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Unter dem Schwertmond

Unter dem Schwertmond

Titel: Unter dem Schwertmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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fangen.«
    Hodjaf wandte sich zum zweiten Reiter um, gab eine Reihe von Befehlen und nickte, als der Reiter sein Orhako wendete und den Hang hinauftrieb. Dann zog der Anführer der Rebellen sein Schwert und versicherte: »Ich kenne, wenn auch nur von außen, Deneba ein wenig. Zusammen mit diesen Männern sollten wir den Mörder deines Vaters fangen und bestrafen können.«
    »Los! Reite mit uns!«
    Die Pferde wieherten, als die Zügel freigegeben wurden. Das Orhako schlug kreischend mit seinen kurzen Flügeln und trabte auf seinen knochigen Stelzenbeinen neben den Pferden dahin. Das Schicksal schien sich innerhalb kurzer Zeit gewendet zu haben. Die Reiter passierten die Torfelsen und stoben einen langen, flachen Hang hinunter, dessen Sand und Geröll schon von dem rätselhaften Leuchten erfasst wurden. Die Vogelreiter mit den Fackeln zogen sich zusammen und ritten langsam auf den Eingang des Geistertales zu.
    Die wimmernden Schreie und das keifende Heulen bildeten zusammen mit den dumpfen Hufschlägen und dem Keuchen der Pferde eine verschwommene Kulisse. Rechts schoben sich ein paar der seltsamen, scheinbar leeren Behausungen heran. Schwammartig aussehende Felsen mit Löchern, die voneinander durch groß aufgeschichtete Steinmauern getrennt waren, wurden im fahlen Glimmen sichtbar. Aus den Öffnungen kamen die entsetzlichen Schreie. Sie drückten Gier und Hunger aus.
    Als die Reiter sich näherten – so folgten den deutlich sichtbaren Spuren eines Orhakos und eines Pferdes –, schoss aus einem Loch eine Kreatur hervor. Die Pferde scheuten augenblicklich. Das Wesen sah entfernt menschenähnlich aus, aber die Gliedmaßen waren verändert und entsetzlich verformt. Die Gelenke glichen dicken Knoten, die Knochen waren dünn und lang. Der Kopf war fast dreimal so groß wie der eines Menschen und schien nur aus Löchern und verkrusteten Wunden zu bestehen. Das Wesen hangelte sich schreiend an der Mauer hoch, fiel auf der anderen Seite zwischen Sand und Felsbrocken und bewegte dabei seine Gliedmaßen rasend schnell und ziellos. Mit Bewegungen, die halbwegs kurze Sätze waren und zur anderen Hälfte einem unbeholfenen Kriechen glichen, verschwand es schreiend im nächsten Loch. Die Reiter zwangen ihre Tiere weiter vorwärts.
    »Weißt du, wohin sich Algajar geflüchtet haben könnte?« rief Luxon nach hinten.
    Hodjaf entgegnete sofort: »Wahrscheinlich zu Aszorg, dem Xandor.«
    »Weißt du, wo Aszorg sich versteckt?«
    »Nein!«
    »Dann werden wir ihn suchen«, schrie Socorra und hob sein Schwert. »Hier wimmelt es von Missgeburten.«
    Die Sandfläche zwischen den Felsen war breit genug, um die Reiter ungehindert passieren zu lassen. Der dünne Sandschleier zeigte die Spuren der zwei Tiere. Der Sohn Rhiads versuchte, die Eindrücke im Sand genau zu verfolgen, aber schon wenige Schritte später hörte der Sand auf, und Geröll trat an seine Stelle.
    Luxons neuer Verbündeter keuchte: »Seid vorsichtig! Die Kreaturen werden uns angreifen.«
    Die Reitergruppe zog sich auseinander, als sie wieder einen Engpass zwischen den aufragenden Felsen durchritten. Auch das Geröll strahlte dieses Leuchten aus. Es gab keine Schatten, das Licht der Fackeln veränderte sich ins Gelblichrote. Rechts und links schoben missgestaltete Bewohner der Felsen ihre Körper aus den Öffnungen und griffen gierig wimmernd nach den Reitern. Noch wagten sie sich nicht ganz hervor, noch krallten sich ihre spitzen Krallen in die Luft. Aber ihre Unruhe war ansteckend. Immer mehr Körper tauchten auf und bedrohten die Reiter.
    Ein Xandor durchfuhr es Luxon. Ein Wesen zwischen Mensch und Dämon. Welche Eigenschaften einen Xandor tatsächlich auszeichneten, wusste er nicht. Sein Wissen hatte er aus zahlreichen Erzählungen und Legenden, die einander teilweise widersprachen.
    »Vorsicht, Luxon!« schrie Socorra vom Ende der Gruppe her. Er schwenkte die Fackel über seinem Kopf. Ihr Licht strahlte eine jener Chimären an, die auf der Spitze des Felsens umherkroch und Steinbrocken los riss. Mit dem linken Arm schleuderte sie einen Felsen nach Luxon, der seinen Helm nur knapp verfehlte und ins Geröll schlug. Luxon steckte das Schwert zurück, das jetzt ein Leuchten zeigte, das schwächer zu sein schien als das Glimmen der Umgebung.
    Dann hielt er den Bogen in der Rechten und zog einen Pfeil aus dem Mondköcher. Schnell legte er ihn auf die Sehne und schwenkte im Sattel herum, während sein Pferd geradeaus trabte.
    »Die Geisterstadt ist alles andere als

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