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Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes

Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes

Titel: Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Brack
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den Revolutionären gegangen, wenn du handeln willst?«
    »Bin ich doch. Die meisten haben nicht richtig zugehört und mich fortgeschickt. Nur ein paar … aber es ist schwierig, viele verschwinden von einem Tag auf den anderen.«
    Einer von denen, die den Sekt geschickt hatten, trat an den Tisch: »Trinken wir die Flasche zusammen?«
    Klara sprang auf und herrschte ihn an: »Hast du nicht kapiert? Die Kleine hab ich mir jetzt geschnappt! Zieh Leine!«
    Das genügte. Er ging zurück zu seinen Kumpanen.
    Réka hatte jetzt wieder den abweisenden bösen Blick, den Klara schon kannte. »Ich kann selbst für mich sprechen. Ichweiß genau, was ein Mädchen sagen muss, um solche Männer loszuwerden.«
    »So, was denn?«, fragte Klara eingeschnappt.
    »Das sage ich dir nicht«, sagte Réka schnippisch. »Du bist ja kein Mädchen.«
    »Nein?«
    »Jedenfalls nicht ganz, oder?«
    Klara zuckte mit den Schultern.
    Réka lächelte. »Ich glaube jetzt nicht mehr, dass ich auf dich neidisch sein muss … ich meine eifersüchtig.«
    »Wie hast du van der Lubbe denn kennengelernt? Hat er in Budapest ein Nachtlokal besucht?«
    »Nein, ganz bestimmt nicht. Er hat doch nie Geld. Und wenn, dann gibt er es immer weg. Aber nicht an Mädchen. Vielleicht Kinder oder Arme oder alte Leute, er hat immer Mitleid mit den Armen, dabei ist er wahrscheinlich ärmer als alle. Aber wer nichts braucht, dem fehlt auch nichts … Als wir uns trafen, waren wir gleich. Ich hatte mein Zimmer verloren, weil es Streit gegeben hatte. Und er hat im Asyl kein Bett gehabt. Und da saßen wir auf einmal auf einer Bank. Er hat mich angesprochen, wie man das überhaupt nicht macht … also Dame oder nicht … es gibt ja Regeln, aber er …« Sie lachte. »Wenn alle Menschen gleich sind, dann ist das wirklich einfach … also auch Mann und Frau … man ist eben da, und es geht von allein, auch wenn einer Schuhe trägt, wo die Sohlen abgehen, und die andere Netzhandschuhe.« Sie hielt die Arme hoch. »Es war auch das erste Mal, dass ich mit einem Mann richtig gesprochen habe … ja, er war wohl der Einzige. Wir haben uns wiedergetroffen. Aber dann kam etwas dazwischen …«
    »Einer, bei dem ein Mädchen sagen kann, was es will, es wird ihn doch nicht los«, stellte Klara fest.
    »Ja, es gab großen Streit, und Rinus allein konnte nichts tun, obwohl er so stark war, aber der andere kam mit mehreren … Rinus musste gehen. Ich wollte ihm folgen, aber das ging nicht gleich. Erst später konnte ich Budapest verlassen, aber da fand ich ihn nicht. Irgendwann schrieb er, sie hätten ihn gegen seinen Willen nach Holland zurückgeschickt.«
    »Er hat geschrieben?«
    »Viele Briefe. Ich auch. Und dann haben wir uns nach Berlin verabredet. Er wollte die große Sache machen, und dann wollten wir zusammen kämpfen. Jetzt warte ich, dass er wiederkommt … Ich will versuchen, ihn im Gefängnis zu besuchen, aber das ist schwierig, weil ich keine guten Papiere habe.«
    Dennoch schien Réka zuversichtlich, dass alles gut werden würde. Klara sagte nicht, dass sie ihre Hoffnungen für töricht hielt. Sie musste an das Ende des Helden in Rot und Schwarz denken: Von der Freiheit, die Julien Sorel im Kerker fand, wird van der Lubbe im Gewahrsam der Faschisten bestimmt nichts spüren. Auch Rékas aufopferungsvolle Hingabe würde auf eine schwere Probe gestellt werden.
    Die Damenkapelle begann wieder zu spielen und schien sich nicht entscheiden zu können, ob sie eine Dur- oder Molltonart bevorzugte.
    Und nun? Klara war ratlos. Das alles ist doch nicht das, was die Partei über diesen Holländer herausbekommen will. Das alles ist doch … eine menschliche Komödie … und ich bin darin eine undeutliche Nebenfigur.
    Sie drückte die Zigarette aus und sagte forsch: »Lass uns tanzen!«
    Réka lachte. »Mit einer Frau?«
    Klara schaute zur Tanzfläche. »Die Männer hier können doch alle nichts. Und nun guck dir die da drüben an.« Sie deutete kurz auf die Männer, bei denen sie gesessen hatte. Sie hatten jetzt billige Flittchen auf dem Schoß.
    »Macht ihr das so?«, fragte Réka schüchtern. »Schlecht über die Männer reden und dann …«
    Klara schüttelte den Kopf. »Nein. Nicht reden, lieber tun. Und sagtest du nicht, dass es schöner ist, wenn man keine Unterschiede mehr macht?«
    Die Ungarin dachte nach. Dann nickte sie: »Ich versuch es mal.« Und lachte nervös.

    Nach einigem Stolpern wurden die Bewegungen geschmeidiger. Die eckigen Rhythmen des Damenorchesters rundeten sich, die

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