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Unter dem Georgskreuz

Unter dem Georgskreuz

Titel: Unter dem Georgskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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habe er es eilig, den Tag zu beginnen.
    Bolitho blieb, wo er war, während um ihn herum Männer hin und her eilten.
    Einige sahen sich sicher nach der verhüllten Gestalt um. Wenn sie in ihm den Admiral erkannten, gingen sie ihm aus dem Weg. Er seufzte ein wenig. Sie hatten jedenfalls keine Furcht vor ihm. Wenn er doch nur wieder Kapitän wäre…
Mein eigenes Schiff.
Wie Adam… Er dachte an ihn, der entweder noch in Halifax war und zusammen mit Keen die amerikanische Küste absuchte, wo sich hunderte von Schiffen wie die Unity oder die Chesapeake verbergen konnten. Boston, New Bedford, New York, Philadelphia. Überall konnten sie liegen.
    Das mußte beendet werden, durfte nicht in einen endlosen, ermüdenden Krieg übergehen. Noch hatte Amerika keine weiteren Verbündeten, doch die würde es leicht finden, wenn England erste Zeichen von Schwäche erkennen ließ. Wenn nur… Er blickte nach oben, überrascht von der Stimme des Ausgucks, die See und Segel übertönte: »An Deck! Segel an Backbord voraus.« Eine kaum wahrnehmbare Pause: »Die
Taciturn –
auf Station.«
    »Die hat uns gesehen und ein Licht gesetzt. Die sind nicht auf den Kopf gefallen!« Er sah voraus, wo ein Fisch aus einer gläsernen Woge sprang.
    Laroche meinte mit rollender Stimme: »Dann werden wir auch die
Doon
gleich sehen!«
    Tyacke wies mit seiner Hand nach vorn. »Ich hoffe, der Ausguck hat bessere Augen als Sie. Das Vorstengestagsegel flattert wie die Schürze eines Waschweibs!«
    Laroche zuckte zusammen und rief einem Gehilfen des Bootsmanns einen Befehl zu.
    Und dann waren sie plötzlich da. Ihre Toppsegel und das Rigg glänzten im ersten Sonnenlicht, ihre Flaggen und Wimpel standen vor dem Himmel wie bemaltes Metall.
    Tyacke sagte nichts. Der Konvoi war in Sicherheit. Bolitho griff zu einem Teleskop, doch er prägte sich die Positionen ein, ehe er das Glas ans Auge hob. Groß und mächtig mochten sie ja sein, doch in diesem klaren reinen Frühlicht hatten sie auch etwas Würdevolles. Er dachte an die Saintes zurück, wie so oft in solchen Stunden, und erinnerte sich an den ersten Anblick der französischen Flotte. Später hatte einmal ein Offizier seiner Mutter die Szene beschrieben und die Schiffe mit den geharnischten Rittern von Agincourt verglichen.
    »Wie viele?« wollte er wissen.
    »Sieben, Sir!« antwortete Tyacke. »So heißt es jedenfalls in den Befehlen!« Er wiederholte: »Sieben.« Bolitho wußte, daß Tyacke sich fragte, ob ihre Fracht wohl wichtig oder nötig sei.
    Carleton, der zuständige Midshipman für die Signale, erschien mit seinen Leuten. Er sah frisch und wach aus und hatte wahrscheinlich ein gewaltiges Frühstück eingenommen. Bolitho nickte ihm zu und erinnerte sich, daß einst Ratten, die von den Krümeln der Messe lebten, bei Midshipmen als Delikatesse galten. Die sprachen davon, daß Ratten wie Kaninchen schmeckten. Doch das war gelogen. Tyacke sah noch einmal auf den Kompaß, begierig, endlich Kontakt aufzunehmen mit dem führenden Schiff des Geleitzugs, um dann endlich den Kurs zurück nach Halifax für sein eigenes Schiff bestimmen zu können.
    Carleton meldete: »Eine Fregatte, Sir, an Backbord voraus.« Er starrte auf die vielen Signalflaggen, die sie zeigte, aber Tyacke meinte nur: »Die
Wakeful
, ich kenne Sie…« Und wie ein Echo klang es von Carleton: »
Wakeful
, acht- unddreißig Kanonen, Kapitän Martin Hyde.«
    Bolitho wandte sich um. Das Schiff, das Keen und Adam aus England gebracht hatte. Nach ihm war die
Royal Herold
in Trümmer zerschossen worden. Hatte man das falsche Schiff erwischt? Oder hatte der alte Haß brutal weitere Opfer gesucht?
    Carleton räusperte sich. »Sie hat einen Passagier für die
Indomitable
, Sir!«
    »Was?« Tyacke schien erregt. »Auf wessen Befehl?« Carleton sah wieder zu den Signalwimpeln hinüber und buchstabierte sehr sorgfältig: »Ein höherer Offizier mit einem Auftrag für Halifax, Sir!«
    Zweifelnd meinte Tyacke: »Das zu buchstabieren war ja wohl eine gewaltige Aufgabe.« Und dann lächelte er überrascht den langen Midshipman an: »Sehr gut. Bestätigen Sie jetzt bitte.« Er schaute zu Bolitho hinüber, der seinen Mantel abgelegt hatte und in das noch schwache Sonnenlicht blickte.
    Bolitho schüttelte den Kopf: »Nein, James, ich habe keine Ahnung, wer es ist!« Dann drehte er sich um und sah ihn mit dunklem Blick an: »Aber ich glaube, ich weiß, warum er kommt.«
    Die
Wakeful
drehte in den Wind, und schon schwang ein Boot über der Gangway, bereit,

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