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Unter dem Georgskreuz

Unter dem Georgskreuz

Titel: Unter dem Georgskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Sein Bootsmantel würde ihn noch eine Zeitlang unerkannt lassen.
    Diese Zeit am Morgen hatte er als Kommandant des eigenen Schiffs immer besonders gemocht. Wie das Schiff unter seinen Füßen zum Leben erwachte, dunkle Schatten sich wie Geister bewegten. Die meisten Männer war mit ihren Aufgaben so vertraut, daß sie sie ohne nachzudenken selbst in tiefster Dunkelheit ausführen konnten. Die Morgenwache erledigte das Gewohnte, die Wache unten säuberte die Messedecks und staute die Hängematten in den Finknetzen – und nur wenige Befehle waren dazu nötig. Bolitho nahm den beißenden Geruch aus dem Schornstein der Kombüse wahr. Der Koch verwendete für das Frühstück wohl irgendein Wagenfett. Doch Seeleute hatten starke Mägen. Mußten sie einfach haben.
    Er hörte den Wachhabenden mit seinen Midshipmen reden, kurze, knappe Sätze.
    Es würde gleich sechs Uhr morgens sein, und Tyacke würde an Deck kommen. Das tat er immer, obwohl er seinen Offizieren eingehämmert hatte, sie könnten ihn jederzeit bei Tag oder Nacht an Deck rufen, wenn die Situation es verlangte. Bolitho erinnerte sich, wie Tyacke einem Leutnant gesagt hatte: »Ich verliere lieber meine Laune als mein Schiff!«
    Reden Sie im Zweifel!
Schon sein Vater hatte ihm das beigebracht. Er ging jetzt ganz allein in Luv auf und ab und vermied dabei instinktiv Ringbolzen und Blöcke. Catherine machte sich Sorgen. Das wurde ihm um so klarer, je mehr sie es in ihren Briefen verbergen wollte. Roxby war sehr krank, wie Bolitho selber schon bemerkt hatte, bevor er England verließ. Es war gut, dachte er, daß seine Schwester ihre Ängste und Hoffnungen mit Catherine teilen konnte, wenn sie auch so ganz unterschiedliche Leben geführt hatten.
    Catherine hatte ihm von ihrem Erbe aus dem Besitz ihres verstorbenen Mannes geschrieben: Luis Pareja. Sie machte sich Sorgen über das ererbte Geld. Er hatte mit Yovell darüber gesprochen, der solche Schwierigkeiten genau kannte. Er hatte Catherine die Anwaltskanzlei in Truro empfohlen, um sicherzustellen, daß ihr niemand mit juristischen Finessen »das Fell über die Ohren zog«, wie er es ausdrückte.
    Yovell war offen und gleichzeitig diskret. »Lady Catherine wird reich sein, Sir. Vielleicht sogar sehr reich.« Er versuchte, Bolithos Reaktion einzuschätzen und war überrascht, daß die Aussicht auf Reichtum ihn beunruhigte. Aber er war stolz, daß Bolitho ihn und sonst niemanden ins Vertrauen gezogen hatte.
    Aber angenommen… Bolitho unterbrach sein Auf- und Abgehen. Auf der Kimm malte das erste Licht jetzt schüchtern einen schmalen hellen Saum zwischen Himmel und Ozean. Er hörte ein Flüstern: »Der Kommandant kommt, Sir!« Wenige Augenblick später bestätigte Laroche lauthals Tyackes Ankunft: »Guten Morgen, Sir. Kurs Ost bei Nord. Der Wind hat ein bißchen geschralt.«
    Tyacke schwieg. Er würde gleich den Kompaß ablesen und die kleine Windfahne kontrollieren, die den Rudergängern half, bis sie die Segel sehen und oben im Mast den Wimpel erkennen könnten. Das Logbuch hatte er schon auf dem Weg überflogen. Ein neuer Tag. Was würde er bringen? Eine leere See, Freunde, Feinde?
    Er ging jetzt nach Luv und legte grüßend die Hand an den Hut. »Sie sind früh auf, Sir Richard!« Für jeden anderen hätte das wie ein Frage geklungen.
    Bolitho antwortete: »Wie Sie, James. Ich möchte den Tag spüren und fühlen, was er bringen könnte.«
    Das Tageslicht hatte das Schiff jetzt erreicht und fing an, sich auszubreiten.
    »Wir werden die anderen gleich sichten, Sir.
Taciturn
wird weit in Luv stehen, die Brigg
Doon
dicht achteraus. Sobald wir sie ausmachen, setze ich ein Signal.« Er mußte an den Geleitzug denken, den sie erwarteten. Der Teufel wäre los, wenn er nicht käme. Geleitschutzarbeit war immer anstrengend und mühsam, besonders für Fregatten wie
Indomitable
und
Taciturn
. Sie waren als schnelle Schiffe gebaut worden, nicht für dieses elende Schleichen unter gerefften Toppsegeln, um nicht ihre behäbigen Schützlinge zu verlieren.
    Er zog Luft durch die Nase. »Es stinkt aus der verdammten Kombüse. Ich muß mit dem Zahlmeister reden.«
    Bolitho schaute nach oben, die Hand über den Augen. Die Großbramrahen waren schon hell und die Segel hart und dichtgeholt, um den ungünstigen Wind zu halten.
    Neue Gestalten waren an Deck: Daubeny, der Erste Offizier, wies Bootsmann Hockenhull bereits Aufgaben für die Morgenwache zu. Tyacke hob grüßend wieder die Hand an den Hut und ging dann zum Wachhabenden, als

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