Unter dem Georgskreuz
unternehmen.«
Adam berührte in seiner Tasche die schwere Uhr, erinnerte sich an den kleinen Laden, den friedlichen Chor der Uhren und die lässige Erwähnung des geplanten Zeitpunkts ihres Ankeraufgehens.
Ganz direkt sagte er also: »Hier gibt es kein Geheimnis, Sir. Ich werde einen ganzen Monat nicht hier sein. Da kann viel passieren!«
Keen lächelte erleichtert. »Der Krieg wird weitergehen, Adam. Ich vertraue Ihnen diese Aufgabe an, weil Sie dem verantwortlichen Kapitän in Antigua Befehle überbringen müssen. Ein wirklich schwieriger Mann. Man muß ihn deutlich an das erinnern, was die Flotte dort von ihm erwartet.«
Er sah, daß Adam wieder auf die Miniatur schaute. »Eine sehr einnehmende Dame. Und auch noch mutig.« Er unterbrach sich. »Ich weiß, was Sie denken. Mein Verlust ist kaum zu beschreiben und noch schwerer zu ertragen.«
Adam ballte die Fäuste so sehr, daß es schmerzte. Du verstehst nichts. Wie kannst du sie vergessen? Verrat sie nur!
Dann sagte er: »Ich werde alle Vorbereitungen treffen, Sir. Ich werde eine Prisenmannschaft aus den Männern hier zusammenstellen.«
»Wem wollen Sie die
Success
geben?«
Adam unterdrückte seinen Ärger mit fast körperlicher Anstrengung. »John Urquhart, Sir. Ein guter Erster Offizier, mich wundert, daß er immer noch nicht zur Beförderung vorgeschlagen ist oder endlich ein eigenes Kommando bekommt.«
Die Tür öffnete sich einen Spalt breit, und höflich hüstelte de Courcey.
Scharf fuhr Keen ihn an: »Was ist?«
»Ihr Boot wartet, Sir!«
»Danke.« Keen hob die Miniatur, zögerte einen Augenblick, legte sie in die Schublade und schloß ab. »Ich komme später wieder. Ich laß es Sie wissen.« Er sah ihn unverwandt an. »Also übermorgen dann.«
Adam drückte sich den Hut unter den Arm. »Ich begleite Sie an Deck, Sir!«
Keen nickte zwei Midshipmen zu, die ihm am Niedergang aus dem Weg sprangen. »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie meinen Flaggleutnant mitnähmen. Eine gute Gelegenheit, Erfahrungen zu sammeln. Da lernt er mal kennen, wie erfahrene Männer mit Schiffen umgehen.« Er schien noch irgend etwas anderes sagen zu wollen, doch änderte dann seine Meinung.
Als das Boot aus dem Schatten der
Valkyrie
davonruderte, sah Adam den Ersten Offizier zusammen mit Master Ritchie über das Achterdeck spazieren, in ein Gespräch vertieft.
Sie sahen ihn ankommen. Und wieder wurde Adam klar, daß er diese Männer nicht wirklich kannte. Er gestand sich ein, daß es sein Fehler war.
»Kommen Sie nach vorn mit mir, Mr. Urquhart.« Und an den Master gewandt, sagte er: »Sie wissen Bescheid, nehme ich an.«
»Aye, aye, Sir. Wieder mal die Inseln unter dem Winde. Schlechte Saison dafür!« Aber Adam war schon außer Hörweite und schritt die Steuerbord-Gangway entlang nach vorn, Urquhart neben sich. Von unten schauten Männer, die an den Brocktauen der Kanonen arbeiteten oder lose Enden einflochten, nur kurz zu ihnen auf.
Adam blieb auf dem Vordeck stehen und stützte einen Fuß auf die niedrige Karronade, den »Zerschmetterer« im Jargon der Seeleute. Ihnen gegenüber lag die
Success
, und obwohl Rumpf und Aufbauten immer noch die Narben von
Indomitables
Eisen trugen, standen die neuen Masten schon. Männer schlugen an den Rahen die Segel an. Sie hatten in kurzer Zeit sehr viel geschafft. Hinter ihr lag die schöne Chesapeake, und dahinter schwoite die Reaper vor Anker. Wußten Schiffe, oder war es ihnen egal, wer sie führte, betrog oder sie liebte?
Urquhart meinte: »Wenn das Wetter sich hält, werden wir kaum Probleme bekommen, Sir!«
Adam schaute über die Reling auf einen großen gekatteten Anker und die beeindruckende vergoldete Galionsfigur. Eine von Odins treuen Dienerinnen, eine ernst blickende Maid mit Brustharnisch und gehörntem Helm, eine Hand erhoben, als heiße sie einen toten Helden in Walhalla willkommen. Keine Schönheit. Er versuchte, den Gedanken zu verdrängen. Kein Vergleich mit der
Anemone
. Doch durch den Rauch und Qualm des Kriegs würde sie sicherlich den Gegner entsprechend beeindrucken.
»Ich möchte, daß Sie die
Success
führen. Sie werden eine Prisenbesatzung haben, doch nur genau so viele Männer, wie Sie unbedingt brauchen. Die Kampfkraft des Schiffes kennen wir noch nicht.«
Der Leutnant sah stark und klug aus. Er war sich seines Kapitäns sehr bewußt, hatte zwar keine Furcht, war aber doch unsicher.
»Hören Sie mir jetzt bitte genau zu, Mr. Urquhart. Was ich Ihnen jetzt sage, behalten Sie bitte für sich. Wenn
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