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Unter dem Georgskreuz

Unter dem Georgskreuz

Titel: Unter dem Georgskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Jahr geschehen? Er war nach Hause gekommen und hatte ihr winziges Baby in seine großen Hände genommen, und sie hatte ihm sagen müssen, daß sie nie wieder ein Kind haben und er deshalb nie einen Sohn von ihr bekommen würde.
    An seine Antwort erinnerte sie sich immer noch ganz genau: »Sie ist prächtig. Ein Sohn kann dir das Herz brechen.« Sie hatte dann so etwas geahnt, hatte aber geschwiegen, bis er ihr aus freien Stücken von seinem Sohn erzählte.
    Sie hörte den Hufschlag eines einzelnen Pferdes, die Männer am leeren Kamin hörten auf zu reden und schauten nach draußen. Ein einzelnes Pferd bedeutete hier draußen in der Nähe von Rosemullian Head gewöhnlich, daß ein wichtiger Mann unterwegs war. Ein Küstenwächter, einer vom Zoll, ein Dragoner aus Truro, der Deserteuren nachspürte oder Diebesgesindel.
    Der Hufschlag näherte sich über die Kopfsteine, und jemand lief, dem Reiter zu helfen. Ihr Bruder sagte: »Das ist Lady Catherine. Ihre große Stute erkenne ich überall.«
    Er lächelte, als er sah, daß seine Schwester sich wie immer durch das Haar fuhr und die Schürze glattstrich.
    »Ich hatte schon gehört, daß sie aus London zurück war. Luke sagte, er habe sie gesehen.«
    Sie trat durch die Tür. Ihr dunkles Haar streifte fast den Balken. Sie schien überrascht über die vielen Gäste, so als sei sie sich über die Tageszeit gar nicht im klaren.
    Einige Männer hatten sich erhoben, andere taten so, als wollten sie es, und der eine oder andere rief: »Guten Abend, Mylady.«
    Sie hob die Hand. »Bleiben Sie doch bitte sitzen!«
    Unis begleitete sie in das kleine Zimmer. »Sie sollten auf dieser Straße nicht allein reiten, Mylady. Es ist bald dunkel. Und in dieser Zeit ist man hier nie ganz sicher.«
    Catherine nahm Platz und zog die Handschuhe aus.
    »Tamara kennt den Weg. Und ich bin hier nie in Gefahr.« Impulsiv ergriff sie Unis” Hand. »Ich mußte kommen und mit einer Freundin reden. Das sind Sie, Unis!«
    Unis nickte, die stille Verzweiflung in ihren Worten berührte sie. Das durfte doch eigentlich nicht sein – die Dame des Admirals, eine Frau, ebenso mutig wie schön, und selbst hier herzlich willkommen, wo man jeden Sonntag Skandale und Sünden öffentlich in Kirchen und Kapellen geißelte… »Hoffentlich stark genug, Mylady!«
    Catherine trat an das Bettchen. »Die kleine Kate«, sagte sie und strich die Decke glatt. Unis schaute bewegt zu.
    »Soll ich uns einen Tee brühen oder Kaffee? Und dann werde ich dafür sorgen, daß Sie jemand nach Falmouth zurückbegleitet. Fünf Meilen allein können sehr lang sein!«
    Catherine hörte sie kaum. Seit ihrer Rückkehr aus London hatte sie wenig Ruhe gefunden. Diesmal wartete kein Brief von Richard auf sie. Alles mögliche konnte geschehen sein. Sie war auf den benachbarten Besitz geritten, um Bolithos Schwester zu besuchen, und hatte entdeckt, daß Lewis Roxby sich nach seinem Schlaganfall kaum um die Ratschläge seiner Ärzte kümmerte. Ohne seine Jagden und Gesellschaften konnte der Gutsbesitzer, Friedensrichter und Edelmann sein Leben als Kranker kaum ertragen. Nancy wußte das, ihre Augen verrieten es. Diesmal war Lewis nicht nur krank. Er lag im Sterben.
    Catherine hatte neben ihm gesessen und seine Hand gehalten, während er im Bett gegen die Kissen gelehnt saß. Er konnte durch das Fenster auf die Bäume schauen und auf die gewaltige steinerne Balustrade, die fast vollendet war. Sein Gesicht war grau, sein Griff ohne Kraft. Doch von Zeit zu Zeit wandte er seinen Kopf, um sie anzuschauen, so als wolle er ihr versichern, daß der alte Lewis Roxby immer noch am Leben sei.
    Sie hatte ihm von London berichtet, doch nichts von dem überraschenden Vermögen gesagt, daß aus Luis’ Besitz an sie übergegangen war. Sie hatte auch nicht erzählt, daß sie zu Richards Stadthaus gefahren war. Anwalt Lafargue hatte Belinda über ihren bevorstehenden Besuch informiert, aber ihre Besuchskarte wurde ihr in zwei Teile zerrissen zurückgereicht. Also wußte Belinda jetzt, daß das Haus, in dem sie in großem Stile hofhielt und auf großem Fuß lebte, im Besitz der Frau war, die sie haßte. Zwischen ihnen würde sich dadurch nichts ändern, es würde Belinda nur hindern, mehr Geld zu verlangen. Sie würde dem Kreis ihrer Freunde niemals eingestehen, daß sie das Haus einer Frau bewohnte, die sie öffentlich als Prostituierte beschimpft hatte.
    Sie hörte sich sagen: »Etwas Stärkeres wäre mir lieber, Unis, Brandy, wenn Sie haben.«
    Unis eilte an

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