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Unter dem Georgskreuz

Unter dem Georgskreuz

Titel: Unter dem Georgskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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ich das von irgend jemand anderem wieder höre, sind Sie mir verantwortlich, ist das klar?«
    Urquhart nickte mit unbewegtem Blick. »Verlassen Sie sich darauf, Sir!«
    »Ich verlasse mich auf
Sie
«, sagte Adam und legte ihm die Hand auf den Arm.
    Er dachte plötzlich an die Miniatur von Gilia St. Clair und an ihr Lächeln, das Keen nun für sich in Besitz genommen hatte.
    »Das hier müssen Sie tun!«
    Doch noch während er sprach, blieben seine Gedanken bei dem kleinen Bild. Vielleicht hatte Keen ja recht.
    Nach der Schlacht, nach dem Verlust seines Schiffes und schmerzhafter Gefangenschaft gab es auch immer noch die Möglichkeit durch Vorsicht zum Krüppel zu werden.
    Als er erklärt hatte, was er erwartete, fragte Urquhart: »Ich würde gern mal wissen, Sir, ob Sie jemals den Tod gefürchtet haben?«
    Adam lächelte leicht und wandte seinen Rücken der Galionsfigur zu.
    »Nein.« Er sah John Whitmarsh neben einem der jungen Midshipmen, der etwa sein Alter haben mochte, über das Deck gehen. Sie schienen zu merken, daß sein Blick ihnen folgte und blieben stehen, um im Schatten des Vordecks in die Sonne zu blicken. Der Midshipman hob grüßend die Hand an den Hut. Und auch Whitmarsh hob die Hand zum Gruß.
    »Sie haben eine gute Hand für junge Leute, Sir!« bemerkte Urquhart.
    Adam sah ihn an, sein Lächeln war verflogen. »Zu Ihrer Frage, John. In Wahrheit bin ich oft genug gestorben! Ist das eine Antwort?«
    Näher als jetzt waren sie sich noch nie gewesen.

Ehrenkodex
    Leutnant George Avery lehnte sich in seinen Stuhl zurück und legte einen Fuß auf seine Seekiste, als wolle er die Bewegungen des Schiffes prüfen. In der anderen Ecke der kleinen Kammer saß Allday auf einer zweiten Kiste. Er hielt die großen Hände gefaltet und versuchte angestrengt, sich an das zu erinnern, was Avery ihm vorgelesen hatte.
    Avery sah alles vor sich, als ob sie England gestern und nicht vor fünf Monaten verlassen hatten. Das kleine Gasthaus in Fallowfield am Helford River, die langen Wege übers Land, bei denen man mit niemandem reden mußte. Gutes Essen, Zeit zum Nachdenken, Zeit sich zu erinnern… Er dachte an seinen eigenen Brief und fragte sich, warum er dem Admiral davon erzählt hatte. Völlig überrascht war er, daß Bolitho darüber wirklich erfreut schien. Doch ohne Zweifel würde er auch glauben, daß sein Flaggleutnant sich zu große Hoffnungen machte.
Ein Kuß und ein Versprechen.
    Seine Gedanken kehrten zu Allday zurück, und er sagte: »Wie schön, daß es Ihrer kleinen Kate gut geht. Ich möchte ihr hier in Halifax irgend etwas kaufen, bevor wir ankeraufgehen.«
    Allday sah nicht auf. »So klein war sie, winzig. Nicht größer als ein Kaninchen. Und jetzt läuft sie schon, sagen Sie?«
    »Unis sagt das!« Er lächelte. »Aber ich wette, daß sie ein paarmal kräftig hingefallen ist, ehe sie Seebeine bekam.«
    Allday schüttelte den Kopf. »Ich hätte das gern gesehen. Die ersten Schritte! Ich habe so was noch nie gesehen.« Er schien bedrückt statt glücklich. »Ich hätte zu Hause sein sollen!«
    Avery war bewegt von dem, was er sah. Es war sicher sinnlos, darauf hinzuweisen, daß Bolitho angeboten hatte, ihn an Land zu lassen, sicher in seinem Haus, nach Jahren ehrenvollen Dienstes. Es wäre wie eine Beleidigung verstanden worden. Er erinnerte sich an Catherines sichtliche Erleichterung, daß Allday bei ihrem Mann blieb. Sie spürte sicherlich, daß seine »Eiche« jetzt mehr als je gebraucht wurde.
    Avery hörte das Stöhnen und Knarren der Schiffsbalken, als die
Indomitable
sich durch kreuzende atlantische Roller kämpfte. Gestern hätten sie eigentlich schon auf den Konvoi nach Halifax treffen sollen, doch selbst auf den freundlichen Passat konnte man sich nicht immer verlassen. Dies war ein Krieg von Angebot und Nachfrage, und es war immer die Königliche Marine, die für die Ankunft der Angebote zuständig war. Kein Wunder also, daß Männer oft verzweifelten über lange Trennungen und Härten, die sich keine Landratte je vorstellen konnte.
    Er hörte aus der Messe das Klappern von Tellern. Jemand lachte laut über einen zweideutigen Witz, den man sicherlich schon viel zu oft gehört hatte. Er sah auf die weiße Wand. Dahinter, ganz achtern also, saß der Admiral und dachte über seine Pläne nach. Der gelehrige Yovell würde geduldig warten, um Instruktionen und Befehle für die Kommandanten aufzuschreiben und zu kopieren. Sie gingen an alle – vom Flaggschiff bis zur Brigg, vom Schoner bis zur

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