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Unter dem Georgskreuz

Unter dem Georgskreuz

Titel: Unter dem Georgskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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fiel auf, wie leicht ihm die Namen fielen. Er war ein erfahrener Soldat, obwohl dieses riesige, ungezähmte Land wenig gemein hatte mit Spanien oder Frankreich. Die anderen wußten das längst. Die Erklärungen galten nur der jungen Frau, als schulde er sie ihr.
    Auf dieselbe ernste, präzise Art fuhr er fort: »Die Verteidigungsanlagen von Fort York waren schwach. Mein kommandierender General hoffte, daß die Marine in der Lage sein würde, mehr Schiffe in die Seen zu schicken, um die Amerikaner so lange zurückzuhalten, bis hier größere Kriegsschiffe gebaut sein würden. An dem Tag stürmten um die siebzehnhundert amerikanische Soldaten, die meisten reguläre Truppen und sehr gut ausgebildet. Wir mußten Zeit gewinnen, um das Fort zu evakuieren und schließlich die
Sir Isaac Brock
in Flammen aufgehen zu lassen.«
    Sie ging jetzt ans Fenster. »Bitte, sprechen Sie weiter.« Leise berichtete Pierton: »Hauptmann Loring führte seine Kompanie an das untere Ufer, wo die Amerikaner landeten. Er führte tapfer einen Bajonettangriff und schlug sie zurück. Jedenfalls für eine gewisse Zeit. Er wurde dabei verwundet und starb kurz darauf. Es tut mir leid. An jenem Tag sind viele unserer Männer gefallen.«
    Keen wandte sich um. »Ich könnte mir denken, daß Sie sich im Raum nebenan wohler fühlen, Miss St. Clair.«
    Bolitho sah sie den Kopf schütteln. Ihr Haar löste sich und fiel, ohne daß sie es beachtete, locker auf ihre Schultern.
    »Sprach er mal von mir, Hauptmann Pierton?« fragte sie.
    Pierton sah wieder zum General hinüber und zögerte: »Man hatte uns ganz schön in der Zange, Miss St. Clair.« Sie blieb beharrlich: »Ich meine, sprach er je von mir?« Pierton antwortete knapp: »Er war ein sehr zurückgezogener Mann. Und auch noch von einer anderen Kompanie, verstehen Sie!«
    Sie verließ das Fenster, ging zu ihm hinüber und legte ihm die Hand auf den Arm. »Das war sehr freundlich von Ihnen. Ich hätte nicht fragen dürfen!« Ihre Finger gruben sich in den scharlachroten Ärmel. Sie kümmerte sich um keinen der Anwesenden. »Ich bin so froh, daß Sie hier sicher sind.«
    Der General hustete laut: »Wir werden ihn mit dem ersten Postschiff nach England schicken. Ich hoffe bei Gott, die begreifen in London endlich, was hier wirklich los ist.«
    Leise fiel die Tür zu. Sie war gegangen.
    »Verdammt noch mal!« rief Pierton laut. »Verzeihen Sie, Sir, aber ich vergaß ganz, ihr etwas zu geben. Vielleicht sollte ich es besser mit seinen anderen Wertsachen an Ridge schicken, den Agenten unseres Regiments in Charing Cross in London.«
    Bolitho sah ihn eine Miniatur aus seiner Uniform nehmen und sie auf den Tisch legen. Charing Cross – wie die lässige Erwähnung der verbündeten Indianer schien der Name hier so fremd. Eine ganz andere Welt.
    »Darf ich?« fragte Keen.
    Er hielt die Miniatur ins Licht und sah sie sich genau an.
    »Große Ähnlichkeit, sehr gut.«
    Eine dieser kleinen Tragödien des Kriegs, dachte Bolitho. Sie hatte ihm die Miniatur geschickt oder überreicht, obwohl der unbekannte Loring sich entschieden hatte, keine zu enge Verbindung zu ihr zu knüpfen. Sie mußte auf ein Wiedersehen gehofft haben, wenn sie mit ihrem Vater in York war. Doch jetzt war alles zu spät. Ihr Vater wußte wahrscheinlich mehr, als er je verraten würde.
    Keen sagte: »Also Sir, ich denke, sie sollte es zurückbekommen. Wenn ich es wäre…« Er ließ den Satz unvollendet.
    Dachte er an Zenoria? Fühlte er ähnlichen Schmerz wie die junge Frau über ihren Verlust?
    Der General runzelte die Stirn. »Sie haben wahrscheinlich recht.« Er sah auf die Uhr. »Hören wir auf, meine Herren. Ich habe einen recht akzeptablen Bordeaux, und ich meine, wir sollten ihn probieren. Danach…«
    Bolitho stand am Fenster und betrachtete die eroberte amerikanische
Chesapeake
und die
Reaper
dahinter.
    »Und was ist mit York, Hauptmann Pierton?« fragte er.
    »Ist es sicher?«
    »Leider nicht, Sir Richard. Mein Regiment mußte sich geordnet nach Kingston zurückziehen, das jetzt doppelt so wichtig ist, wenn wir einen zweiten Angriff abwehren wollen. Wären die Amerikaner gleich nach Kingston marschiert…«
    »Ja, was dann?«
    An seiner Stelle antwortete der General: »Dann hätten wir das Obere Kanada verloren.«
    Zwei Diener erschienen mit Tabletts und Gläsern. »Entschuldigen Sie mich einen Augenblick, Sir Richard!« murmelte Keen.
    Bolitho drehte sich um, als Avery zu ihm ans Fenster trat. »Wir bleiben hier nicht länger als

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