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Unter dem Räubermond

Unter dem Räubermond

Titel: Unter dem Räubermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jewgeni Lukin
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du?«
    »Tja … Es ist einfach so, dass wir gestern bei den ›Bemalten‹ waren.«
    Aliyat zuckte zusammen. »Ob sie etwa … Also ich dachte …«
    Ar-Scharlachi lächelte schief. »Als ich mit dem Tamahi redete, kam einer ins Zimmer … Ich weiß gar nicht, wie ich ihn dir schildern soll. Kurzum, ein unheimlicher Anblick … Nicht einmal der Zauberer mit seinen Narben sieht so schrecklich aus …«
    »Aber … sie werden uns doch … nicht überfallen?«, brachte Aliyat stockend hervor. »Du hast erzählt: Sie werfen Feuer meilenweit … verbrennen Menschen …«
    »Wozu sollten sie uns denn verbrennen?«, fragte Ar-Scharlachi unerwartet böse. »Das tun wir doch selber ganz gut!«
    Er leerte die Schale auf einen Zug und starrte hasserfüllt die Alabasterstatuette Ulqars an.
    »Dreckskerl!«, stieß er verwundert und drohend hervor und schleuderte mit ganzer Kraft die Schale nach dem hochmütigen, halb abgewandten Antlitz des Herrschers. »Nacktfressiger Götze! Macht wollte er!«
    Ar-Scharlachi blieb die Luft weg, er stand auf und war schon im Begriff, mit geballten Fäusten auf die Skulptur zuzugehen, doch Aliyat, die ebenfalls aufgesprungen war, packte ihn bei den Schultern. »Hör auf! Das ist doch der Herrscher!«
    Schwer atmend blieb Ar-Scharlachi stehen, starrte aber weiter das Heiligtum aus Alabaster an. »Ich werde ihn trotzdem zerschlagen«, versprach er finster, setzte sich wieder auf den Teppich und langte missmutig nach dem Krug. »Kannst du dir das vorstellen?«, presste er zwischen den Zähnen hervor, während er Wein einschenkte. »Wie sich herausstellt, hat dieser Waran …« – ein krampfhaftes Nicken zu Ulqar hin – »… uns mit Haut und Haar verkauft …«
    »An wen?« Aliyat schaute die Statuette entsetzt an. Es war unheimlich, dergleichen über den Herrscher zu hören.
    »Denen. Den ›Bemalten‹ … Recht hatte der Zauberer! Ich weiß bloß nicht, was sie gegen Kimir haben … Vielleicht hat Oreya der Vierte nicht erlaubt, dass sie Erdöl fördern?«
    »Was hat denn Erdöl damit zu tun?« Aliyat schaute Ar-Scharlachi an und zweifelte sichtlich an seinem Verstand.
    »Alles! Weißt du, das ist so … Jenseits der Berge wird jeden Moment ein Krieg beginnen. Das hat mir Tiangi erklärt … Gegen wen sie kämpfen wollen – frag nicht, da bricht sich das Kamel ein Bein. Ich denke, gegen sich selbst … Und sie brauchen Erdöl. Viel Erdöl.«
    »Wozu? Für die Brandgeschosse?«
    »Nein. Ehrlich gesagt, ich habe selber nicht recht verstanden, was sie mit dem Erdöl machen … Aber die nickenden Hämmer – das sind einfach Pumpen, verstehst du? Pumpen, mit denen sie das Erdöl aus der Erde herausholen. Und die Kugel, bei der wir haltgemacht haben, ist einfach ein Tank, aber nicht für Öl, sondern für Gas …«
    »Für Gas?«
    »Ja. Für brennende Dämpfe … Die brauchen sie auch zu irgendwas …«
    Aliyat setzte sich ungeschickt auf den Teppich. Es sah aus, als gehorchten ihr die Beine nicht mehr.
    »Aber uns rühren sie ja nicht an …«, wiederholte sie hilflos.
    »Stimmt …« Er grinste freudlos. »Da hätten sie viel zu tun! Es reicht, Ulqar zu helfen, Oreya den Vierten zu stürzen. Und Ar-Scharlachi, Ulqar zu stürzen …«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Was gibt’s da nicht zu verstehen? Sie haben mir klipp und klar vorgeschlagen, den Palmenweg zum Aufstand zu bringen und ihn von Harwa abzuspalten … Das wäre doch großartig! Noch ein Bürgerkrieg! Wir verbrennen alle Schiffe, schlachten ein Drittel des Volkes ab und finden uns jeder in seiner Oase eingesperrt … dass wir einzeln ersticken … Und alles, wohlgemerkt, im Namen der Gerechtigkeit! Im Namen eines hohen Ziels, das Kamel soll’s besteigen!«
    »Und sie werden helfen?«, fragte Aliyat begierig.
    Ar-Scharlachi stockte und starrte sie an, als habe er eben erst bemerkt, dass er nicht allein in der Kajüte war.
    »Was … was meinst du?«, brachte er schließlich hervor und schaute Aliyat geradezu erschrocken an. »Denkst du, ich hätte zustimmen sollen?«
    Jetzt war es an Aliyat, Ar-Scharlachi verständnislos anzustarren. »Und du … hast abgelehnt?«, fragte sie ungläubig.
    »Natürlich.«
    »Du bist doch einfach ein Dummkopf!«, sagte Aliyat empört und stand auf. »Dummkopf! Hirnlose Eidechse! Sie bieten ihm so etwas an … und er …! Erdöl brauchen sie? Sollen sie doch nach Herzenslust welches hochpumpen! Und dir? Tun dir die Nacktfressen leid?«
    »Alle tun mir leid«, antwortete Ar-Scharlachi mürrisch und nahm

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