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Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes

Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes

Titel: Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Brack
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musste sie sich würgend nach vorn beugen. Der Strahl der Lampe blieb an ihrem Gesicht hängen, die Mütze wurde ihr vom Kopf geschlagen. Eine Faust blieb drohend in der Luft hängen.
    »Was soll das denn?«, fragte der eine verblüfft. »Eine Frau?« »Presse, Ausland«, stieß Klara mühsam hervor.
    »Hat wieder einer gemauschelt«, sagte der, der offenbar das Wort führte. Er trug einen Trenchcoat, der andere einen Ledermantel. Sie ließen von ihr ab, Klara stöhnte auf und musste husten.
    »Erst mal den Ausweis!«
    Sie prüften den Presseausweis im Schein der Lampe.
    »Gut«, sagte der Trench. »Sehr gut. Wir sind angehalten, für Öffentlichkeit zu sorgen.«
    »Na ja«, murmelte der im Ledermantel.
    »Kommen Sie mal mit, Fräulein«, sagte der Trench in versöhnlichem Ton. »Sie sprechen doch Deutsch?«
    »Sicher.« Klara merkte, wie sie zu zittern begann. »Wer sind Sie denn?«
    »Staatspolizei«, sagte der Trench und deutete auf den anderen: »Mit Hilfestellung.«
    Klara bemerkte das Nazi-Abzeichen am Ledermantel, braune Kniehosen, derbe Stiefel darunter. SA also.
    »Säuberung der Hauptstadt von aufrührerischen Elementen, Herstellung der Ordnung nach dem Aufstandsversuch der Kommune …«
    Sie führten Klara in den zweiten Hinterhof. Dort standen Männer vor der Hauswand aufgereiht, vor ihnen SA-Leute, manche hielten brennende Fackeln in der Hand. »Umdrehen!«, kommandierte ein braun Uniformierter. »Hände an die Wand, Beine breit! Durchsucht nach Waffen!«
    »Kommunistische Zelle … Verschwörer … massenweise Propagandamaterial im Keller … Druckerpresse für verbotene Druckschriften … Pläne für den Aufstand … Zerschlagung des Staats … Mordanschläge auf die nationale Regierung …Waffenfunde … Sprengstoff … Agenten des feindlichen Auslands …« Klara verstand nur Bruchteile der monotonen Sätze, die der Trench ihr ins Ohr murmelte wie einen auswendig gelernten Text. Der Mann im Ledermantel sah sie mit begeistert glänzendem Gesicht an.
    Ein Knüppel in die Kniekehle, und ein widerspenstiger Genosse ging zu Boden. Alle wurden abgetastet und gefesselt. Der letzte, der drankam, nutzte einen Moment der Unaufmerksamkeit und rannte an den SA-Leuten vorbei zur Durchfahrt. Drei sprangen ihm nach.
    Ein Ruf aus dem dritten Stock: »Wir haben ihn!« Im gleichen Moment fiel ein Sack von oben herunter und kam mit einem dumpfen Aufprall auf den Steinplatten auf. Nur dass es kein Sack war, sondern ein Mensch mit zerschlagenem Gesicht und blutgetränkten Haaren. Der Uniformierte, der neben ihm stand, schaute ihn gleichgültig an und trat ihm in die Seite, als er sich nicht regte. Dann senkte er die Fackel und probierte aus, ob der Bewusstlose Feuer fing.
    »Aufhören!«, rief Klara mit kraftloser Stimme.
    »Schafft ihn weg«, sagte der Ledermantel. Zwei SA-Männer hoben den leblosen Körper auf und schleppten ihn zur Straße.
    »Typische Geschichte«, sagte der Trench betont sachlich zu Klara. »Sie springen aus dem Fenster, und später heißt es dann, wir hätten nachgeholfen.«
    »Aber er wurde blutig geschlagen …«
    »Nein, nein«, sagte der Stapo-Beamte mit milde tadelnder Stimme, »er ist leider aufs Gesicht gefallen.«
    Der Geflüchtete wurde in den Hof gebracht. Er taumelte und fiel auf die Knie. Vor Entsetzen weit aufgerissene Augen. Er spuckte Blut und Zähne. Als er aufblickte, schaute Klara in eine von Schmerz und Entsetzen grotesk verzerrte zahnlose Fratze.
    »Leider vor ein Auto gelaufen«, kommentierte der Ledermantel, »so ein dummer Mensch.«
    Klara wandte sich ab, musste würgen, ihr schwindelte. In einer Ecke bemerkte sie eine etwa Sechzehnjährige in BDM-Tracht. Mit zusammengekniffenen Lippen und hasserfülltemBlick starrte sie auf den Verletzten. Der Ledermantel, der sich schon zum Gehen gewandt hatte, bemerkte sie und rief sie zu sich. Er deutete auf Klara: »Durchsuch die mal«, sagte er fast beiläufig. »Man weiß ja nie.«
    Das Mädchen nickte und machte sich verbissen ans Werk. Der Ledermantel winkte einen SA-Mann herbei: »Überwachen!«
    Der Uniformierte stellte sich neben Klara und sah zu, wie das Mädchen sich gewissenhaft durch alle Taschen arbeitete, Mantel und Jackett aufknöpfte und sie abtastete. Papiere, Ausweise, Zigaretten, Feuerzeug und Sonstiges reichte es dem SA-Mann, der alles im Schein der neben ihm hochgehaltenen Fackel prüfte.
    »Die trägt ja Hosen«, sagte das Mädchen angeekelt.
    »Als Ausländerin kann sie das meinetwegen tun«, sagte der SA-Mann, dem

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