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Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes

Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes

Titel: Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Brack
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Flügeltüren auf, und der Lieferwagen einer Wäscherei parkte davor. Ein Mann trug in Packpapier geschlagene Wäschepakete in den Keller. Lisbeth kam schwitzend und schlecht gelaunt nach draußen, bemerkte, dass Klara auf sie wartete und blickte abweisend drein.
    Gleich darauf hellte sich ihre Miene wieder auf, als sie jemanden auf dem Gehsteig entdeckte. Sie flüsterte Klara zu: »Da kommt der Doktor. Der da, mit dem Haarschnitt, der so aussieht, als hätte er sich einen Lappen auf die Glatze geklebt. Können Sie sich vorstellen, dass der sich für unwiderstehlich hält?«
    Der schmale unscheinbare Mann im langen Mantel, der mit einer Aktentasche unterm Arm auf sie zukam, zog gerade den Hut, um einen Passanten zu grüßen.
    Klara ging ihm entgegen.
    »Herr Dr. Albrecht? Entschuldigen Sie bitte, aber ich soll Ihnen eine Nachricht von einer gemeinsamen Bekannten überbringen.«
    Der Abgeordnete blieb erschrocken stehen, dann zischte er wütend: »Was bilden Sie sich ein. Doch nicht auf offener Straße!«
    »Eine hübsche Ungarin«, fuhr Klara ungerührt fort. »Sie hat mir Ihre Karte gegeben.«
    Albrecht starrte sie entgeistert an. Dann fasste er sich wieder. »Folgen Sie mir. Aber bitte ohne Aufsehen … wir kennen uns nicht!«
    Das will ich doch hoffen, dachte Klara. Mit so einem willst du wirklich nicht näher bekannt sein. Der Lappen auf seinem Kopf ist bestimmt ein Toupet und die rosig glänzende Knollennase steckt der Herr Abgeordnete bestimmt regelmäßig ins Schnapsglas.

    Klara folgte dem Abgeordneten ans Spreeufer. In einer geschützten Ecke lehnte er sich ans Geländer und schaute aufs Wasser. Klara trat neben ihn.
    »Was bilden Sie sich ein? Mich auf der Straße anzusprechen!«, stieß Albrecht mühsam hervor. Die nackte Angst stand ihm im Gesicht.
    »Regen Sie sich nicht auf, Herr Doktor, ich will Ihnen keine Schwierigkeiten machen.«
    »Was wollen Sie von mir?«
    »Nur Auskünfte. Woher kannten Sie die Frau?«
    »Denken Sie, was Sie wollen, aber sie kam zu mir, aus freien Stücken, und daran ist nur ein verdammter Presseartikel schuld«, sagte er verbissen. »Ich gehe rein in den brennenden Reichstag und wieder raus. Was das zu bedeuten hat … dumme Spekulation dieser jüdisch-liberalen Meinungsmacher. Die wollten nur die Gelegenheit nutzen, um mich hereinzulegen. Und dann kommt die Kripo ins Haus. Und dann auch noch diese … Dame.«
    »Man hat Sie verdächtigt, etwas mit der Brandstiftung zu tun zu haben?«
    Er schnaubte verächtlich. »Ich habe wichtige Papiere retten wollen und ein paar Familienfotos, deshalb bin ich rein …« »… obwohl Sie krank waren.«
    Empört drehte er sich zu ihr. »Kennen Sie keine wichtigen Dinge … Vielleicht gibt es das in Ihren Kreisen nicht, Verantwortungsbewusstsein, Korrektheit, Pflichtgefühl … Es gibt eben Dinge, die man nicht einfach der Vernichtung preisgeben will, so ist das! Beinahe wäre eine Kampagne daraus gemacht worden gegen meine Person, wenn wir nicht eingegriffen und die Sache unterbunden hätten. Da sieht man, was Selbstschutz heißt«, sagte er mehr zu sich selbst. »Und man kann dankbar sein, wenn man über die nötigen Kräfte verfügt.«
    »Und der Mann in Ihrer Pension?«
    »Was? Was soll das jetzt heißen?«
    »Haben Sie den dort untergebracht?«
    »Ich verstehe nicht, was Sie meinen.«
    »Wer war der Mann, der rechtzeitig zum Reichstagsbrand in das Zimmer neben Ihrem gezogen ist und einen Tag danach Ihre Pension wieder verließ?«
    »Hören Sie, Sie sind ja von allen guten Geistern verlassen! Wer sind Sie überhaupt?«
    »Van der Lubbe kann es nicht gewesen sein«, fuhr Klara fort. »Wer also sonst?«
    »Sie sind ja verrückt!« Albrecht stieß sich vom Geländer ab. »Das ist eine Falle«, murmelte er. Er drehte sich um und ging sehr schnell zur Straße zurück. Dort musste er einige Autos passieren lassen.
    Klara holte ihn ein.
    »Ich lasse mich nicht erpressen!«, herrschte er sie an.
    »Hören Sie …«
    Er stieß sie mit aller Kraft von sich. Klara taumelte zurück, stolperte und fiel auf den Gehweg.
    Albrecht eilte zwischen Autos und Lastern hindurch über die Straße zurück zu seiner Pension.
    Ein Passant half Klara beim Aufstehen, nachdem sie es gerade noch geschafft hatte, die herausgefallene Pistole unbemerkt in die Manteltasche zurückzuschieben.
    »Na, dem haben Sie aber zugesetzt. So was wie Sie stößt man doch nicht von sich …«
    Sie bedankte sich knapp und ging dem Abgeordneten hinterher.
    »Mensch, Fräulein, das war

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