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Unter dem Schwertmond

Unter dem Schwertmond

Titel: Unter dem Schwertmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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einen Satz und preschte los. Die Prinzessin wurde halb aus dem Sattel gerissen, als ihr Pferd, dem Zwang des Zügels folgend, hinterhergaloppierte.
    Mit einigen Sprüngen preschten die beiden Tiere an dem scheuenden Diromo und Socorra vorbei und auf den Eingang der Geisterstadt zu.
    »Ihr habt mich überlistet!« schrie Algajar mit einer Stimme, die seinen inneren Zustand erkennen ließ. »Wir sehen uns wieder, Luxon!«
    Dann verschwanden die beiden Reiter zwischen den Felsensäulen des Tores. Die rasenden Hufe wirbelten lange Sandfahnen hoch Luxon ließ den Griff Altons los und holte tief Luft.
    »Luxon! Shakar ist tot!« wiederholte der Pfader. Seine Männer kamen zwischen den Felsen hervor.
    Luxon deutete auf den Leichnam und sagte: »Begrabt ihn und legt viele Steine auf sein Grab. Wir werden Algajar, diesen Schuft, verfolgen müssen. Nicht seinetwegen, sondern wegen der Prinzessin. Ich brauche eine Handvoll mutige Männer.«
    »Mich brauchst du nicht zu bitten«, rief der Pfader wütend und schwang sich in den Sattel.
    Ein Dutzend Männer, an ihrer Spitze Luxon mit dem gezogenen Schwert, galoppierten hinter Algajar her. Die Hälfte der Reiter trug Fackeln. Die Flammen loderten, und der erste Teil des Weges war von davonwirbelnden Funken und Rauchstreifen gekennzeichnet. Als ob die Dämonen witterten, dass sich ihre nächtlichen Opfer näherten, verstärkte sich das schauerliche Heulen und Wimmern.
    *
    Das Leuchten, von dem das Geistertal erfüllt war, schien sich in den jagenden Schatten zu verlieren, von denen Mond und Sterne verdunkelt wurden. Ein Himmelsstein jagte quer über das Firmament und zerschnitt es wie eine Schwertspitze in zwei ungleiche Teile. Sandschleier wurden von einem plötzlichen Windstoß, der eisige Kälte mit sich führte, über die Reiter geworfen. Die Männer standen in den Bügeln und hatten sich weit neben die Hälse der Pferde vorgebeugt. Die Funken der Fackeln brannten Löcher in die Wämser und die knatternden Sandmäntel. Wieder hatte der Süden mit seinen schrecklichen Geheimnissen zugeschlagen. Luxon ritt auf das seltsame Tor zu. Die Steinsäulen vor ihm wurden größer und wuchtiger. Die Fackeln der Hodjaf-Rebellen kümmerten ihn in diesem Augenblick wenig. Er war sicher, Algajar innerhalb kurzer Zeit einholen zu können.
    »Achtung, Luxon!« rief Socorra schräg hinter ihm. »Ein Vogelreiter!«
    Den sandigen Hang jenseits der Torfelsen stob ein einzelner Reiter herunter. Sein Orhako tänzelte im schlüpfrigen Sand hin und her und balancierte seinen Körper mit weitem Pendeln des Halses aus. Der Reiter schwenkte eine Fackel und rief: »He, Luxon! Freundschaft! Ich bin Hodjaf.«
    »Aus dem Weg. Ich verfolge diesen Schurken!« schrie Luxon und hob das Schwert. Der bärtige Mann ritt unbeirrt weiter und stellte sich Luxons Reitern in den Weg.
    »Ich helfe dir! Ich habe gehört, was der alte Mann gesagt hat. Ich erkenne dich als den rechtmäßigen Shallad an!«
    Luxon parierte sein Pferd und hielt an. Seine Reiter bildeten eine Linie hinter ihm und hielten ihre Waffen schlagbereit. Aber nur ein zweiter Orhakoreiter kam den Hang herunter und blieb in unverdächtiger Entfernung.
    »Höre ich recht? Welch ein schneller Wandel der Überzeugung«, spottete Luxon. »Ich habe dein Gespräch mit Algajar in der Nacht belauscht. Nohji und meine Waffen gegen mein Leben, nicht wahr?«
    »Schlage ihn nieder, Luxon«, bemerkte Socorra. »Dann sind seine Rebellen führerlos.«
    »Nicht so schnell!« beschwichtigte ihn Luxon. »Wie war das, Hodjaf – wir sollten uns ergeben, dann schenkst du uns das Leben?«
    »Vergiss es. Ich bin Rebell, weil ich den Shallad nicht für einen weisen Herrscher zu halten vermag.«
    »Und ich soll als sein Nachfolger weiser sein?«
    »Du bist jung und mutig, was ich selbst erlebt habe. Mit deinen magischen Waffen wirst du eines Tages Hadamur vom Thron stoßen. Ich bin lieber auf der Seite des Gewinners. Gewinnst du nicht, bleibe ich weiterhin Rebell und leidlich ungeschoren.«
    »Ein Mann von meinem Schlag«, murmelte Luxon versonnen. »Du ergreifst die Gelegenheit schnell beim Schopf?«
    »Ich stehe zu meinem Wort. Ich glaube diesem Shakar. Überzeugt hat mich, wie Algajar handelte.«
    Luxon brannte die Zeit auf den Nägeln. Er machte eine umfassende Geste und deutete auf die Hunderte von Vogelreitern, die das Tal in großer Entfernung umstellt hatten. »Sage deinen Männern, dass sie meine Karawane schützen sollen. Wir reden später. Hilf mir, Algajar zu

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