Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter dem Herzen: Ansichten einer neugeborenen Mutter (German Edition)

Unter dem Herzen: Ansichten einer neugeborenen Mutter (German Edition)

Titel: Unter dem Herzen: Ansichten einer neugeborenen Mutter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildikó von Kürthy
Vom Netzwerk:
Claudia Schiffer dieselbe Ursprungshaarfarbe hat wie ich.
    Was uns trennt, ist lediglich, dass mein Privatvermögen von «Forbes» bisher nicht für schätzungswürdig befunden wurde – und der optische Verlauf unserer Schwangerschaften.
    Ich erinnere mich bedrückend gut an die Fotos von «La Schiffer» während ihrer letzten, dritten Schwangerschaft. Außer einem größer gewordenen, formschönen Bauch hatte sich ihr Körper überhaupt nicht verändert. Während meiner, ganz nach Lehrbuch, Fettreserven für die anstrengende Stillzeit und anscheinend auch für die ersten fünf, sechs Jahre danach anlegt.
    Ich meine, ganz ehrlich, Claudia Schiffer hat mit meinem Idealgewicht entbunden!
    «Diese sogenannten Promis», sagt dazu mein Arzt, ein Mensch von eigenwilligem Charme, «sind es gewohnt, sich zu disziplinieren und ein Leben lang zu kasteien. Das ist ihr Beruf, und das bleibt auch während der Schwangerschaft so, weil sie ja nach wie vor im Rampenlicht stehen. Es ist eine Frage des Trainings und des Verzichts. Das könnten Sie auch. Aber bei Ihnen kommt es ja nicht aufs Aussehen an.»
    Diese taktfreie Bemerkung hatte jedoch meinen Ehrgeiz angestachelt, und bereits am selben Abend beschloss ich, hinfort auf Süßwaren jeglicher Art zu verzichten und zu einer galatauglichen Promi-Schwangeren zu werden.
    Was mich zusätzlich zu dieser radikalen Maßnahme motivierte, war, dass ich in einem Monat in der Talkshow von Reinhold Beckmann auftreten werde und zu meiner neuen Lebenssituation – neues Buch und neues Kind im Anmarsch – befragt werden soll. Und im Fernsehen sieht man sowieso schon immer fünf Kilo dicker aus, als man ist! Das mag ich mir jetzt gar nicht vorstellen.
    Den ersten zuckerfreien Abend überstand ich leidlich gut, indem ich um neun ins Bett ging und die Qualen verschlief. Am zweiten Abend war ich demzufolge bis eins knallwach und erlebte den Entzug bei vollem Bewusstsein. Gestern dann, am dritten Abend, brach ich mir einen Fingernagel ab, als ich versuchte, eine drei Jahre alte Blockschokolade, die ich im entlegenen Winkel eines nahezu ungenutzten Küchenschrankes gefunden hatte, in mundgerechte Stücke zu zerteilen.
    Als ich eine Stunde später anfing, Marzipanrohmasse zu essen, entschied mein Mann, dies sei nicht die richtige Zeit für eine Diät, ich solle meinem Körper und meinen Gelüsten vertrauen.
    Keine fünf Minuten später war er auf dem Weg zur Tankstelle.
    Die häusliche Stimmung ist jetzt wieder deutlich besser, und außerdem fiel mir ein, dass die Gäste bei «Beckmann» ja an einem Tisch sitzen, unter dem man einen Gutteil seiner Problemzonen verstecken kann.
    Außerdem las ich in der «Brigitte Woman» zu dem Thema «fehlender Babyspeck bei prominenten Müttern» folgende sehr erhellende Aussage von Judith Holofernes:
     
    «Ich hatte gerade mein erstes Kind bekommen und war auf der Echo-After-Show-Party, mit etwa fünfzehn Kilo mehr und einem zeltartigen Kleid. Kommt ein Reporter auf mich zu und fragt: ‹Frau Holofernes, wie haben Sie es geschafft, direkt nach der Geburt Ihres Kindes wieder so schlank zu sein?› Ich sagte zu ihm: ‹Bitte wie? Das stimmt doch gar nicht. Komm mit aufs Klo, ich zeige dir meinen Bauch.› Ich habe ihm erklärt, dass ich nichts zu tun haben will mit dieser ganzen Heidi-Klum-Scheiße, wo einem suggeriert wird, man könnte ein Kind bekommen und sofort danach wieder eine Bikinifigur haben. Das ist aber nie erschienen. Der Wille ist sehr stark, den schönen Schein zu wahren. Es will auch niemand so recht hören, dass mich das Vereinbaren von Kindern und Karriere tellergroße Augenringe kostet und fast in den Burn-out getrieben hätte.»

27. Januar
    Morgen treffe ich einen wichtigen Menschen: meine Hebamme. Sie ist eine der wenigen sogenannten Beleg-Hebammen in Hamburg. Das bedeutet, dass sie mit einem bestimmten Krankenhaus zusammenarbeitet und mich nicht nur vor und nach der Geburt, sondern auch die ganze Zeit im Krankenhaus betreut.
    Es erscheint mir sinnvoll und sehr beruhigend, den ganzen Akt mit einer Frau zusammen durchzustehen, die ich bereits kenne und die mich einschätzen kann.
    Ich habe mittlerweile zu viele haarsträubende Geburtsgeschichten gehört, als dass ich in dieser existenziellen Situation irgendwas dem Zufall überlassen wollen würde. Interessanterweise enden alle diese beklemmenden Berichte aus dem Kreißsaal, diesem Schlachtfeld der Gebärenden, mit den Worten: «In dem Augenblick, in dem du dein Kind in den Armen hältst, ist

Weitere Kostenlose Bücher