Unter dem Schutz des Highlanders
habe es weggenommen, bevor er sein Jawort gab.« Er nickte, als er ihren erstaunten Blick sah. »Ich wollte nicht, dass man Euch an einen Mann bindet, der Euch verletzen würde. Ich fragte ihn, ob er Euch wirklich zur Frau haben will, und er sagte Ja. Ich gab ihm die Möglichkeit zu fliehen. Er blieb.«
Bethia staunte noch immer über das eben Gehörte, als Eric aus dem Dorf zurückkehrte. Während sie zur Kinderkemenate gingen, um James zu besuchen, erzählte er ihr von seinen Plänen. Ihr fiel auf, dass er nicht zögerte, sie nach ihrer Meinung zu fragen und auch wirklich zuhörte, wenn sie sie äußerte. Bethia wurde bewusst, dass er ihr immer zugehört hatte, ja, sogar mit ihr diskutiert hatte, als sei sie ihm gleichgestellt. Da sie von Bowen, Peter und Wallace an eine derartige Behandlung gewöhnt war, hatte sie es nicht bemerkt; doch Eric war kein Gefolgsmann oder Kindheitsfreund oder Cousin, Eric war dazu geboren und erzogen worden, ein Laird zu sein. Aus diesem Grund überraschte es sie, dass er sie so behandelte.
Bethia beobachtete Eric beim Spiel mit James, und schon nach kurzer Zeit konnte sie ihre Zweifel an seinen Gefühlen für das Baby begraben. Eric liebte Kinder, er behandelte James, als ob er sein eigenes Kind sei. Sie hatte das von Anfang an gesehen, aber ihren Selbstzweifeln erlaubt, dies zu vergessen. Die Nachricht von ihrem gemeinsamen Kind würde Eric erfreuen, und sie war überzeugt, dass es ihm gleichgültig war, ob sie ihm einen Sohn oder eine Tochter gebar. Oder sogar, und bei diesem Gedanken spürte sie Wärme ihren Körper durchfluten, ob das Kind hübsch war.
Bethia betrachtete Eric für den Rest des Tages mit anderen Augen. Sie stellte fest, wie oft er sie berührte, so, als könnte er nicht in ihre Reichweite kommen, ohne es zu tun. Er suchte sie mehrmals auf, um sich mit ihr über eines seiner Vorhaben zu besprechen. Sie beobachtete, wie die Kinder ihm folgten, wie jeder Mann und jede Frau mit einem Problem sich die Freiheit nahm, zu ihm zu kommen. Egal, wie eingehend sie auch hinsah, sie konnte keine Spur von Unzufriedenheit in ihrem Mann finden.
Am Ende des Tages hielt sich Bethia für dumm und war beschämt. Sie schimpfte sich selbst eine Törin und noch Schlimmeres, als sie sich zum Bettgehen herrichtete. Ebenso wie ihre Eltern und so viele andere hatte sie nur Erics Schönheit gesehen, hatte zugelassen, dass dies jeden Gedanken und jedes Gefühl vergiftete, dass es ihre Zweifel und Ängste nährte. Die Männer, die mit ihm über die Verteidigung der Burg sprachen, taten dies nicht, weil er gut aussah. Die Dorfbewohner, die ihn aufsuchten, um mit ihm über Reparaturen oder ihr Gewerbe zu sprechen, taten dies ebenfalls nicht aus diesem Grund. Die Kinder, die hinter ihm hersprangen oder kamen, um ihm ihre Verletzungen zu zeigen, würden das vermutlich auch tun, wenn er Warzen und drei Augen hätte. Sie sahen, was ihr Herz immer gesehen hatte, aber anders als sie, hatten sie sich ihren Verstand nicht von seinem guten Aussehen einnebeln lassen.
Sir Eric Murray war ein sehr guter Mann. Seine Schönheit erfüllte auch sein Inneres. Aus diesem Grund liebte sie ihn. Aus diesem Grund liebten und respektierten ihn die Mitglieder des zusammengewürfelten Haufens, der nun auf der Burg Dubhlinn lebte. Eric mochte ihre Liebe vielleicht nicht erwidern, aber er hatte sie gern und vertraute ihr. Und das war weitaus mehr, als ihre Eltern ihr jemals gegeben hatten. Gefangen in ihren eigenen Zweifeln hatte sie dieses Geschenk nicht ganz erwidert. Vermutlich war er ihr ja sogar wirklich aufrichtig zugetan. Bethia hatte sich das gefragt, als sie verletzt war und er sich so sehr um sie sorgte, aber einmal mehr, hatte sie sich durch ihr mangelndes Selbstvertrauen dazu verleiten lassen, diese Hoffnung zu begraben. Wenn ein Mensch es verdiente, geliebt zu werden, dann war es Eric. Bethia beschloss, dass es höchste Zeit für ihn war, die Gefühle seiner eigenen Frau zu erfahren.
Als Eric ihr Schlafgemach betrat, beobachtete ihn Bethia dabei, wie er sich fürs Bett zurechtmachte. Sie lächelte ein wenig, als er sich wusch, seine Kleider abstreifte und sich ins Bett legte, ausgestreckt auf dem Rücken, die Hände hinter dem Kopf gekreuzt. Wenn Eric einen Fehler hatte, dann war es sein Mangel an Sittsamkeit. Noch immer in ihr dünnes Leinenhemd gekleidet, saß sie neben ihm auf dem Bett und bürstete sich ihr Haar. Der Anblick seines Körpers brachte ihr Blut wie immer zum Sieden, doch sie kämpfte
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