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Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes

Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes

Titel: Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Brack
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gut unterhalten«, sagte er verärgert.
    »Können wir bitte beim Sie bleiben, Herr Henßler. Leute, die mir Gewalt antun, rechne ich nicht zu meinen Freunden.« »Bitte, ist mir auch recht.«
    »Wo sind wir hier?«
    Henßler suchte nach Worten, fand keine und kam dann auf die Formulierung: »Ein vorübergehendes Quartier.«
    »Berghaus und Auen werden dir … euch … Ihnen ein Angebot machen.«
    »Wenn es um Geschäfte geht … damit hab ich nichts am Hut. Wenn es um Politik geht, lehne ich jeden Umgang mitMenschen ab, die mir Zwang antun … Wenn es um etwas Anzügliches geht, seid ihr ganz und gar nicht meine Welt … Sie, Herr Henßler, nicht und ihr Giftbaron auch nicht … und Auen, das klingt auch schon wieder nach einem, der mit der Hand an der goldenen Hosennaht geboren wurde.«
    Henßler lachte auf. »Sie werden sich wundern, Frau Schindler.«
    Dann war sie einen Moment unaufmerksam, oder es gab einen kurzen Aussetzer, als würde ihr Bewusstsein aus- und wieder angeknipst, und da saß er recht nah neben ihr und fragte: »Was wäre denn Ihre Welt, Frau Schindler?« Er roch nach Whisky.
    »Ein Glasauge. Man nimmt es heraus, und da ist eine leere Höhle mitten im Kopf …« Klara hob die Hand und tat so, als wollte sie ihm ins Gesicht fassen. Henßler schreckte zurück.
    Es klopfte, die Tür ging auf, Henßler sprang auf. Berghaus trat ein und grinste amüsiert. »Na, na, Henßler! Vom Gedanken zur Tat, was? Aber wir haben keine Zeit für romantische Anwandlungen. Dazu ist Zeit, wenn Zeit ist. Im Übrigen habe ich deutliche Informationen, dass das hier verlorene Liebesmüh wäre. Da müssten Sie schon einiges an sich verändern, Henßler, um ihr zu gefallen.«
    Henßler wurde knallrot im Gesicht und wandte sich ab. Berghaus trat vor das Sofa.
    Klara sprang auf. »Sie schon erst recht«, zischte sie ihn an. In ihrem Kopf pochte das Echo der Dampframme.
    »Nehmen Sie es nicht persönlich. Ich biete Ihnen meine Entschuldigung an für die unzarte Behandlung. Aber Sie stehen ja schon wieder gerade. Wie gesagt, nicht persönlich gemeint, es geht um Politik. Wenn Sie mir bitte folgen möchten.«
    Sie wurde in eine Art Speisezimmer geführt mit schwerer Tafel und Stühlen, auf die man zwölf Ritter in Rüstungen hätte setzen können, ohne sie zu überladen. Da hockten aber nur zwei Männer in SA-Uniformen. Den Eichblättern nach zu urteilen, die an ihrer Uniform klebten, ein Standartenführer und ein Brigadeführer. Was für eine Ehre für ein einfaches Mädchen aus der Provinz.
    Sie salutierten irgendwie, aber ein Hitlergruß war das nicht. »Wir haben einen kleinen Imbiss vorbereitet. Der fortgeschrittenen Stunde Rechnung tragend kalte Platten«, schnarrte Berghaus. »Fleisch, Aufschnitt, Fisch … Bier, Wein, Schampus und Selterswasser zum Runterspülen, bitte zuzugreifen, es war ein anstrengender Tag für alle Anwesenden.« Der ölige Geruch von gebeiztem Lachs, geräuchertem Stör und Bückling drang Klara unangenehm in die Nase. Sie trat an den Platz, der am weitesten vom Essen entfernt war. Berghaus schob ihr den Stuhl zurecht.
    Die SA-Offiziere griffen zu, Henßler schenkte die Getränke ein, Berghaus nahm ein Stück Schwarzbrot und krümelte damit auf seinem Teller herum. Klara hielt sich ans Mineralwasser. Eine Weile wurden Floskeln ausgetauscht. Dann kam Berghaus nach einer gewundenen Einleitung auf das Thema zu sprechen.
    Es gehe um internationale Politik … große Ideen … Bündelung aller revolutionären Kräfte … Strategien für eine Fortentwicklung der nationalen Umwälzung in eine soziale … die Einigung aller antikapitalistischen Kräfte, die Überbrückung künstlicher Gegensätze … und das klare Ziel der Zerschlagung der Herrschaftsclique, die sich als Handlanger der korrupten bürgerlichen Wirtschaftseliten den Staat angeeignet hätten … Das Volk müsse endlich zu seinem Recht kommen und seinen natürlichen Organisationsformen entsprechend Staat und Wirtschaft in Einheit lenken … jenseits aller parteilichen Kräfte, die nichts weiter seien als dekadente Auswüchse eines kranken Systems, das vielleicht in einem griechischen Stadtstaat funktionieren könnte, nicht aber einer modernen völkischen Gesellschaft … Nun müssten die Arbeiter die Vorherrschaft in allen wirtschaftlichen Bereichen übernehmen, die freien Bauern sich die Hand reichen wie damals, als sie gegen die Leibeigenschaft aufstanden … Das einige Volk solle alle Funktionäre, Bürokraten, Beamten und sonstigen

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