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Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes

Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes

Titel: Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Brack
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sagen … zu viele wollen wissen …« Sie schaute sich verschwörerisch um.
    Klaras Blick blieb an ihrem Dekolleté hängen, und sie verlor sich für den Bruchteil einer Sekunde in völlig unangebrachte Assoziationen. Wahrscheinlich ist sie eine Verrückte, riss sie sich wieder zusammen, und wer wollte es ihr übel nehmen, in diesen Zeiten verrückt zu werden.
    Die Unbekannte erstarrte, als ihr Blick zur Tür ging, wo gerade zwei Männer eintraten.
    Andererseits … könnte sie etwas mit dem eigenartigen Verschwinden vom Genossen A zu tun haben. Nicht mal Ludwig kann sich das erklären … aber wieso redet sie so eigenartig darum herum?
    Jetzt hatte sie wieder diesen bösen Blick aufgesetzt, diesen hasserfüllten, abfälligen Gesichtsausdruck, den Klara schon einmal – war es nicht in der Kneipe in Neukölln gewesen? – an ihr beobachtet hatte. Diesmal galt ihre Abneigung aber den beiden Männern dort.
    Verwirrungstaktik, entschied Klara, sie gaukelt eine Irre vor, um mich zu kapern … Man weiß ja, wie man sich mir nähern muss, fügte sie innerlich mit bitterer Selbstironie hinzu. EinSpitzel, nur das erklärt ihre Anwesenheit an so vielen verschiedenen Orten.
    Die Andere legte sich hastig die Stola über die Schulter, sprang auf, warf sich den Mantel über den Arm und eilte davon … Richtung Toiletten. Klara schaute ihr erstaunt hinterher.
    Weitaus weniger erstaunt war sie, als sie in dem einen der eben Eingetretenen jenen Fritz erkannte, den Speisewagenkellner, mit dem der Genosse von der Arbeiterunion sie bekannt gemacht hatte. Mit ihm war sie hier verabredet.

    Fritz trug unter dem Mantel den einfachen Anzug, den er auch beim Treffen mit seinen Genossen angehabt hatte. Damit fiel er nicht weiter auf. Sein Begleiter hingegen schien nicht so recht zu ihm zu passen. Er war eleganter gekleidet als die meisten Gäste des Kabaretts, trug weiße Handschuhe zum rabenschwarzen Mantel, einen weißen Schal und einen Homburg. Mantel, Schal, Handschuhe und Hut reichte er mit lässiger Selbstverständlichkeit dem Garderobenmädchen, während Fritz sich mühsam aus seinem schweren Stoff schälte.
    Klara schaute zu, wie sie sich zwischen den Tischen hindurchbewegten, ihre Blicke umherschweifen ließen und die Ecke, in der sie saß, dabei aussparten. Fritz ging leicht hinkend voran. Als sie schon recht nahe bei ihr angekommen waren, schien Fritz sie erst zu bemerken und setzte eine übertrieben erstaunte Miene auf, dann lächelte er schief, stieß seinem Begleiter den Ellbogen in die Seite, um ihn in gespielter freudiger Überraschung auf sie aufmerksam zu machen.
    Klara schaute sich um. Wo war die verrückte Ausländerin? Hatte sie etwa wegen diesen beiden die Flucht ergriffen? Hätte ich ihr hinterher gehen sollen? Nun ist sie weg. Klara machte einen halbherzigen Versuch aufzustehen. Vielleichtkonnte sie sie auf der Toilette noch aufhalten … Aber da standen die Männer auch schon vor ihr, und Fritz begann mit einer wortreichen, umständlichen Vorstellung, die lächerlich wirkte, da er versuchte, alle Worte zu vermeiden, die einen politischen Zusammenhang zwischen ihnen deutlich gemacht hätten.
    »Das ist Willi Berghaus«, stellte er schließlich seinen Begleiter vor.
    »Von Berghaus«, verbesserte dieser. »Jedenfalls bis zur zweiten Adelsvernichtung … man will ja schließlich nichts unnütz aufgeben … Ich grüße Sie.« Er hielt ihr die Hand hin und deutete eine Verbeugung an.
    Klara verzog das Gesicht und rauchte weiter, ohne auf seine Höflichkeiten einzugehen.
    »Du kannst ihn duzen, Klara«, sagte Fritz eifrig, bremste sich dann aber und schaute sich verstohlen um. »Er gehört zu unserer Organisation.« Das letzte Wort sprach er sehr leise aus. »Ist das ein humoristisches Zwischenspiel?«, fragte Klara. Sie warf einen Blick durch das Lokal auf der Suche nach der Ausländerin. Nichts. Die hat den Hinterausgang genommen. Das spricht für ihre Professionalität. Vielleicht habe ich sie unterschätzt?
    Berghaus bemerkte eine dunkle Kordel, die über die Lehne des Stuhls gegenüber von Klara hing, und zog sie hoch. Ein Stück schwarzes Fell hing daran, so sah es zunächst aus, dann erkannte sie, dass es ein Muff war. Wenn man den benutzte, hatte man sogar mit Netzhandschuhen bei diesem Wetter warme Hände.
    »Gehört der Ihnen?«, fragte Berghaus, hielt den Muff hoch und ignorierte Fritz’ Angebot, die Genossin doch ruhig zu duzen.
    Klara streckte die Hand aus. »Ja, danke.« Der würde ihn gern behalten, dachte

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