Unter dem Georgskreuz
Mylady. Er reitet mit Ihnen.« Er zögerte und sah zu seiner Schwester, als bäte er um ihre Hilfe. »Bitte, Sir Richard würde darauf bestehen, wenn er hier wäre!«
Sie streckte ihnen die Hände entgegen.
Ich weiß.
Man beneidete sie, manche haßten sie und wenigstens eine Person fürchtete sie nach dem Besuch des Anwalts. Sie durfte jetzt auf keinen Fall nachgeben.
Doch ohne ihn bin ich nichts, habe ich nichts.
Sie sagte: »Ich mußte mal wieder unter Freunden sein, verstehen Sie. Ich mußte es wirklich.«
Tamara stand schon vor der Tür, wartete unruhig.
Sir Lewis Roxby, Ritter des Hannoverschen Weifenordens, Freund des Prinzregenten, war tot. Sie erinnerte sich an seine vielen zuvorkommenden Freundlichkeiten und ganz besonders an den Tag, als sie zusammen die tote Zenoria Keen gefunden hatten.
Der König von Cornwall. Der würde er immer bleiben.
Eine Warnung
Richard Bolitho und Konteradmiral Keen standen nebeneinander und blickten über den vollen Hafen von Halifax.
Die Sonne schien schon kräftig, und endlich war auch die Luft wieder warm. Nach der Enge auf einer Fregatte, selbst einer so großen wie der
Indomitable
, war Bolitho sich des Landes sehr bewußt und auch des verblüffenden Gefühls, gar nicht hierherzugehören. Sie standen im Haus des Generals, der die Garnison und die Verteidigungsanlagen von Neuschottland befehligte. Unterhalb der hölzernen Veranda marschierten Soldaten auf und ab und exerzierten in Zügen. Die erste Reihe kniete und zielte auf einen imaginären Feind, während die zweite sich vorbereitete, durch die erste hindurchzutreten und das gleiche zu tun. Solchen Drill und solche Manöver hatte die Armee über Jahre hin perfektioniert und damit schließlich Napoleon in die Flucht geschlagen.
Doch Bolitho sah auf die Fregatte, die genau gegenüber ankerte. Selbst ohne Teleskop konnte er die Schäden und die Haufe n von zerbrochenem Holz und Rigg auf ihrem Deck erkennen. Noch immer war die Stars und Stripes angeschlagen, doch die weiße englische Kriegsflagge wehte über ihr – als Zeichen des Sieges. Die
U.S.S. Chesapeake
hatte gegen Seiner Britannischen Majestät Schiff
Shannon
gefochten. Es gab einen kurzen Kampf mit klarem Ergebnis: Beide Kapitäne waren verwundet, der Amerikaner tödlich.
Keen meinte: »Ein willkommener Sieg. Die
Shannon
schleppte am sechsten ihre Prise in den Hafen. Nach all unserem Pech konnte uns nichts Besseres geschehen!«
Bolitho hatte von dem Gefecht schon gehört. Der Kommandant der
Shannon
, Philip Bowes Vere Broke, war ein erfahrener und erfolgreicher Kapitän. Er hatte ständig vor Boston gekreuzt, wo die
Chesapeake
ankerte. Man sagte, er habe den Verlust vieler seiner Kameraden durch die überlegenen amerikanischen Fregatten betrauert. Er hatte eine Aufforderung zum Zweikampf nach Boston geschickt – in bester ritterlicher Tradition. Darin hatte er Kapitän Lawrence aufgefordert, mit der
Chesapeake
auszulaufen, »um das Glück unserer Flaggen zu testen«. Wenn Broke seinem amerikanischen Gegner gegenüber einen Vorzug hatte, dann war es seine feste Überzeugung, daß es nur auf die Mannschaften ankam – an den Kanonen und seemännisch. Für seine wichtigsten Kanonen hatte er sogar eine Zielvorrichtung erfunden und sie anbringen lassen. Das hatte den Tag für ihn entschieden. Doch niemand war bedrückter als Broke, als Lawrence seinen Verwundungen erlag. Hinter ihr ankerte wie ein bedrückter Schatten die kleinere Fregatte
Reaper
. Ein Wachboot hatte an ihr festgemacht. Auf dem Deck erkannte man viele kleine scharlachrote Gestalten – Posten der Seesoldaten, die das improvisierte Gefängnis der Meuterer bewachten.
Keen schaute jetzt Bolitho an, dessen Gesicht sich verzog, als er in die Sonne blickte.
»Schön, daß wir wieder zusammen sind!«
Bolitho lächelte. »Nur für kurze Zeit, Val. Wir sind bald wieder draußen auf See!« Mit der Hand über den Augen sah er, wie Tyacke Frischwasser und Vorräte auf die
Indomitable
übernahm und letzte Reparaturen ausgeführt wurden. Das war der Grund oder die Entschuldigung, ihn nicht zu diesem Treffen begleitet zu haben.
Er hörte eine leise Unterhaltung zwischen Keens Flaggleutnant, dem Ehrenwerten Lawford de Courcey, und Avery. Viel haben sie nicht gemein, dachte er, und er wußte auch, daß Adam sich nicht viel aus ihm machte. Wie auch immer – hier ging es nicht um Mögen, selbst unter Freunden nicht. Sie verband ein gemeinsames Ziel unter Waffen. Zwei Briefe von Catherine hatten ihn bei
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