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Unter dem Räubermond

Unter dem Räubermond

Titel: Unter dem Räubermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jewgeni Lukin
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Spieler lachten unsicher und verstummten sogleich wieder. Der vor dem ehrwürdigen Chaïlsa aufragende Mordskerl zog die breiten, animalischen Brauen zusammen und wich ein kleines Stück zurück, als setze er zum Sprung an. Dann besann er sich, dass er ja doch nicht in der Wüste war und es keinen Sinn hatte, mit dem Unbekannten eine Prügelei anzufangen.
    »Ich bin das!«, warf er schließlich hin.
    Der Karawanenführer stutzte, wollte schon glauben, er habe sich verhört, doch dann begriff er, dass dem nicht so war, und seine von roten Äderchen durchzogenen Augäpfel begannen schrecklich hervorzuquellen.
    »Du …?«, brachte der Karawanenführer kehlig hervor und spürte, wie es ihm in den Ohren klang und allmählich schwarz vor Augen wurde. »Du bist Scharlach?«
    Das Gesicht des Mordskerls verzog sich unter dem Schleier. »Ja, wer denn sonst?«
    »Willst du mich für dumm verkaufen …? Ich frage, wo ist der echte Scharlach?«
    In der Runde der Spieler, die dieses Gespräch interessiert verfolgten, ächzte jemand; er sah wohl voraus, was kommen würde. Den Karawanenführer rettete, dass sein Gegenüber nicht einmal einen Dolch hatte. Den Regeln gemäß legten vor dem Würfelspiel alle ihre Waffen ab.
    »Ach du, du Waran!«, heulte der groß gewachsene Räuber auf und stürzte sich auf den Ehrwürdigen, offensichtlich, um ihn mit seinen behaarten Pranken zu erwürgen. »Fängst du auch damit an?«
    »Harwa!«, konnte der Karawanenführer, bei der Gurgel gepackt, noch hervorstoßen, und im selben Augenblick stürmten durch die zahlreichen Türen, die zweifellos zum raschen Verschwinden gedacht waren, bewaffnete Matrosen vom Salamander herein. Von den Spielern versuchte keiner, sich auch nur vom Teppich zu erheben; alle blieben sitzen und blickten nur entgeistert.
    »Schakal!« Der Mordskerl, von dem Karawanenführer fortgerissen, wand sich in kräftigen Händen und wäre ein paarmal beinahe zusammen mit den Matrosen hingestürzt. »Dir werde ich den echten Scharlach zeigen …! Gleich wirst du merken, wer hier echt ist!«
    Der Karawanenführer hustete und hielt sich die Kehle. Einer der Räuber knurrte – er war offensichtlich wieder vollends zu sich gekommen –, sammelte die Würfel in den Becher, schüttelte und warf. Die anderen (einschließlich der Matrosen) schielten unwillkürlich hin: Was hatte er geworfen?
    »Karawanenführer«, sagte mit ruhiger, leicht belegter Stimme derjenige, der gewürfelt hatte. »Hier ist doch der Trunkene Schatten. Hier kommt man nicht bewaffnet her. Wenn du Scharlach brauchst, dann warte an der Hafenausfahrt auf ihn. Sonst erfahren sie womöglich in Harwa von deinen Streichen, und dann kannst du dich auf was gefasst machen …«
    Die Rede ernüchterte alle. Die Miene des Karawanenführers verfinsterte sich. In der Tat, ein Überfall auf den Trunkenen Schatten konnte ihn die letzten Freunde in Harwa kosten. Scharlach erinnerte sich ebenfalls, dass man hier nicht handgreiflich werden durfte, und hörte auf, sich zu sperren, woraufhin ihn die Matrosen sofort losließen. Die Männer vom Salamander schauten den ehrwürdigen Chaïlsa fragend an.
    Dieser stand mit gesenktem Kopf da, dann bedachte er den Hausherrn, den ehrenwerten Imirpa, mit einem finsteren Blick unter gesenkten Brauen hervor.
    »Ehrwürdiger«, sagte der Wirt mit Nachdruck zu ihm. »Was gibt es da zu zweifeln? Hier kennt jeder Scharlach … Im Süden, heißt es, soll noch irgendein Scharlach aufgetaucht sein, aber erst kürzlich. Und in Kimir auch … Aber der echte Scharlach – hier ist er. Seit fünf Jahren schenke ich ihm Wein ein …«

24
    Die Hämmer schlagen zu
    N achdem er das Pergament sorgfältig studiert hatte, hob Ulqar den Kopf und schaute den Würdenträger geradezu zärtlich an.
    »Findest du nicht, ehrwürdiger Tamsaa«, sagte er sanft, »dass du allmählich wieder kindisch wirst?«
    Lächelnd ließ er das Pergament sich zusammenrollen, spielte ein wenig mit der Rolle, dann warf er sie auf den Tisch und hob wieder den drohend sanften Blick aus schwarz umschatteten Augen.
    »Ich denke, es war so«, fuhr Ulqar freundlich fort. »Nachdem ihr den richtigen Scharlach entkommen ließet, haben Alras und du dem plötzlich auferstandenen Chaïlsa befohlen, rasch einen Ersatz für meinen unruhigen Untertan aufzutreiben. Aber verzeih, ich bin enttäuscht. Es sieht alles derart naiv und ungeschickt aus, dass ich anfange, an deinen Fähigkeiten zu zweifeln. Für einen Würdenträger, der nicht hinreichend

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