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Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes

Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes

Titel: Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Brack
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doch eindeutig, lassen Sie mal!« Aber was sollte sie Albrecht noch fragen? Der lebte anscheinend in seinem ganz eigenen Verfolgungswahn.
    Vor der Pension angekommen, bemerkte sie Lisbeth, die mit dem Lieferanten der Wäscherei rauchte und scherzte. Als sie Klara sah, gab sie ihm einen Knuff in die Seite und lief zu ihr.
    »Na und? Hat er gestanden?«
    »Was sollte er denn gestehen?«
    »Na, das mit dem Album!«
    Klara schaute sie verständnislos an. »Von einem Familienalbum hat er gesprochen, ja, aber …«
    »Quatsch mit Soße, Familienalbum! Was hat der denn für eine Familie, alles junge Weiber und Nackedeis durch die Bank! Und die Marie ist auch dabei. Das ist es ja … Gott schütze uns vor solcher Art Hobby-Fotografen!«
    »Ach, darum geht es«, stellte Klara fest.
    »Interessiert Sie das nicht, ein Volksvertreter mit Fehltritten? Wo Sie doch von der Presse sind? In der Welt am Abend müssten Sie’s bringen. Aber für die arbeiten Sie wohl nicht, so schick, wie Sie ausstaffiert sind.« Sie musterte Klara von oben bis unten und verzog das Gesicht. »Gerade jetzt, wo die Braunen so einen Buhei machen, wär’s mal angebracht«, fügte sie leise hinzu.
    »Hör mal, Genossin, mich interessiert eher der Mann im Zimmer neben Albrecht.«
    Lisbeths Gesicht leuchtete auf. Sie zog Klara verschwörerisch in einen Hauseingang. »Den andern würde ich das nicht sagen, schon gar nicht der Polizei, aber wenn du wirklich eine von uns bist …«
    Das Zimmermädchen trat dicht neben sie und flüsterte Klara ins Ohr: »Ich bin einmal kurz drin gewesen in seinem Zimmer, als er zum Essen runterging. Der Mann hatte eine Art Seesack unterm Bett. Da waren Fackeln drin und Flaschenmit einer Flüssigkeit … ›gefährlich‹ und ›brennbar‹ stand da drauf. Ich hab’s für mich behalten, weil es ja gleich hieß, die Kommunisten hätten es getan … aber ob er überhaupt ein Kommunist war …«
    Ein Pfiff ertönte.
    »Lisbeth, ich muss gleich weiter!«, rief der Lieferant.
    »Nun drängle doch nicht so!«, rief Lisbeth. An Klara gewandt, sagte sie leise: »Das Gute an so einem ist, dass er immer saubere Unterwäsche hat«, zwinkerte ihr zu und verabschiedete sich.

    Ein eigenartiges Déja-vu-Erlebnis. Klara späht durch das Fenster in der Ladentür. Auf der anderen Seite steht die Frau mit dem altmodischen Hut. Die Federn darauf sind zerrupft. Die Hände mit den Netzhandschuhen hat sie in die Ärmel ihres Mantels geschoben. Sie friert. Sie überquert die Straße und geht zögernd auf das Schaufenster zu, in dem für Hellseherei, Hypnose und die Hohlwelt-Lehre geworben wird. Sie steigt die zwei Stufen zur Ladentür hinab und nähert sich dem Fenster. Wie schön sie ist. Sie weiß sich herzurichten. Sie weiß auch, wo etwas mehr Puder nötig ist, um dünne Linien zu kaschieren. Sie sieht sich im Spiegel, der verhindert, dass man von draußen hineinsehen kann. Sie rückt den Hut gerade, streicht sich über die Augenbrauen, prüft den Lippenstift. Ihre Lider halten in der Bewegung inne, auf halbem Weg, klappen hoch, die Augen weiten sich, jetzt wieder ein Anflug des gefürchteten bösen Blicks und dann – streckt sie die Zunge raus.
    Klara prallte zurück und schnappte nach Luft. Diese Göre! »Was ist denn?«, fragte Alfred, der neben ihr stand und eine Selbstgedrehte paffte.
    »Sie ist da.«
    Er drehte den Schlüssel im Schloss herum. »Dann lassen wir sie doch rein.«
    Die Tür ging auf, Réka trat ein. Mit ernstem Gesicht.
    »Wo ist Otto?«
    »Konnte nicht kommen.«
    »Er ist da, wenn man ihn nicht will, und fehlt, wenn man ihn braucht«, stellte sie fest.
    »Er hat zu tun, und deshalb hat er mich geschickt«, sagte Alfred.
    »Und sie?« Réka deutete auf Klara.
    »Ich bin gekommen, um mich zu verabschieden.«
    »Gehst du fort?«
    Alfred seufzte. »Gehen wir erst mal nach hinten.«
    Im Hinterzimmer war es warm. Der Ofen summte vor sich hin. Die Kartons mit den Büchern und Zeitschriften waren verschwunden. Zwischen Regalen und Druckerpresse standen jetzt zwei Feldbetten aufgebaut, mit ordentlich zusammengefalteten Decken und blitzsauberen Kopfkissen.
    Alfred schob Réka einen Drehsessel hin, Klara einen Stuhl und nahm sich selbst einen Hocker. Die beiden Frauen zogen ihre Mäntel aus und hängten sie über die Lehnen.
    Réka wandte sich an Alfred. »Otto sagte, du hast eine Unterkunft für mich.« Sie deutete auf die Feldbetten. »Hier etwa?«
    Alfred nickte.
    »Und wer nimmt das zweite Bett? Sie etwa?« Rékas Blick verdüsterte

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