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Unter dem Georgskreuz

Unter dem Georgskreuz

Titel: Unter dem Georgskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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alimentierte es, und so sahen viele in Halifax die neue Pforte zum riesigen Kontinent. Doch dieser junge, dunkelhaarige Kapitän unterschied sich sehr von allen anderen. Allein, einsam, mit Erinnerungen, die er mit niemandem teilen würde.
    Er sagte: »Es tut mir leid, Mrs. Lovelace, aber Ihre Uhr geht offensichtlich immer noch falsch. Ich brauche noch ein paar Tage!«
    Doch sie schaute nur Adam an: »Kapitän Bolitho, also doch! Was für eine angenehme Überraschung. Ich nehme an, es geht Ihnen gut. Und wie geht es ihrem wohlaussehenden jungen Admiral?«
    Adam verbeugte sich. Sie trug ein dunkelrotes Seidenkleid und eine passende Haube, die ihr Gesicht vor der Sonne schützte. Immer noch sah sie ihn unverwandt an, lächelte leicht spöttisch, als ob sie daran gewöhnt sei, so mit Männern umzugehen.
    »Konteradmiral Keen geht es gut, Madam«, antwortete er.
    Sie bemerkte die leichte Schärfe in seiner Antwort sofort.
    »Sie haben eingekauft, wie ich sehe.« Sie hielt ihm die Hand entgegen. »Wollen Sie sie mir zeigen?«
    Er wußte, daß der Ladeninhaber sie mit Interesse beobachtete. Ohne Zweifel kannte er sie gut. Und ihr Ruf wäre Anlaß für schöne neue Gerüchte. Er war überrascht, daß er die Uhr aus der Tasche gezogen hatte und sie ihr doch zeigte.
    »Ich brauchte eine neue, Mrs. Lovelace. Sie gefällt mir.« Er sah, wie sie sich die Meermaid genau anschaute.
    »Ich hätte etwas Jüngeres für Sie gekauft, Kapitän Bolitho. Aber wenn Sie die hier wollten und sie Ihnen gefällt…« Sie blickte nach draußen auf die Straße. »Ich muß gehen. Ich erwarte später Gäste.« Sie sah ihn direkt an, ihr Blick war ruhig und plötzlich ganz ernst. »Sie wissen, wo ich wohne, nicht wahr?«
    Er antwortete: »Am Bedford Basin, erinnere ich.«
    Einen Augenblick lang schien sie Haltung und Humor gänzlich verloren zu haben. Sie griff nach seinem Arm und sagte: »Seien Sie vorsichtig. Versprechen Sie es mir! Ich kenne Ihren Ruf und etwas von Ihrer Geschichte. Mir scheint, Sie machen sich nicht mehr viel aus Ihrem Leben.« Als er antworten wollte, brachte sie ihn zum Schweigen. »Sagen Sie nichts. Tun Sie nur, worum ich Sie bitte, und seien Sie sehr vorsichtig. Versprechen Sie’s!« Dann sah sie ihn wieder an, und ihre Einladung war deutlich: »Wenn Sie wieder hier sind, besuchen Sie mich!«
    Kühl antwortete er: »Und Ihr Herr Gemahl, Madam? Ich könnte mir vorstellen, daß er etwas dagegen hätte.«
    Sie lachte. Doch die große Selbstsicherheit war jetzt nicht mehr zu spüren. »Er ist nie hier. Sein Leben ist der Handel – Handel mit der ganzen Welt.« Sie spielte mit dem Band ihrer Haube. »Er macht keine Probleme.«
    Er erinnerte sich an ihren Gastgeber, Benjamin Massie, als ihnen damals die Brigg
Alfriston
die Nachricht von der Meuterei und Eroberung der
Reaper
gemeldet hatte. Sie war damals sicher Massies Geliebte gewesen und vielleicht auch die anderer Männer.
    »Ich wünsche Ihnen alles Gute, Madam.« Er nahm seinen Hut von einem Stuhl und meinte zum Inhaber: »Wenn ich mein Schiff mit der Uhr in der Hand führe, werde ich mich gern an Sie und Ihr Geschäft erinnern.«
    Sie wartete draußen auf den Stufen. »Denken Sie daran, was ich Ihnen gesagt habe.« Sie schaute ihn an, als suche sie etwas in seinem Gesicht. »Sie haben etwas verloren, was Sie nie wiedergewinnen werden. Das müssen Sie akzeptieren.« Sie berührte die Goldlitzen auf seinem Uniformaufschlag. »Das Leben lohnt aber immer noch, gelebt zu werden!«
    Sie drehte sich um, und als Adam einem berittenen Soldaten auswich, war sie schon gegangen.
    Er ging zum Bootsanleger zurück.
Seien Sie sehr vorsichtig!
Er schritt schneller aus, als er das Wasser sah und die Menge der Masten und Rahen. Was immer sie tun würden, war Keens Entscheidung. Er hatte das mehr als deutlich gemacht. Doch warum schmerzte es so?
    Er mußte an seinen Onkel denke n und wünschte sich, bei ihm zu sein. Mit ihm konnte man immer reden. Und er hörte immer zu. Ihm hatte er sogar seine Affäre mit Zenoria gestanden.
    Er sah die Stufen und unten das Boot der
Valkyrie
vertäut. Midshipman Rickman, ein lebhafter Fünfzehnjähriger, unterhielt sich mit zwei jungen Frauen, die ihren Beruf vor der grinsenden Mannschaft kaum verbergen wollten.
    Rickman rückte seinen Hut gerade, und die Mannschaft des Bootes nahm Haltung an, als sie ihren Kapitän näher kommen sahen. Die beiden Frauen verschwanden – aber nicht sehr weit weg.
    Adam sagte: »Zurück zum Schiff, Mr. Rickman, bitte. Ich

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