Oder erhofft?
Doch sie konnte nur noch an die Augen des Kindes denken. Und an die hochnäsige Ablehnung.
    Sie stand auf, weil sie etwas hörte. »Ich muß jetzt aufbrechen. Mein Pferd…«
    Unis sah ihren Bruder in der Tür. »Ja, was gibt’s?«
    Aber er hatte nur Augen für die schöne Frau, deren langes Reitkleid zerrissen war an Stellen, wo Sie das Pferd zu nahe an die Hecke gelassen hatte.
    »Die Kirche. Die Glocke läutet.« Dann schien er einen Entschluß gefaßt zu haben. »Ich kann nicht zulassen, daß Sie in dieser Stunde allein reiten, Mylady!«
    Sie schien ihn nicht zu hören. »Ich muß. Ich habe es Nancy versprochen.« Sie trat lauschend ans offene Fenster. Die Glocke. Das Ende von etwas. Der Anfang wovon?
    John kam zurück. »Einer der Wildhüter ist hier,

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