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Unter dem Räubermond

Unter dem Räubermond

Titel: Unter dem Räubermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jewgeni Lukin
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den Herantretenden saß, drehte verständnislos den Kopf hin und her. Endlich fiel es ihm ein, ebenfalls hinter sich zu blicken.
    »Mit wem hast du dich gestritten?«, fragte Aliyat leise und musterte aufmerksam die Menge, die unwillkürlich in sich zusammenkroch.
    Gorcha stand ungeschickt auf, wischte sich wer weiß warum die großen Hände an der himbeerfarbenen Seide ab und nickte finster zu einem Mann hin, der einen weißen Kittel und ein Kopftuch trug, das von einem zu Mustern geflochtenen Lederriemchen gehalten wurde. Der Kleidung nach zu urteilen stammte der Mann aus einem der östlichen Schatten des Palmenweges. Am ehesten wohl aus Ar-Isaan …
    Aliyat ging auf ihn zu, musterte ihn. »Anscheinend sind wir uns irgendwo schon einmal begegnet«, brachte sie bekümmert hervor.
    Was den Unbekannten anging, so hatte er sie wohl sofort erkannt. Er schüttelte sprachlos den Kopf und berührte, als fürchte er um seinen Verstand, mit den Fingerspitzen die Stirn.
    »Herrin …«, flüsterte er und machte große Augen. »Ja … Wir sind uns einmal begegnet … Es war in Ar-Naus Schatten, aber …« Er starrte über Aliyats Schulter hinweg. »Aber das ist doch ein falscher Scharlach …«
    Leider hatte Gorcha sein Flüstern gehört. »Ein falscher?«, brüllte er los und machte wieder einen Schritt vor. »Also für den ›falschen‹, weißt du …«
    »Still!«, fiel ihm Aliyat ins Wort. »Lauf schnell zum Samum und sag Aitscha …«
    »Aitscha ist in der Stadt.«
    »Gut. Sag Ard-Gew, er soll bis zum Abend alle Leute an Bord haben. Und dass er sie schon jetzt holen lassen soll.«
    »Aber wir sind doch …« Gorcha sprach nicht zu Ende, blinzelte verständnislos, dann ging ihm wohl auf, dass die Sache ernst war. Er wollte losstürzen, hielt aber sofort inne. »Wirt!«, rief er. »Für ein Dutzend Kaffee und zwei Krüge!«
    Der Wirt, der schon zu Beginn des Streits auf die Veranda gekommen war, fing mit einer für seine Konstitution überraschenden Geschicklichkeit die ihm zugeworfene Goldmünze auf, dankte dem Gast mit einem tiefen Kopfnicken und wandte den Blick wieder hoffnungsvoll dem berühmten Scharlach zu – ob der ihn nicht mit seinem Besuch beehren würde …
    Der in zwei Tagen legendär gewordene Räuber runzelte die Stirn und hätte sich gern abgewandt. Alle schauten nur ihn an. Aliyat kam das zupass. Sie zog den beunruhigten Unbekannten beiseite, wandte sich zu Ar-Scharlachi und Lako um und bat sie mit einer Geste zu warten.
    »Du brauchst nichts zu fürchten«, beeilte sie sich leise zu erklären. »Sag einfach alles so, wie es ist. Du hast ihn im Palmenweg gesehen?«
    »Ja, Herrin … Er kam dort mit Beute an … auf einer Postgaleere …«
    »Wo hatte er die her?«
    »Es hieß, dass er sie wohl hier gekauft hat …«
    »Viel Beute?«
    »Nein. Er hat irgendeinen Krämer in der Tallana überfallen …«
    »Wo wollte er danach hin? Weißt du das?«
    »Nein … Woher denn?«
    »So …« Aliyat zögerte, verengte die Augen ein wenig.
    Der nun vollends aus dem Konzept gebrachte Unbekannte wartete auf die Frage.
    »Wer ist bei ihm?« Aliyat sprach es aus, fast ohne die Lippen zu bewegen. Der Schleier, der ihr Gesicht verbarg, regte sich jedenfalls nicht.
    »Herrin …«
    »Ich habe doch gesagt: Du brauchst nichts zu fürchten«, erinnerte sie ihn, die Lider noch immer gesenkt. »Wie heißt sie?«
    »Ich weiß nicht …«
    »Alter. Gesicht.«
    »J-jung ist sie. Das Gesicht? Was soll ich sagen …? Schön, rund …«
    Langsam, als bereite es ihr Mühe, hob Aliyat die Lider. Ihre dunklen Augen kamen dem Mann unglaublich müde vor.
    »Da, nimm«, sagte sie gleichgültig und legte dem Unbekannten ein paar Goldmünzen mit dem Profil Ulqars in die Hand.
    »Gib Wein!«, verlangte Aliyat, kaum dass sie und Ar-Scharlachi die Schwelle der Kajüte überschritten hatten.
    Er hob erstaunt die Brauen, holte aber ohne ein Widerwort einen versiegelten Krug aus dem Schränkchen, riss das Wachs ab und zog den Korken heraus.
    »Was ist heute mit dir?«, fragte er misstrauisch, während er zwei Schalen holte und den Schleier vom Gesicht löste. »Ist noch etwas passiert?«
    Ohne zu antworten, nahm sie aus seinen Händen eine volle Schale und betrachtete sie finster. Dann riss sie sich entschlossen den Schleier ab und nahm einen großen Schluck.
    »Ich hasse …«, flüsterte sie und nahm noch einen Schluck.
    »Wieso trinkst du, wenn du es hasst?«, wunderte er sich, während er wie üblich Schluck für Schluck auskostete und unsicher

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