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Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes

Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes

Titel: Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Brack
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niemand wird wegen einer Brandstiftung zum Tode verurteilt.
    »Was willst du sonst von ihm?«
    »Nur wissen, was er getan hat und warum.«
    »Das glaube ich nicht. Kein Wort.«
    Klara zog ihren Presseausweis hervor und reichte ihn ihr. »Aus England?«, stellte Réka stirnrunzelnd fest. »Warum England?«
    »Die ganze Welt schaut auf Berlin und was hier geschieht. Kleine Ereignisse in dieser Stadt können die ganze Welt erbeben lassen. Deshalb.«
    Réka schüttelte den Kopf. »Rinus ist kein Verbrecher. Es war eine politische Tat und …« Sie zögerte kurz. »… politische Taten sind immer erlaubt, wenn man sie für die Klasse macht, nicht für sich.«
    »Hat er das so gesagt?«
    Réka schwieg.
    »Wenn er es so gesagt hat, was ich glauben kann, dann hat er im Prinzip recht … allerdings sollte man auch die Wirkung der Taten vorher bedenken.«
    Rékas Augen funkelten. »Er hat alles bedacht.«
    »Auch dass er erwischt wird?«
    »Das wollte er sogar. Damit er allen sagen kann, warum.« »Wie schön«, kommentierte Klara abfällig. »Die Gelegenheit hat er jetzt. Na und?«
    »Die Arbeiter werden ihn befreien, wenn sie erst einmal aufstehen gegen die … Unterdrückung.«
    Ein Kellner mit löchriger Schürze trat an den Tisch und stellte eine Flasche Sekt hin. Die jungen Männer an Rékas vorherigem Tisch winkten halb anmaßend, halb schüchtern. Die Frauen ignorierten sie.
    »Lassen Sie mal, die machen wir selber auf, wenn wir wollen«, sagte Klara zum Kellner.
    »Du bist also seine Geliebte«, stellte Klara fest. »Woher kennt ihr euch?«
    »Aus Budapest …« Réka hielt inne, offenbar unschlüssig, ob sie weitererzählen sollte.
    »Wie ein Mädchen aus dem Proletariat siehst du nicht aus.« Réka stemmte die Fäuste in die Hüften, was ihr auch im Sitzen sehr gut gelang, und rief empört: »Ist eine Frau keine mehr aus dem Volk, wenn sie gezwungen ist, sich bezahlen zu lassen? Wenn ein Dienstmädchen bei der Herrschaft arbeitet … gehört sie dann nicht mehr zum Volk? Und wenn eine andere sich nicht mehr zu helfen weiß und sich selbst verkaufen muss, ist sie dann was Schlechteres als eine Arbeiterin … in dieser Welt, wo alles seinen Preis hat … und Arbeit ist es auch … macht es denn Spaß, nur weil ich dabei lächeln muss?« Ein Schwall ungarischer Worte folgte, der eher so klang, als würde ein keifendes Waschweib über sie herfallen, aber Klara verstand ja zum Glück kein Wort.
    »Du hast recht«, stimmte sie zu. »Und vielleicht hast du sogar recht, was deinen Rinus betrifft … man hört auch Gutes …«
    »Hat ein Mann nicht viel Gutes, wenn eine Frau viele Hundert Kilometer zu ihm reist, eine arme Frau, die das letzte Geld dafür geben muss?«
    »Und dann ist ihm die Politik wichtiger«, stichelte Klara. »Nein! Es ist doch eins! Die Politik ist doch unsere Welt, und wir sind die Welt, und also auch die Politik und der Einzelne ist die ganze Welt, das muss man nur begreifen …«
    »Hat er das gesagt?«
    »Ja, natürlich hat er das gesagt.« Réka warf den Kopf zurück und schaute Klara ungnädig an. »Was glaubst du denn? Dassso eine wie ich nicht mit einem Mann über wichtige Dinge sprechen kann? Und dass ein Arbeiter wie er nicht auch ein Philosoph sein kann? Wenn manchmal die Worte fehlen, dann heißt das doch nicht, man hat keine Gedanken!«
    »Ich gebe dir recht … sogar mehr als das …« Klara war beeindruckt und dachte: Das muss eine erst mal schaffen, mit so schlichten Worten.
    »Wenn er hier fertig ist«, Réka deutete vage nach draußen, »dann bin auch ich hier fertig, und dann machen wir hier mit, wenn das Volk aufsteht, oder wir gehen nach Holland und machen dort weiter. So haben wir es besprochen.«
    »Du willst Revolutionärin werden?«
    »Wenn man erst mal verstanden hat, dann muss man auch handeln. Man muss nicht in die Kirche gehen, um etwas zu glauben, weil in der Kirche nichts ist, nur Möbel und Worte. Glück im Jenseits ist gelogen, Glück im Leben bedeutet, das Richtige tun für alle, und da liegt das Paradies, nämlich im Tun, auch wenn es im Kleinen schiefgeht, ist es im Großen das Gute.«
    »Das hat auch er gesagt«, stellte Klara fest.
    »Ja und?«, entgegnete Réka schnippisch. »Er hat auch gesagt, dass es egal ist, wer die Gedanken hat, wichtig ist, dass sie weitergegeben werden, und sowieso denkt nicht der Einzelmensch, sondern der Mensch, der Alle ist. So ist das nämlich, man soll sich bloß nicht zu viel einbilden.«
    »Warum bist du dann nicht schon längst zu

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