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Unter dem Teebaum

Unter dem Teebaum

Titel: Unter dem Teebaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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sie weiter: »Er hat zugestimmt, mir zu helfen, allerdings unter der Bedingung, dass wir sein blödes Öl auch verkaufen.«
    Amber lachte. Ihre Kinder waren so unterschiedlich, wie sie nur sein konnten. Bis auf ihre Vorliebe für Aluundas Bushfood und ihre Liebe zu Carolina Cellar, ihrer Mutter und ihrem Großvater gab es keine Gemeinsamkeiten zwischen ihnen. Sie waren wie Feuer und Wasser oder, wie Steve es nannte, wie Engel und Teufel.
    Jonah war inzwischen im dritten Jahr Student an der medizinischen Fakultät der Universität von Adelaide. Die Woche über lebte er in Adelaide, doch jeden Freitagnachmittag kam er in seinem kleinen Ford auf das Gut zurück, um sich um seine Teebaumpflanzen zu kümmern. Er hatte sich in den letzten Jahren sehr viel mit der Heilkunst der Aborigines beschäftigt. Ralph Lorenz hatte ihm dabei geholfen, doch davon wusste Amber nichts. Sie sah ihn nur an den Wochenenden oft zusammen mit Saleem verschwinden. Anschließend blockierten die beiden Aluundas Küche. War Jonah in Adelaide, kümmerte sich Saleem um die Teebaumpflanzen. Er band die zarten Stecklinge an Stangen, goss sie, prüfte die Blätter, roch an den Blüten. Beinahe hundert Stecklinge gab es jetzt auf dem Gut. Jonah hatte von Walter und ihr die Erlaubnis eingeholt, seine kleine Plantage auf dem Platz anzulegen, auf dem früher der Damala-Clan gewohnt hatte. Und natürlich hatten Walter und Amber es ihm gestattet. Mehr noch, Walter hatte den Notar rufen lassen und Jonah ganz offiziell hundert Hektar seines Landes überschrieben, damit Steve nicht auf die Idee kommen konnte, seinen Stiefsohn von der Plantage zu vertreiben. Außerdem hatte er für seinen Enkel das ehemalige Jagdpächterhaus renovieren und einrichten lassen. Jonah brauchte Ruhe für seine Studien, er hatte genug gelitten auf Carolina Cellar. In seinem alten Zimmer im Gutshaus würde er nicht glücklich werden. Sein Wunsch war es gewesen, in die Jagdhütte zu ziehen. »Wir alle würden uns wohler fühlen, wenn Steve und ich uns nicht zu häufig über den Weg liefen«, hatte er gesagt. Für seine Schwester allerdings hatte er ebenfalls ein Bett in die Hütte bringen lassen. Die beiden hingen noch immer wie Pech und Schwefel aneinander, und es war die selbstverständlichste Sache der Welt, dass sie gemeinsam in der Hütte schliefen, wann immer es sich einrichten ließ.
    Emilia, die als Einzige um ihre Meinung gefragt wurde, war natürlich einverstanden. Ansonsten, das wusste sie, würde das Gut nach Großvaters Tod zuerst Amber und dann zu gleichen Teilen Jonah und ihr gehören. So hatte es Walter Jordan in seinem Testament festgelegt, und so sollte es auch geschehen.
    Jetzt aber hatte sie andere Sorgen.
    »Was ist, Mum? Bist du einverstanden, dass ich eine kleine Weinstube eröffne, wenn ich dir verspreche, dass du überhaupt keine Arbeit damit hast?«
    Amber gab sich geschlagen. »Was für Gerichte willst du dort anbieten?«, fragte sie.
    Auch darüber hatte Emilia bereits nachgedacht. »Emufleisch und Kängurusteaks können die Leute bei Lambert essen, aber Gerichte der Aborigines soll es nur bei uns geben. Aluunda ist nicht umsonst eine Meisterin des Bushfood und meine jahrelange Lehrmeisterin.«
    Amber war unschlüssig. »Meinst du, die Leute mögen das?«
    »Aber ja. Sie kommen hierher, um etwas anderes zu erleben als in ihrer Heimat. Wo in Adelaide gibt es Bushfood? Wo in Europa? Wo in Amerika? Wir sind kein übliches Weingut, Mama, wir sind ein Event-Cellar.«
    Amber runzelte die Augenbrauen, als sie diesen Begriff hörte, doch sie dachte daran, gegen welche Widerstände sie hatte kämpfen müssen, als sie vom College gekommen war. Warum sollten Emilia und Jonah sich nicht ausprobieren können?
    »Also gut«, sagte sie. »Wir werden den alten Pferdestall neben dem Weinkeller herrichten lassen. Unter den Akazien, die davor stehen, können wir Tische stellen, dort ist es den ganzen Tag schattig.«
    Emilia war begeistert. Sie fiel ihrer Mutter um den Hals, dann rannte sie zu ihrem Großvater, um ihn an ihrem Glück teilhaben zu lassen.
    Amber hasste es, Kredite aufzunehmen, doch der Ausbau des Pferdestalls würde ihre finanziellen Möglichkeiten einschränken. Dem Gut ging es nicht schlecht, doch die bevorstehende schlechte Ernte zeigte ihr, dass es besser war, sein Vermögen beieinanderzuhalten. Schon jetzt hatte sie auf der Bank Gerüchte gehört, dass einige kleinere Weingüter in der Umgebung schließen würden, wenn sich die Lese tatsächlich als so

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