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Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes

Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes

Titel: Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Brack
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sich.
    »Nein«, sagte Klara. »Ich bin ganz woanders. Ich habe zu tun.« »Da schläft im Moment niemand. Du bist allein. Und morgen dann kannst du zurück nach Hause.«
    »Ich hab kein Zuhause.«
    »Nach Budapest.«
    »Dahin will ich nicht. Ich bleibe hier, bis Rinus wieder frei ist. Und dann gehe ich mit ihm.«
    »Unsinn«, sagte Alfred. »In dieser Situation …«
    »Es ist viel zu gefährlich für dich«, sagte Klara. »Du musst weg. Zu viele Leute sind hinter dir her.«
    »Ich kenne doch gar niemanden.«
    »Aber es gibt Leute, die dich kennen. Und die von deiner Verbindung zu van der Lubbe wissen.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Es ist aber so.« Klara erzählte von ihrem Besuch bei Berghaus und Henßler, von ihrem Treffen mit dem undurchsichtigen Waschitzki und dem Gespräch mit Dr. Abrecht. Als sie den Namen des Nazi-Abgeordneten nannte, merkte sie, dass Réka unter ihrer Schminke rot wurde.
    »Du hast dich von ihm fotografieren lassen!«, sagte sie barsch.
    »Ich wollte ihn benutzen, für Informationen«, sagte Réka trotzig.
    »Jetzt hat er dein Foto! Was ist, wenn er das an die Stapo weitergibt oder an die SA?«
    »Das ist doch egal! Es geht doch ums Kämpfen! Die Bilder von Rinus sind auch überall … was ist schon ein bisschen Gefängnis … wenn wir wieder zusammenkommen …«
    »Im Knast wohl kaum.«
    »Es sind harte Zeiten angebrochen«, schaltete sich Alfred ein. »Wer heute von der Stapo geschnappt wird, liegt morgen vielleicht schon tot im Wald.«
    »Dann werde ich mich verstecken.«
    »Mensch, Mädchen, du träumst dir da was zurecht«, brummte Alfred missgelaunt.
    »Es sind nicht nur die Nazis und die Polizei hinter dir her«, sagte Klara und zögerte kurz, bevor sie weitersprach. »Auch die Komintern weiß von dir.«
    Alfred warf ihr einen beunruhigten Blick zu.
    »Ich hab Kontakte zum kommunistischen Untergrund … die werden immer nervöser, die schießen sich auf Rinus ein, die benutzen ihn, Wahrheit ist zweitrangig. Ich weiß nicht genau, was sie für Anweisungen haben, aber wenn die Maschine erst mal läuft, hält die so schnell keiner auf. Und jetzt, wo nicht nur Torgler, sondern auch die drei bulgarischen Kommunisten verhaftet sind, vor allem Dimitroff, werden sie richtig loslegen. Und wer dann störrisch im Weg steht …« »Wie kommt es, dass du so gut unterrichtet bist?«, fragte Alfred misstrauisch.
    »Ist doch egal.«
    »Mir auch«, sagte Réka.
    Alfred schüttelte den Kopf. »Hör zu, Réka, wir haben einen Schlafwagenplatz für dich organisiert. Direkt bis Budapest. Die Genossen bei der Mitropa stellen dir ein Einzelabteil zur Verfügung. Das ist sonst für Kuriere reserviert. Keine Grenzkontrollen. Du musst dich einfach nur ruhig verhalten, schlafen, und die schaukeln dich nach Hause.«
    »Ich geh nicht nach Ungarn, ich will nicht zurück!«, rief Réka. »Was soll ich da? Mich verkaufen, bis ich zerschlissen bin wie ein alter Putzlumpen? Und mich dann in die Donau stürzen? Ungarn ist keine Hoffnung für mich. Hoffnung ist für mich hier. Hoffnung – das einzige Mal, wo ich die hatte, das war mit Rinus!«
    »Das geht nicht«, sagte Klara.
    »Alles geht!«
    Alfred hob die Hände und ließ sie resigniert auf die Oberschenkel fallen.
    »Ich will ihm helfen, und ich tue es«, sagte Réka.
    »Aber niemand wird dir helfen können«, sagte Alfred. »Wir gehen alle in den Untergrund. Wir verlassen die Stadt, verlegen die Organisation. Wir machen uns unsichtbar. Es ist zu gefährlich geworden. So was wie hier«, er deutete auf die Betten, »wird es bald nicht mehr geben. Wie willst du mit Rinus in Kontakt treten, wenn niemand dich unterstützt? Allein bist du niemand.«
    Réka schaute ihn verunsichert an. Schließlich sagte sie: »Dann muss ich mich opfern.«
    Klara seufzte laut auf. »Versteh doch endlich, du musst raus aus Deutschland!«
    »Kann ich nicht.«
    »Eine Möglichkeit gäbe es noch«, sagte Alfred zögernd. »Du gehst nach Holland.«
    »Was soll ich da?«
    »Da sind Rinus’ Freunde und Genossen. Die wollen ihm von dort aus helfen. Sie haben einiges in die Wege geleitet, um die Propaganda der Nazis und der Komintern zu torpedieren. Dort gibt es Anwälte, die ihm helfen können und eine Organisation, die funktioniert. Vielleicht kannst du dort unterkommen …«
    »Zu welchem Zweck? Mich verstecken? Das will ich nicht!« »Du kannst sie unterstützen. Es gibt ein Komitee, das ihn verteidigen will.«
    »Sie helfen Marinus? Sie verteidigen ihn? Werden sie ihn

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