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Unter dem Teebaum

Unter dem Teebaum

Titel: Unter dem Teebaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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stieg aus, knallte die Tür zu, setzte sich auf einen Baumstamm und zündete sich eine Zigarette an.
    Amber ging zu ihm und setzte sich in einiger Entfernung ebenfalls auf den Stamm.
    »Bitte, Steve, lass uns diese Ehe beenden. Wir sollten uns in Frieden trennen. Mein Vater hat mir allein das Gut vererbt. Doch wenn du Geld für einen Neuanfang brauchst, so werde ich es dir geben.«
    »Dreißig Jahre war ich auf Carolina Cellar. Dreißig Jahre habe ich mehr dafür geschuftet als ihr alle zusammen. Mehr als zwanzig Jahre lang habe ich versucht, mit dir wie eine richtige Familie zu leben. Ich denke nicht daran, dies alles jetzt aufzugeben. Auf Carolina Cellar ist mein Zuhause. Ich gehe nicht fort. Und ich lasse nicht zu, dass du mich verlässt. Vor Gott hast du geschworen, mit mir zu leben, bis dass der Tod uns scheidet. Ich lasse nicht zu, dass du mich davonjagst wie einen Hund. Wir haben eine gemeinsame Tochter. Ich bin inzwischen über fünfzig Jahre alt. Zu alt, um anderswo ein neues Leben zu beginnen.«
    Amber stand auf. Sie klopfte sich das Kleid sauber. »Gut«, sagte sie. »Ich hatte gehofft, wir könnten eine Lösung für uns alle finden.«
    Dann drehte sie sich um und ging den Weg zurück zum Gut. Sie lief eine halbe Stunde durch die mondhelle Nacht. Ein wilder Hund saß am Weg. Er heulte den Mond an, und am liebsten hätte Amber in sein Geheul eingestimmt.

22
    Walters Tod war keine Befreiung für Amber. Steve belauerte sie auf Schritt und Tritt. Er ließ sie kaum noch nach Tanunda fahren.
    Die Ernte war inzwischen eingebracht, und das Ergebnis übertraf die schlimmsten Erwartungen. Die neuen Rebstöcke waren allesamt durch Schädlinge zerstört. Bob hatte sie inzwischen ausgegraben und samt und sonders verbrannt und dem Boden mit reichlich Stickstoff eine Atempause verschafft.
    Der Ertrag der übrigen Stöcke aber war so gering ausgefallen, dass Amber fürchtete, ihre bestehenden Verträge nicht einhalten zu können. Zu allem Unglück forderte nun auch noch die Bank den Kredit für den Ausbau der Outback-Station zurück.
    Das kleine Lokal lief gut, doch noch trug es sich nicht von allein.
    »Steve«, sagte Amber eines Abends, als er von der Maschinenhalle über die Veranda ins Haus gehen wollte. »Ich muss mit dir reden.«
    Steve blieb stehen, doch er sah seine Frau nicht an.
    »Ich habe heute Nachmittag in den Geschäfts- und Kontenbüchern gesehen, dass wir finanziell am Abgrund stehen.«
    »Und? Was soll das heißen? Was willst du damit sagen?«
    Amber beschloss, nicht lange um den heißen Brei herumzureden. »Du hast seit Jahren ziemlich hohe Geldbeträge zur Seite geschafft. Aber das interessiert mich nicht. Ich verlange jetzt von dir, dass du dich einschränkst. Wenn du nach Adelaide ins Casino oder nach Tanunda ins Bordell gehst, dann habe ich nichts dagegen. Aber ich habe etwas dagegen, dass du diese Amüsements von den Geldern des Gutes bezahlst. Ab sofort werde ich die Buchführung übernehmen. Du bekommst ein Gehalt, genauso wie früher. Damit kannst du machen, was du willst.«
    Steve sagte nichts. Seine Kieferknochen mahlten jedoch, und aus seinen Augen schossen zornige Blitze.
    »Du willst meine Stelle im Haus einnehmen?«, fragte er. »Willst nicht nur der Winemaker sein, sondern obendrein der Verwalter, ja? Ist es so?«
    »Ich bin die Besitzerin des Gutes. Ich sage, wer was zu machen hat. Und jeder, dem das nicht passt, der kann gehen.«
    Sie stand auf und ging in ihr Zimmer, doch Steve hielt sie am Arm zurück. »Ich habe mir nur genommen, was mir zusteht. Ich wollte eine Familie, aber du hast mich um diese Familie betrogen. Jahrelang habe ich für deinen schwarzen Bastard gesorgt. Jahrelang musste ich meine Lust in den Bordellen stillen, weil du mir dein Bett verweigert hast. Ich hatte mir das alles anders vorgestellt. Einer muss dafür bezahlen, und diese eine bist du. Du hast mich um mein Leben, um meine Wünsche und Sehnsüchte betrogen. So lange, dass ich mich nicht einmal mehr daran erinnern kann, was ich ersehnte.«
    Abrupt ließ er sie los. Amber starrte ihn an. Sie wusste, dass er im Recht und zugleich im Unrecht war.
    »Wir haben alle unsere Träume verloren«, sagte sie. »Jetzt können wir nur noch versuchen zu retten, was davon übrig geblieben ist.«
    Steve lachte dumpf auf. »Ich habe meine Träume verloren. Und auch den Glauben an Liebe und Familie. Das Einzige, was mir noch etwas bedeutet, ist Geld.«
    In der Nacht wachte sie plötzlich auf. Eine Weile lauschte sie in die

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